Alumni
Alumni-Porträts
Karrieren und Lebenswege sind vielfältig. Alumni teilen ihre Erfahrungen, persönlichen Geschichten und geben Einblicke in ihre Lebensläufe.-
Unbeirrt seinen Weg gehen – es entsteht was entstehen muss April 2022
Hakan Ulus
Komponist, Klagenfurt und WienFoto: Anna UtkinaHakan Ulus studierte Komposition bei Ernst Helmuth Flammer, Adriana Hölszky, Claus-Steffen Mahnkopf, Tristan Murail, Aaron Cassidy und Liza Lim an der Universität Mozarteum Salzburg, der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig sowie an der University of Huddersfield in Großbritannien. Zudem absolvierte er einen Master in Zeitgenössischer Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Er erhielt zahlreiche Kompositionspreise und Stipendien, u.a. impuls Kompositionspreis Graz, Stipendiat der Akademie der Künste Berlin, Stipendiat der Internationalen Ensemble Modern Akademie, seine Werke werden international von renommierten Interpreten wie dem Klangforum Wien und Ensemble intercontemporain aufgeführt und seine Publikationen erschienen u.a. im Wolke Verlag, Rombach Verlag und bei Musik & Ästhetik. Er hielt zahlreiche Vorträge über seine Musik in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Schweden, Großbritannien und den USA und gab Kompositions-Meisterkurse in Madrid, Detmold, Singapur und Udine. Seit 2019 erscheinen seine Werke bei Edition Gravis. Im Oktober 2021 folgte er der Berufung auf die Professur für Komposition und Musiktheorie an die Gustav Mahler Privatuniversität in Klagenfurt.Eines Ihrer Werke wurde dieses Jahr für das MATA Festival in New York ausgewählt. Ein Festival für Neue Musik, das als das „aufregendste Schaufenster für herausragende junge Komponisten aus aller Welt" bezeichnet wurde. Was bedeutet es für einen Komponisten, daran teil zu nehmen?Das MATA-Festival ist in den USA sehr bekannt und hat in der internationalen Kompositionsszene einen sehr guten Ruf. Es ist kein Preis im eigentlichen Sinn. Es war ein Call for Scores. Jedes Jahr reichen über 1000 Komponist*innen ihre Werke ein, und eine kleine Auswahl von etwa 10 Werken schaffen es zum Festival. Es ist fast wie bei einer Lotterie (lacht). Aber natürlich freue ich mich darüber und es kommen viele Menschen, um die Werke zu hören. Das ausgewählte Werk Auslöschung II nach Thomas Bernhards gleichnamigen Roman habe ich für zehn Vokalisten geschrieben und es wurde 2019 im Kulturpalast in Dresden uraufgeführt. Eine Aufführung beim MATA-Festival ermöglicht sehr große Aufmerksamkeit.Welche Rolle spielen Preise und Stipendien für den Werdegang eines Komponisten heute?Eine sehr große. Es gibt Call for Scores, Preise, Stipendien, Aufenthaltsstipendien und all diese Möglichkeiten bieten Komponist*innen die Chance, sich und ihre Werke zu präsentieren. Hätten wir diese Möglichkeit der Präsentation nicht, würden wir uns in unserer Arbeit viel langsamer entwickeln. Die Probenarbeit ist dabei eine ganz entscheidende. Man lernt dabei unglaublich viel. Ich hatte nach meinem Studium am Mozarteum das große Glück, ein Stipendium von der Internationalen Ensemble Modern Akademie in Frankfurt zu erhalten. Ich durfte ein Jahr lang mit dem IEMA-Ensemble und dem Ensemble Modern täglich zusammenarbeiten. Dabei habe ich sehr viel über Probenpsychologie und den Umgang mit Instrumenten gelernt. Aber auch, wie man eine Probe effektiv leitet. Die direkte Praxisnähe in diesem Ausmaß ist luxuriös, das hat man im normalen Komponisten-Alltag nicht. Es gab zwei Aufträge, einen für Kammerbesetzung und einen für großes Ensemble. Eines meiner Stücke war Tawāf für verstärkten Flügel, großes Ensemble und Elektronik. Die übliche Probenanzahl von drei war unzureichend. Ich wollte 12 Proben, schlussendlich reichten sieben. Die Anzahl an Proben kann normalerweise nicht verhandelt werden. Es war tatsächlich Luxus und ich konnte aus dieser Zeit sehr viel mitnehmen.
Auch Aufenthaltsstipendien sind eine sehr wichtige Sache, weil man sehr viel sieht. Reisen sind für die Inspirationen, die Eindrücke, für Dinge, die man vielleicht nicht direkt verarbeitet, aber die Bedeutung einzelner Momente und Bekanntschaften drei vier Jahre später erkennt, grundsätzlich wichtig.
Dann gibt es noch die größeren Preisgelder, die den Spielraum erweitern. Damit kann der Fokus völlig auf das Komponieren gelegt werden. Die kleineren Möglichkeiten wie Call for Scores, sind ebenso wichtig, denn das eine führt zum anderen und jede Aufführung ist wichtig. Daher sollte auch jede Probenminute so effektiv wie möglich genutzt werden, sodass die Aufführung genauso wird, wie sie vorgestellt wird.Wie dürfen wir uns die Arbeit als Komponist*in vorstellen? Wie ist Ihre Herangehensweise? Wie funktioniert ein Kompositionsprozess? Welche Rolle spielt Harmonie und Rhythmik, wie findet man die passenden Akkorde?Das ist eine große Frage (lacht). Im Mai werde ich meine Antrittsvorlesung mit dem Titel Komponieren und Erforschen an der Gustav Mahler Privatuniversität halten und dabei wird es genau darum gehen. Der Kompositionsprozess kann nicht verallgemeinert werden, ich kann natürlich nur für mich sprechen. Zunächst ist es sehr wichtig, dass ich eine gewisse Regelmäßigkeit beim Komponieren habe. Sich nur auf die Inspiration zu verlassen ist riskant, denn es kann passieren, dass man Glück hat und ein Gedanke zur richtigen Zeit kommt, aber man kann auch aus dem Prozess rauskommen und dann ist es umso schwieriger wieder rein zu kommen. Meine erste Professorin am Mozarteum, Adriana Hölszky, hatte immer gesagt: „Komponieren ist wie mit einem Schiff auf dem offenen Meer zu sein. Wenn der Wind gut steht, muss man die Segel setzen.“ Das bedeutet, dass günstige Situationen künstlerisch genutzt werden müssen. Auch wenn das bedeutet, dass man die Nacht durcharbeiten muss. Ich kann zum Beispiel oft den eigentlichen Moment des Schaffens nicht mehr definieren oder beschreiben. Ich bin dann in einem anderen Bewusstseinszustand. Man schafft in der Kunst eine zweite Realität – wie es Adorno so schön formuliert hat.
Ein*e Künstler*in lebt in dieser anderen Realität. Ingeborg Bachmann sagte zum Beispiel, sie lebe nur, wenn sie schreibe. Ich behaupte, das trifft auf alle wahren Künstler*innen zu. Der konkrete Prozess hat sehr viel mit dem Alleinsein zu tun, aber man braucht dennoch das Feedback und die Zusammenarbeit mit den Musiker*innen. Neue Richtungen müssen ausprobiert werden. Ich rufe beispielsweise mir bekannte Musiker*innen an und bitte sie, etwas zu spielen, zu probieren. Dabei muss man natürlich die richtigen Personen anrufen, denn Neues kann oft erstmal schwierig sein. Es war mir von Anfang an wichtig, nach draußen zu gehen und ich würde es auch allen empfehlen. Das war eines der ersten Dinge, die ich bei Adriana Hölszky gelernt habe. Sie meinte, meine Arbeit sei ganz toll, aber wichtiger sei es, mit den Werken nach draußen zu gehen, damit die Werke von professionellen Ensembles aufgeführt werden. Es reicht nicht aus, ein paar Jahre lang die Werke an der Universität mit Studienkolleg*innen aufzuführen. Das gilt aber für alle Fächer. Dieser Schritt führt automatisch eine Veränderung im kompositorischen Denken herbei. Plötzlich verschieben sich die Grenzen des Machbaren und irgendwann wird erkannt, dass es kaum Grenzen gibt. Komponieren ist das grenzenlose Denken, das Träumen. Irgendwann wird man aber mit der Realität konfrontiert.Würden Sie das Komponieren eher als Handwerk oder als Reflexion bestimmter Ereignisse, Erlebnisse, Literatur-Stoffe oder Zeitspannen/Epochen beschreiben?Reflexion ist ein entscheidender Aspekt, auch die Reaktion auf bestimmte Erlebnisse hat Bedeutung. Vielleicht nicht unbedingt bewusst, jedoch reagiert man sicher im Unbewussten auf Dinge, die erlebt wurden. Eine gesellschaftliche Verantwortung spielt auch mit, da gesellschaftliche Ereignisse durch Kunst reflektiert werden und neue Erkenntnisse bringen. Das Handwerk ist für professionelles Arbeiten sicher wichtig. Man muss wissen, wie Dinge umzusetzen sind. Wobei ich der Meinung bin, dass ein Stück, dem eine gute Idee zu Grunde liegt, aber das Handwerk nicht perfekt ist, besser ist, als ein Stück mit schlechter Idee und bestem Handwerk. Das Handwerk kann man immer lernen – es ist ein Mittel zum Zweck. Kreativität kann man vielleicht stimulieren, aber letztendlich hat man sie oder eben nicht. Die Ausführung braucht Handwerk, was sich natürlich auch im Kompositionsunterricht widerspiegelt. Allerdings verliert das Handwerk ab einem gewissen Punkt, einem professionellen Niveau, an Bedeutung: Es ist dann selbstverständlich. Es folgen kritische Selbstreflexion, Diskussionen über Ästhetik, andere Künste, über Ereignisse und so weiter.Wie schafft man es, die vertrauten Töne renommierter Komponist*innen vergangener Epochen zu verlassen und etwas völlig Neues zu schaffen?Etwas völlig Neues gibt es wohl nicht. Alles ist Evolution, alle Menschen haben eine Tradition und Sozialisation. Natürlich kann der Versuch unternommen werden, Brüche herbeizuführen, aber das Unbewusste bleibt. Auch so große Persönlichkeiten wie Stockhausen, die durchaus kritisiert wurden, sagten, sie hätten nicht gebrochen, vielmehr hinzugefügt. Auch Schönberg war nicht der große Revolutionär, er bezog sich immer wieder auf Brahms. Es kann aber versucht werden, andere Perspektiven einzunehmen und so etwas Neues zu entwickeln. Das Neue ist oft auf den ersten Blick gar nicht sichtbar. Manchmal überrascht der Kompositionsprozess einen selbst. Das Werk muss im Prozess äußerst flexibel sein. Die Richtungen ändern sich und aus 12 Minuten werden plötzlich 25 Minuten, die das Werk erfordert. Es entsteht das, was entstehen muss. Unabhängig davon, ob es einmal, zehnmal oder einhundertmal aufgeführt wird. Eine gute Aufführung ist wertvoller als zehn schlechte. Die Kunst darf im Prozess und Ergebnis auch scheitern. Das ist ganz wesentlich. Getreu dem Motto von Samuel Beckett „ever tried, ever failed, no matter, try again, fail again, fail better”.Gibt es für Sie besondere Inspirationsquellen? War es für Sie immer schon klar, dass Sie komponieren wollen?Ja, das Komponieren war schon sehr früh mein Ziel. Begonnen habe ich mit Klavier, aber das Komponieren stand früh im Vordergrund. Das Schöpferische lag mir schon immer und so ging ich konsequent diesen Weg. In der Stadt, in der ich aufwuchs, gab und gibt es das Ensemblia-Festival für Neue Musik. In den über 30 Jahren des Festivals, waren alle großen Namen dort vertreten: Lachenmann, Hölszky, Spahlinger und viele andere. Und so hatte ich das Glück, bereits sehr früh mit Neuer Musik in Kontakt zu kommen. Es gab für mich keinen Bruch zwischen Komponisten der vergangen en Jahrhunderte und Komponist*innen Neuer Musik. Das hat sich für mich ganz natürlich entwickelt. Inspirationsquellen gibt es viele. Unter anderem Musik aus anderen Teilen der Welt. Spannend finde ich Musik, die sehr stark mit Ornamenten arbeitet. Aus der arabischen Musik wissen wir, dass die musikalische, melodische Linie und nicht die Harmonik im Vordergrund steht. Das ermöglicht einen ganz anderen Reichtum was die Verbindung von Tönen angeht - mit Glissando und Vibrato. Auch die Literatur spielt für mich eine entscheidende Rolle: in den letzten Jahren vor allem Thomas Bernhard. So komponierte ich einen großen 45-minütigen Thomas Bernhard-Zyklus. Darüber hinaus spielen Kaffeehäuser als Inspirationsquelle eine wichtige Rolle (lacht). Als ich 2010 nach Österreich kam, habe ich mich direkt ins Café Bazar verliebt. Die Inspirationen sind natürlich sehr werkspezifisch. Wichtig ist, neugierig zu bleiben, mit offenen Ohren und Augen durch die Welt zu gehen. Daher ist das Reisen auch sehr wichtig. Obwohl ich nie in Japan war, interessiert mich z.B. das Karōshi-Phänomen. Es bezeichnet das kulturell bedingte Überarbeiten, das zum Tod führt. Mein Stück Karōshi für Sopran mit Klangobjekten ist Teil des Bernhard-Zyklus. Bei Bernhard wissen wir, dass sich die Protagonisten immer in einer extremen inneren und äußeren Anspannung befinden, bedingt durch bestimmte Ereignisse, durch depressive Verstimmungen usw. Ich beobachte zudem sehr gerne Rituale aus verschiedenen kulturellen Kontexten und komponiere daraus wiederum Rituale.Sie haben schon sehr viel zu Ihren Werken gesagt, aber gibt es noch etwas, dass Sie besonders betonen oder transportieren möchten mit Ihren Kompositionen?Es geht sehr oft um fragile Zustände, um Reibungen, es geht um ein Angespanntsein. Die Bühnenpräsenz muss bei meinen Werken extrem sein. Die Art der Interpretation meiner Musik ist sehr wichtig. Das betone ich in der Kommunikation mit den Musiker*innen auch immer wieder. Die Musiker*innen werden in meinen Werken extrem gefordert. Das ist eine existentielle Erfahrung, die für mich große Bedeutung hat. Sowohl im Kompositionsprozess selbst, als auch bei der Aufführung der Werke. Als mein Studium abgeschlossen war, habe ich mehrere Jahre freischaffend gelebt, mit vielen Aufenthaltsstipendien. Ich hatte keine Terminverpflichtungen und war ganz frei. In dieser Situation habe ich verschiedene Zeitpläne zum Komponieren ausprobiert. Mal habe ich in der Nacht komponiert, dann am späten Nachmittag begonnen, oder Abends – ganz unterschiedlich. Auch das war eine existentielle Erfahrung und teilweise anstrengend für den Körper. Das Interessante, das ich daraus mitgenommen habe, ist, dass jedes Werk einen eigenen Zeitplan hat. Jedes Werk fordert mich auf eine andere Weise und ich muss mich daran anpassen.Welche Rolle spielen Verlage in der Laufbahn von Komponist*innen? Wie kommt man zu einem Verlag?Ich wurde vor einiger Zeit von Edition Gravis angesprochen. Das ist ein kleiner Verlag in Berlin, der sich sehr für junge Künstler*innen engagiert. Für mich ist dieser Verlag ein Glücksfall, da er meine handgeschriebenen Manuskripte druckt. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich. Beim Ricordi-Verlag gibt es beispielsweise einen Wettbewerb, bei dem nur computergeschriebene Partituren eingereicht werden können. Der/die Gewinner*in erhält dann einen mehrjährigen Verlagsvertrag. Schreibt ein/e Komponist*in per Hand, so ist er/sie bereits ausgeschlossen. Ich mache wenig Kompromisse, wenn es um die Kunst geht. Für mich ist der Prozess des Schreibens auf Papier ein Teil des Werkes. Das haptische Erleben ist sehr wichtig und persönlich. Diese Rückmeldung erhalte ich auch von den Musiker*innen, die meine Partituren so besser interpretieren können.Warum gibt es in der öffentlichen Wahrnehmung viel weniger Komponistinnen als Komponisten?Zum Glück ist das etwas, das sich gerade ändert. Ich setzte mich in meiner Funktion als Professor für Komposition an der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik aktiv dafür ein, dass es strukturelle Änderungen gibt. Der Hintergrund erklärt sich aus der Musikgeschichte. Es wurde einfach nicht zugelassen, dass Frauen komponieren. Wir kennen die Briefe von Robert an Clara Schumann aus denen hervorgeht, dass Robert das Komponieren von Clara verhindert hat; ebenso die Geschichte von Alma und Gustav Mahler. Auch wenn Frauen komponiert haben, so wurden die Werke nicht in den Kanon aufgenommen. Musikgeschichte ist ja immer Musikgeschichtsschreibung von einzelnen Personen oder einer Gruppe von Personen. Das ändert sich aber zunehmend. Es gibt mittlerweile auch internationale Preise, die sich ausschließlich an Komponistinnen richten. Idealerweise überwinden wir das alles irgendwann und es geht dann nur mehr um die Qualität der Werke und nicht mehr darum, wer oder welches Geschlecht hinter der komponierenden Person steht. Denn darauf kommt es an, dass Musik qualitätsvoll und gehaltvoll ist, welches Geschlecht, welche Hautfarbe, welche Konfession ein Mensch hat, ist vollkommen irrelevant!Sie geben nun Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen als Professor an junge Nachwuchskünstler*innen weiter. Was ist das Schöne an dieser Arbeit und was wollen Sie vermitteln?Aus meiner Sicht ist es sehr wichtig, sich in die Persönlichkeit des anderen hinein zu versetzten, was auch an natürliche Grenzen stößt. Es geht immer darum, die Studierenden so zu fördern, dass die Kreativität das höchste Level erreicht. Ob jemand Talent hat, merkt man sehr schnell. Talent ist das wertvollste Geschenk, das es zu fördern gilt. Ich sehe mich auch als Wegbegleiter von jungen Komponist*innen, die auf der Suche nach ihrer eigenen Stimme sind. Komponieren bedeutet immer auf der Suche sein, egal wie alt man ist. Man muss versuchen zu verstehen, was für eine junge Person in einem speziellen Moment wichtig ist. Das können sehr konkrete Dinge sein, etwas Handwerkliches oder die Motivation zu fördern. Es kann auch der Umgang mit Absagen sein. Es ist wichtig, sich nicht von seinem Weg abbringen zu lassen und immer weiter zu machen. Das möchte ich vermitteln und das auf Augenhöhe. Vielleicht ist der Begriff Kompositions-Studierende auch nicht ideal, besser wäre einfach junge Komponist*innen. Wertschätzung der Arbeit und Mühen der jungen Komponist*innen ist sehr wichtig. Darüberhinaus ist auch der psychologische Aspekt bedeutend. Mit falscher Wortwahl kann im Kompositionsunterricht vieles zerstört werden. Künstler*innen sind zumeist sehr sensible und empfindliche Menschen. Die Sensibilität der Sprache ist also wesentlich. Das Unterrichten ist auf mehreren Ebenen sehr bereichernd für mich. Durch den Umgang mit Menschen unterschiedlichster Altersgruppen zeigt sich unter anderem, wie unterschiedlich Perspektiven sein können. Ich reflektiere beim Unterrichten meine eigene Wahrnehmung und erinnere mich an eigene Lernprozesse. Es macht mich schlichtweg sehr glücklich, wenn ich sehe, dass Dinge, die ich versuche zu vermitteln, zu Erfolg führen. Ich kann den jungen Komponist*innen jedoch nicht ihren Weg zeigen, den müssen sie selber finden. Ich kann nur Impulse geben, versuchen verstecktes Potenzial aufzudecken, den jungen Komponist*innen helfen, den Weg in ihr Inneres freizulegen. Denn: Hat jemand etwas zu sagen, so wird er auch den Weg und die Mittel finden, es zu sagen.Welche Fähigkeiten muss ein*e gute*r Komponist*in aus Ihrer Sicht haben?Möglichkeiten suchen und aktiv wahrnehmen, immer weitermachen und sich nicht beirren lassen, praktische Erfahrungen sammeln. Es gibt viele Bücher über Instrumente, aber wenn man für Klarinette schreibt, setzt man sich am besten mit einem*einer Klarinettisten*in zusammen und probt, lässt sich Dinge erklären, probiert aus. Probenerfahrungen sind sehr wichtig und können an der Universität nur begrenzt vermittelt werden. Selbstvertrauen muss aufgebaut und Zweifel reflektiert werden. Die Kenntnis über aktuelle Entwicklungen der Szene ist wichtig, um das eigene Komponieren in der Gesellschaft kontextualisieren zu können. Es geht darum, auf dem Laufenden zu bleiben. Festivalbesuche und Konzerte sind essentiell, oder zumindest das Nachhören im Internet, wenn man nicht hinfahren kann. Es ist wichtig zu wissen, welche Stücke gerade uraufgeführt wurden, um so nah wie möglich an der Praxis zu sein.Worauf freuen Sie sich besonders an der Gustav Mahler Privatuniversität in Klagenfurt?Aufgrund der noch jungen Akkreditierung der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik bin ich in der einmaligen Situation, vor allem mit meinem Kollegen Jakob Gruchmann die Kompositionsabteilung von Grund auf aufzubauen. Es gibt keine festgefahrenen Strukturen wie an vielen anderen Universitäten. Das ist eine sehr wertvolle Aufgabe mit viel Verantwortung. Wir analysieren wichtige Aspekte des Kompositionsstudiums, prüfen welche Fächer benötigt werden und wie die Schwerpunkte gelegt werden sollten. Von diesem Programm wird man sicher noch viel hören. Wir bauen zudem ein Doktoratsprogramm für Komposition auf, das planmäßig in zwei bis drei Jahren beginnen soll. Das ist natürlich eine sehr schöne Aufgabe!Welche Arbeitsbedingungen würden Sie sich für Komponist*innen wünschen? Was sollte sich ändern?Da gibt es Vieles! Grundsätzlich müsste in der Schulausbildung die Musik, einschließlich der Zeitgenössischen Kunstmusik, viel stärker im Vordergrund stehen. Das Empfinden und die Sensibilität für die Musik muss entwickelt werden. Leider arbeiten immer noch viele Komponist*innen unter prekären Bedingungen. Es gibt Richtlinien für Kompositionshonorare, die leider kaum eingehalten werden. Natürlich gibt es den Komponistenbund und die AKM, die diese Interessen vertreten. Auf der anderen Seite muss gesagt werden, dass es in den Künsten noch nie soziale Gerechtigkeit gab. Wir müssen uns den Platz in der Gesellschaft immer noch erkämpfen und argumentieren, warum unsere Arbeit wertvoll ist. Das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben. Daher ist wünschenswert, dass mehr Aufträge vergeben werden, viel mehr Konzerte stattfinden, bessere Probenbedingungen geschaffen werden und mehrere Aufführungen neben einer Uraufführung in verschiedenen Städten organisiert werden. Wenn Gelder umgeschichtet werden könnten, würde ich sagen: Bitte alles in die Kunst! -
Theorie und künstlerische Praxis – in der Kombination eine große Bereicherung März 2022
Barbara Lindmayr
Bildende Künstlerin und Kunstpädagogin, OttensheimFoto: Evelyn KreineckerBarbara Lindmayr ist bildende Künstlerin in den Bereichen Grafik, Malerei, Textiles und Objektkunst/Installationen. Seit ein paar Jahren gibt sie ihr Wissen als Kunstpädagogin an junge kunstinteressierte Menschen weiter. Sie hat in Salzburg, Linz und Leipzig studiert. Ein Auslandssemester führte sie an die Accademia di Belle Arti Venedig.Du bist freischaffende Künstlerin und Kunstpädagogin? Wie kannst du beides vereinbaren und was ist das Schöne an deiner Arbeit?Im pädagogischen Bereich bin ich relativ neu. Ich arbeite erst im vierten Jahr an der HBLA für künstlerische Gestaltung - eine berufsbildende Schule. Das bedeutet, die künstlerische Ausbildung ist der Schwerpunkt und das ist sehr herausfordernd. Schön ist das Soziale und Zwischenmenschliche am Unterrichten, die „kritischen Köpfe“, die ich treffe. Es ist eine wunderschöne Verknüpfung von Theorie und künstlerischer Praxis. Das war mir sehr wichtig. Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft haben mich während meines Studiums schon sehr interessiert. Durch die pädagogische Tätigkeit kann ich daran wieder anknüpfen. Das ist für meine praktische künstlerische Arbeit eine große Bereicherung. Ich habe auch an einem Gymnasium unterrichtet, das war aber nicht ganz mein Thema. Es kommt auf den Schultyp und den Lehrinhalt an. An der künstlerischen berufsbildenden Schule fühle ich mich eher „zuhause“. Hier kann ich meine Berufung leben, insofern bin ich sehr froh, dass sich diese Chance ergeben hat.Wie findet man den richtigen Platz als Pädagogin?Vor einer Anstellung absolviert man in der Regel ein Praktikum. Man merkt sehr rasch, ob der Schultyp und die Arbeit das Richtige sind.Siehst du für die zukünftige Generation unserer Absolvent*innen Potential im pädagogischen Bereich?Ja, sofern es keine weiteren Stundenkürzungen gibt. Technisches Werken und Textil wurde bereits zusammengelegt und es steht im Raum, dass auch die Bildenden Künste mit den anderen beiden zu einem Paket geschnürt werden sollen. Wenn dieser Plan umgesetzt wird, ist die Situation schwieriger. Wobei ich der Meinung bin, dass man das Handwerkliche, Kreative und Künstlerische nicht „wegrationalisieren“ darf! Es ist ein sehr wichtiger Bereich! Derzeit bekommen interessierte Absolvent*innen durchaus Anstellungen. Möglicherweise nicht gleich dort, wo man hinwill, aber die Wege sind prinzipiell offen. Soweit ich weiß, ist es in Tirol und Vorarlberg einfacher, in Oberösterreich und Salzburg ist es ein wenig schwieriger, aufgrund der örtlichen Ausbildungsstätten. Die Menschen wollen oft an diesen Orten bleiben.Nun zu deinem künstlerischen Weg. Deine Arbeiten waren gerade in zwei Ausstellungen zu sehen.
Ein roter Faden durchzieht dein künstlerisches Schaffen. Unter dem Titel „Kumulationen“ kreierst du Rauminstallationen, Grafiken und Malerei. Du arbeitest in unterschiedlichen Techniken und mit unterschiedlichsten Materialen: Netzen, Garn, Stahlblech, Lack & Spachtelmasse, Kugelschreiber, Tusche, Öl, Acryl. Wie dürfen wir uns den Entstehungsprozess eines Projekts vorstellen? Was ist dir wichtig?Mit der Linie und ihrer Anhäufung, mit Verdichtung und Auflösung von Schraffur und der Möglichkeit, damit Räumlichkeit zu suggerieren, beschäftige ich mich schon seit vielen Jahren. Gleichzeitig interessiert mich Wahrnehmung und Irritation, die Wirkung auf den Betrachter und dessen Interaktion, so wie die Dimensionen und der Einsatz verschiedener Materialien und Techniken in unkonventioneller Weise. Die Breite meiner künstlerischen Arbeit wurde bereits in meiner Ausbildung während meiner Schulzeit begründet. Damals entstand mein Bewusstsein für die unterschiedlichen Materialien. Während des Studiums habe ich mich mit Malerei und Grafik beschäftigt und die Textilkunst war von Beginn an wichtig und präsent für mich. Ich nähe auch meine Kleidung selbst. Das Handwerkliche ist sehr wichtig für mich. Eine einzelne Technik wäre mir rasch zu langweilig (lacht). Das eine führt sehr oft zum anderen, manchmal zufällig. Orangennetze faszinierten mich in ihrer Struktur und es gab Parallelen zu meinen Grafiken. So entstand die Idee „Netzinstallationen“ in den Raum zu setzen. Vieles muss man ausprobieren, um zu sehen, ob es funktioniert. Alle meine Arbeiten sind langwierig, die Muße muss bestehen bleiben. Der Weg zur Ausstellung ist ein nachgeordneter Schritt. Die Netzinstallationen habe ich unter anderem im Öffentlichen Raum gezeigt, so dass die Menschen im Vorbeigehen direkt darauf gestoßen werden. Sie erkennen das Material, mit dem sie oft zu tun haben, in anderem Kontext wieder. Ich möchte den Betrachter auffordern, genauer hinzuschauen. Einen analytischen Blick zu entwickeln und Dinge zu hinterfragen.Spielt das Thema Nachhaltigkeit in deiner Arbeit eine Rolle?Ich arbeite auch mit Öl und Acryl, aber natürlich überlege ich, welche Materialien wann zum Einsatz kommen. Die Arbeit mit den Netzen entspricht meiner Grundhaltung natürlich mehr. Der Umgang mit dem Material ist das wichtigste. Alltags- bzw. Wegwerfmaterial wird in meinen Arbeiten immer wieder unkonventionell eingesetzt.Mit deinen Ausstellungen bist du regelmäßig im oberösterreichischen Raum vertreten. Wie findet man als junge*r Künstler*in einen geeigneten Ausstellungsraum?Ein paar Räume sind auf mich zugekommen, ich hatte also Glück (lacht). So hat etwa eine Ausstellungsorganisatorin Arbeiten von mir gesehen und mir neue Ausstellungsflächen angeboten. Eines folgt dem anderen. Man darf nicht aufgeben, auch wenn es Phasen gibt, in denen es nicht so läuft. Ein gewisses Durchhaltevermögen braucht man schon. Ich bin unter anderem in einem Kunstverein aktiv und so konnten wir in den letzten Jahren „Leerstände“ in der Stadt zugänglich machen und für Ausstellungen nutzen. Das waren zudem „pandemiefreundliche“ Räume.In den letzten beiden Jahren war vieles in der Kunst digital zu erleben. Welche Erfahrungen hast du persönlich damit gemacht?Durch die digitalen Formate konnte man an vielen Dingen teilhaben, die man sonst nicht gesehen hätte. Sobald die Museen wieder geöffnet wurden, kamen die Menschen wieder mit Freude in die Ausstellungen. Das reale Erleben und die Wirkung eines Werkes können durch die digitale Welt nicht ersetzt werden. Aber natürlich hat das Digitale auch große Vorteile, es ist eine Ergänzung. Als Künstlerin war ich durch die Pandemie nicht eingeschränkt, im Bereich des Unterrichts sehr wohl. Von langen Schulschließungen bin ich nicht überzeugt. Das Zwischenmenschliche ist ein wesentlicher Faktor im Unterricht!Welche Rahmenbedingungen brauchen bildende Künstler*innen aus deiner Sicht?Einen anderen Stellenwert. Gerade in der Pflicht-Schule wird das künstlerische Fach als „Erholungsfach“ gesehen. Einerseits ist es gut, dass sich Jugendliche in einem Fach frei ohne Druck ausleben können, andererseits wird das Fach dadurch leider abgewertet. Dabei sind die Arbeit mit den Händen sowie die kreativen Prozesse so wichtig. Bedarf gibt es auch bei Ausschreibungen, Förderungen und Residencies sind nicht überall gleich zugänglich. Hier gibt es bestimmt noch Handlungsbedarf.Wie ist das mit den Arbeitsräumen? Welche Räume sind verfügbar? Wie kommt man zu einem Atelier?Leistbare Räume sind schwer zugänglich. Der Bedarf ist groß. Man kann Ateliergemeinschaften eingehen. Es gibt ein paar Stellen/Institutionen, die zu günstigen Konditionen, z.B. über Stipendien, Räume anbieten, das ist aber sicher noch zu wenig.Was willst du den jungen Künstler*innen mit auf den Weg geben? Was ist aus deiner Sicht für eine künstlerische aber auch pädagogische Laufbahn wichtig?Man sollte schon während des Studiums nach Möglichkeiten suchen. Solange man an der Universität ist, wird alles organisiert. Der Arbeitsraum, die Ausstellungen. Eine gewisse Planung der nächsten Schritte, egal ob Auslandsaufenthalt, Ausstellung, weiterführendes Studium, Praktikum etc. ist sicher empfehlenswert. Auslandsaufenthalte, möglichst über ein ganzes Jahr, möchte ich ausdrücklich empfehlen! Sie bereichern ungemein.Wo hätte es im Studium noch mehr sein dürfen?Wir wurden in der künstlerischen Praxis, im eigenen Tun sehr gut gefördert. Für das Unterrichten an einer Schule war es aber fast zu wenig. Aus heutiger Sicht hätte ich gerne noch mehr Techniken und Praktiken des Vermittelns kennen gelernt. Ich persönlich war über die Unterrichts-Situation an der Universität Mozarteum sehr froh, aber rückblickend hätte der pädagogische Unterricht noch facettenreicher sein können. Wobei es immer so sein wird, dass man sich vieles selbst erarbeiten muss. Ich kann sagen, dass meine Ausbildung keine reine „Lehrer*innen Ausbildung“ war – das war aber auch der Grund, warum ich mich für das Studium am Mozarteum entschieden habe. Es war so viel freier als anderswo. Die Entscheidung über Prioritäten muss aber jeder selbst treffen. Ich bin immer noch glücklich mit meiner getroffenen Entscheidung.Du hast einen vielseitigen Ausbildungsweg absolviert. Dein Wissen gibst du an einer berufsbildenden Schule an junge Menschen weiter. War dein Berufsweg von Beginn an so geplant?Nein, eigentlich wollte ich Kunst studieren. Das Pädagogische war die Absicherung, auf die meine Familie bestanden hat (lacht). Heute bin ich froh, dass ich es so gemacht habe. Der künstlerische Unterricht ist eine große Bereicherung für mich und nicht zuletzt persönlichkeitsbildend. -
Foto: Gerald SommerauerGenia Leis gewann gemeinsam mit Gerald Sommerauer den Max Ophüls Preis der Jugendjury 2022 für den Film „Risse im Fundament“. Sie studierte an der Universität Mozarteum Bühnen- und Kostümgestaltung und war bereits für Kostüm- und Bühnenbild sowie Ausstattung zahlreicher Theater- und Filmprojekte verantwortlich. Nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ wanderte sie mit ihrer Familie von Kasachstan nach Deutschland aus. Fragen nach kulturellem Anpassungszwang im Kapitalismus und die Paradoxien postkommunistischer Mentalität spielen eine entscheidende Rolle für ihre kreativen Prozesse.Herzlichen Glückwunsch zum Max Ophüls Preis!Sie sind Bühnen- und Kostümbildnerin und fühlen sich offensichtlich auch mit der Regie sehr wohl?Ja! Ich hatte bei dem Film die Position der Art-Direktorin inne. Im Bereich Film hatte ich immer eine Aufgabenmischung aus Art-Direktion und Ausstatterin, war aber auch produktionell tätig und habe immer wieder die Position der Regieassistenz mitübernommen und Inhaltlich viel mit der Regie gearbeitet. Ich bin mit Filmemacherinnen befreundet und habe daher in der Vergangenheit schon aus Leidenschaft mitgemacht. Ohne Leidenschaft funktioniert die Arbeit auf emotionaler Ebene nicht, ich gehe emphatisch an die Projekte heran. Vor etwa fünf Jahren habe ich dann meine ersten beiden Kurzfilme als Regisseurin gedreht, „The yellow Wallpaper“ behandelt das Thema Einsamkeit und wird demnächst auf Festivals eingereicht. Bei dem aktuellen Film „Risse im Fundament“, der die „MeToo-Geschichte“ behandelt, war ich schon bei Produktionsstart ein Teil des Teams. Ich setzte mich inhaltlichen mit dem Drehbuch auseinander und war mit Gerald Sommerauer (Regie) und Isabella Kröger (Drehbuchautorin) immer wieder im Gespräch. Gerald und ich stehen schon seit vielen Jahren im engen Kontakt und haben eine gemeinsame Sprache für das Filmemachen entwickelt und da es wichtig ist, bei einer „Me Too-Thematik“ den weiblichen Blick und die Erfahrung mit in die Inszenierung einfließen zu lassen, hat er mich gefragt, ob wir das gemeinsam machen. Ich kannte die Schauspieler, die wir mit viel Bedacht gemeinsam besetzten und so wurde es mein offizielles Regie-Debüt. Irgendwie liegt mir das (lacht).Was bedeutet dieser Preis für Sie und Ihren Kollegen?Der Preis bedeutet eine große Chance, gesehen und gehört zu werden. Aufmerksamkeit zu erzeugen. Von den vielen neuen Jung-Regisseur*innen bekommen nicht alle diese Chance. Dieser erste Schritt gelang uns jetzt. Der nächste Schritt ist, Förderungen und Stipendien zu beantragen, zu „pitchen“, Produzenten ausfindig zu machen, um weiter arbeiten zu können. Mit dem aktuellen Film werden wir nun zirka ein Jahr auf Festivals reisen und dann natürlich hoffen, dass sich Film-Verleiher melden. Das ist coronabedingt zwar nicht so einfach, da man in den letzten beiden Jahren aufgrund geschlossener Kinos auf den Filmen „sitzen geblieben“ ist, aber trotz allem hoffen wir auf die Aufmerksamkeit. Nach den Kinos soll der Film auch im Fernsehen zu sehen sein.Das ist ein langer Prozess …Ja, selbst Kurzfilme können manchmal enorm viel Zeit beanspruchen. Es ist immer individuell. Den Film „The yellow Wallpaper“ haben wir in nur drei Tagen mit drei Personen im Filmteam gedreht, aber die Postproduktion hat über vier Jahre gedauert. Das hat unterschiedliche Gründe, manchmal brauchen Inhalte ihre Ruhephasen bis man weiß was man damit anstellt. Bis ein Kurzfilm entsteht, vom Drehbuch bis zum fertigen Film, vergehen schon eineinhalb Jahre. Zuvor muss das Drehbuch geschrieben werden und danach arbeitet man an der Aufmerksamkeit für den Film.Sie haben gerade Bühne und Kostüme für ein Stück am E.T.A. Hoffmann Theater in Bamberg gemacht. Arbeiten Sie parallel für Film und Theater?Ja, es ist manchmal verrückt, aber es hat sich einfach so ergeben. Das ist irgendwie ein Ausgleich und ich möchte eigentlich auf keines der beiden verzichten. Am Theater Bühne und Kostüm, beim Film Art- Direktion, Drehbuch und Regie. Ich muss nur einen guten Rhythmus finden.Worin liegt der Unterschied in der Erarbeitung von Bühnen- bzw. Szenenbildern?Im Szenenbild sucht man aktiv nach Räumen, man macht „Location-Scouting“. Im Bühnenbild entwickelt man in einem bestehenden schwarzen Raum einen neuen Raum, der begrenzt ist. Ein Szenenbild kann überall sein. Es umfasst viele Orte, Plätze und Weiten. Es beschränkt sich vor allem nicht auf den Innenraum und man muss daher anders denken. Auch das ist ein guter Ausgleich.Arbeiten Sie vorwiegend planerisch oder legen Sie auch in den Werkstätten bei der Umsetzung gerne Hand an?Es kommt immer mal wieder vor und ich finde es auch schön und wichtig nicht zu vergessen, wie das haptische funktioniert. Handwerk ist alles, das muss man schon so sagen. Es ist sehr wichtig, auch an der Uni. Trotzdem habe ich bereits an der Universität - nicht immer zur Begeisterung meiner Professor*innen - gespürt, dass ich raus muss, dass mir die Bewegung fehlt. Ich wollte Menschen treffen, mit Menschen arbeiten, kommunizieren, reisen und vieles sehen. Ich brauchte den Input. Viele Studierende schätzen das Arbeiten in den Werkstätten. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, raus zu gehen, da jede*r sich die Dinge auf eine individuelle Art erarbeitet. Für mich geht das Handwerkliche und das Kommunikative Hand in Hand. Ich mache auch performative Videos und gestalte dabei sehr viel selbst. In Altusried arbeite ich für eine Freiluftbühne mit 2500 Plätzen. Laien bauen und gestalten, nähen und machen alles selbst, allerdings muss ich ihnen schon zeigen wie man das macht. Ich zeige vor, halte Workshops und erkläre wie was funktioniert.War Ihr Berufsweg von Beginn an so geplant?Nein. Ich muss aber dazu sagen, dass ich vor der Uni bereits vier Jahre am Theater gearbeitet habe. Ich war in dieser Praxis drinnen und konnte nicht mehr „ruhig in der Schule sitzen“. Es war kein einfacher Weg, Herausforderungen gab es genug. Das muss aber jeder für sich individuell entscheiden. Wichtig ist, auf sich selbst zu hören – auch wenn es komisch klingt. Man spürt selbst am besten was man braucht. Wie man vorankommt. Ich würde immer empfehlen nach draußen zu sehen, Neues zu entdecken, die „Fühler“ auszustrecken.Wie darf man sich einen Entstehungsprozess eines Bühnenbilds oder die Kostüme einer Produktion vorstellen? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Regie? Wie fängt man an?Erst mal viel lesen (lacht). Sich den Stoff theoretisch aneignen. Darüber nachdenken was wir erzählen. Um welche Schicksale geht es? Meistens erzählen wir in der Kunst über die Menschheit, die Natur, die Entstehung, alles was uns umgibt auf einer emotionalen Ebene. Wir wollen das Publikum erreichen. Daher ist es wichtig, sich nicht nur räumlich und gestalterisch die Inhalte anzusehen, sondern emotional, empathisch, fast schon sensibel mit dem Stoff umzugehen. Parallel braucht man die Recherchearbeit als Inspiration und nicht zuletzt das Spazierengehen. So sehr man den Input von außen braucht, ist auch die „kreative Ruhe“ entscheidend. Für mich ist das Spazierengehen sehr wesentlich, um die Dinge auf mich wirken zu lassen. Was viele vernachlässigen ist die Ruhephase, in der das Gehirn Dinge verarbeiten kann, ohne sofort wieder produktiv sein zu müssen. Das ist etwas, das wir im „Neoliberalen Kapitalismus“ total vernachlässigen. Momente der „Nichtproduktivität“ – da entsteht Kreativität. Ein ständig laufender Motor schafft aus meiner Sicht nicht immer Kreativität. Wenn man seine Recherchen abgeschlossen hat, geht man in das Gespräch mit dem Team. Das ist einer der wichtigsten Schritte. Was haben sich die anderen überlegt? Wie ist die Zugangsweise und was ist die gemeinsame Vision? Am Theater, aber auch beim Film ist die Hierarchie sehr stark. Die Regie hat das letzte Wort. Das ist auch gut so. Mir persönlich fehlt dann allerdings das „Ganzheitliche“. Auch das ist ein Grund, warum ich mittlerweile selbst Regie mache, um eine gesamte Vision zu kreieren. Wenn ich mit einer anderen Regie arbeite, dann begebe ich mich vollkommen in diese Vision. Hier ist Empathie, Sensibilität und aufeinander eingehen sehr wichtig. In dieser Rolle muss man sich als Künstler*in tatsächlich ein wenig zurücknehmen. Man dient der Bühne, dem Stück. Die Frage ist, was braucht das Stück und die Schauspieler, damit etwas Bestimmtes erzählt werden kann. Was muss der Raum können? Das schränkt die Kreativität einerseits ein, andererseits baut es eine Struktur auf, in der man eine Geschichte erzählen kann. Der nächste Schritt ist, einen Entwurf zu kreieren und das mit dem Theater auf einer technischen und finanziellen Ebene zu besprechen. Darauf folgt ganz viel Organisation (lacht). Es geht um Fragen wie: Wann wird was geprobt? Wann wird was hergestellt? Bis schlussendlich die Proben beginnen. Dieser Prozess dauert etwa sechs Wochen und dann geht’s zur Premiere. Wobei die Proben durch Corona meist auf mehrere Blöcke aufgeteilt werden. Falls es doch einen Lockdown gibt, werden die Produktionen in die Länge gezogen und andere aus der Warteschleife rausgebracht.In den letzten beiden Jahren war vieles in der Kunst digital zu erleben. Welche Erfahrungen haben Sie persönlich damit gemacht?Ein positiver Effekt war, dass ich weniger reisen musste. Modellpräsentationen konnten im Gegensatz zu Bauproben auch online gemacht werden. Ich finde es schon besser, wenn sich die Probenblöcke am Theater wieder normalisieren und wir wieder sechs Wochen am Stück proben können, um so auch beim Inhalt zu bleiben. Wir tragen unsere Stücke ja auch in unser Leben hinein, beschäftigen uns sehr intensiv damit.Ist das „Genderthema“ mit Hierarchien, Bezahlung, Frauen- vs. Männeranteil in Ihrem Beruf auch ein präsentes?Leider schon, ja. Es ist nach wie vor ein Kampf. Ich muss als Frau immer wieder daran erinnern. Als junge Frau wurde man regelmäßig klein gehalten oder schlecht behandelt. Teilweise gab es auch eine Großzügigkeit gegenüber der Jugend. Heute als erwachsene Frau, die im Leben angekommen ist und ihr Geld selbst verdient, muss ich im System funktionieren und da merke ich sehr wohl, dass das System immer wieder gegen mich arbeitet. Preise werden gedrückt, Dinge unmöglich gemacht, oft sind es ganz banale Dinge, die vielleicht gar nicht böse gemeint sind. Beim letzten Festival konnte mein Co-Regisseur nicht dabei sein und ich hielt ein Foto von ihm mit dem Handy in die Kamera, sodass wir beide abgebildet werden konnten. Es wurde jedoch zunächst ein Foto verwendet, auf dem mein Kollege gut sichtbar war, ich jedoch im Hintergrund verloren ging. Leider musste ich darauf aufmerksam machen, damit wir beide sichtbar wurden, obwohl es ein total feministisches und sehr diverses tolles Festival ist. Das hat mit unserem gelernten Seh- und Denkverhalten zu tun, das wir im patriarchalen System antrainiert bekommen haben. Es ist schon auffällig, dass man als Frau immer mehr hinterher sein muss, um gleichberechtigt behandelt zu werden. Oft geht es um Mikroverletzungen. Ich empfinde das immer noch als großes und wichtiges Thema, an dem man arbeiten muss. Wir Frauen haben es immer noch schwerer, in die großen Positionen der „Star-Regie“ oder „Star-Bühnenbildner*innen“ zu gelangen. Es ist ja nicht so, dass Frauen weniger können. Es scheint, als herrsche die Meinung vor, dass der Mann die „sichere Option“ ist und das nur, weil es uns über Jahrzehnte so beigebracht wurde.Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Beruf?Das ist absolut mein Thema. Ich würde sagen, ich war eine der ersten, die damit begonnen hat. Das hat wohl auch mit meinem Hintergrund zu tun. Ich wurde im Kommunismus, in Kasachstan geboren und kam dann mit meinen Eltern nach Deutschland in den Kapitalismus, in ein völlig anderes System. Meine Familie lehrte mich, Dinge wieder zu verwerten und mit Dingen kreativ zu werden, die man hat. Damit ging ich auch zum Theater. Zu Beginn war das für viele sehr ungewöhnlich. In den Gewerken wurde normalerweise alles neu angefertigt, oder gekauft, nur wenig aus dem Fundus verwendet. Ich habe bestehende Kostüme aus dem Fundus geholt, zerschnitten und Neues produziert. Am Staatstheater in Mainz fand man das beispielsweise ganz komisch (lacht). Ich musste mich zuerst damit etablieren. Grundsätzlich lasse ich mich zunächst aus den Fundis inspirieren. In Altusried habe ich Ritterrüstungen aus alten Lederjacken gemacht. Aktuell kreiere ich Rokokokleider aus Wurfzelten, die wir gespendet bekamen. Das funktioniert wunderbar für die Reifröcke. Wir machen auch Kopfbedeckungen aus Lampenschirmen, die wir mit Stoff beziehen - natürlich alles unter dem Copyright von Genia Leis (lacht). Das ist etwas, worin ich total aufgehe!Sie stehen bereits mitten im künstlerischen Berufsleben. Wie war der Weg von der Uni zum Theater? Welche Tipps und Tricks können Sie jungen Künstler*innen mit auf den Weg geben?Es ist wichtig, dass man sich nicht erschüttern lässt und seinen Traum verfolgt, wach, offen und neugierig für die Welt bleibt. Auch Leidensprozesse muss man zulassen und Raum dafür finden, um dann wieder weiter gehen zu können. Das Problem in unserer „Social-Media-Welt“ ist, dass wir Angst vor Leidensprozessen haben. Die Welt, die uns suggeriert wird, ist so bunt, so fröhlich und heil. Wir glauben daher, auch wir müssen das permanent sein. In unserem Film „Risse im Fundament“ gibt es die junge Frau, die fast schon naiv, ehrgeizig ihren Traum verfolgt und durch eine Erfahrung so tief erschüttert wird … – es ist ein wichtiger Prozess. Einerseits ist es schrecklich schmerzhaft, was sie erlebt, anderseits ist es ein Prozess des Erkennens der eigenen Grenzen. Wobei es nicht auf die Art wie im Film passieren darf….
Andere Menschen, Lehrende können einem sehr viel mitgeben, aber auch das sind „nur“ Gedanken, Erfahrungen, Vermutungen, Meinungen, … nichts ist in Stein gemeißelt. Es gibt keine Regel für alle. Jeder hat seine eigenen Möglichkeiten in sich. Zuhören und respektieren ist wichtig, aber es sind Vorschläge, keine Maxime. Wichtig ist, einen breiten Fächer von Meinungen zu suchen, um daraus zu eigenen Meinungen zu gelangen. Ich persönlich habe Bilder gesammelt. Ich wollte sehen lernen. Sehen was andere gemacht haben, um daraus zu schöpfen.Wie funktioniert der „Job-Markt“ für Bühnen- und Kostümbildner*innen? Werden Aufträge für Bühne und Kostüm pro Produktion ausgeschrieben? Kann man sich bewerben?Als Bühnenbildnerin kann ich mich nicht bewerben. Man kann eine Agentur beschäftigen, das machen immer mehr. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Mundpropaganda sehr wichtig ist und der Zugang über die Regie funktioniert. Die Nähe zu der Regie- und Schauspielabteilung habe ich bereits während meines Studiums am Mozarteum sehr geschätzt. Ich konnte sehr gute Kontakte knüpfen und arbeite heute noch mit diesen Personen zusammen. Netzwerke sind sehr wichtig. Man sollte in dieser Branche früh beginnen, möglichst viele Menschen kennen zu lernen. Beim Film läuft es ein wenig anders, da gibt es schon die eine oder andere Ausschreibung z.B. für Kostümbild.Was ist die größte Illusion angehender Bühnen- und Kostümbildner*innen?Das man als freie Künstler*in arbeiten kann.Was ist an Ihrem Beruf besonders schön? Was kann belastend sein?Besonders schön ist die Entwurfsarbeit, die Freiheit im „kreativ sein“. Hinzu kommt die „Familie“, die meist während des gemeinsamen Arbeitens entsteht. Nicht so schön ist das viele Reisen. Zu Beginn macht das sehr viel Spaß, aber irgendwann wird das anstrengend. Ich vermisse oft mein Zuhause. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich die Theater selber überfordern. Es gibt zu viel Programm. Gewerke und Menschen leiden unter den Produktionen. Das schwappt natürlich auch auf die Künstler*innen über. Das Arbeitsklima ist dann nicht mehr so gut, weniger freundlich. Oft wird die Arbeit so zu einer Sache, die man eben erledigen muss und das ist Gift für die Kunst. Den Druck des Zubringens spürt man im Umgang der Menschen miteinander.Wenn Sie an Ihre Studienzeit denken, woran erinnern Sie sich besonders gerne?Besonders gerne denke ich an meine Wohngemeinschaft in einer großen Altbauwohnung in Salzburg in der Nähe der Uni. Das war für mich eine neue Lebensrealität. Im Zuge meines Studiums habe ich herausgefunden, wie ich arbeiten möchte. Das Schönste war wohl die Erfahrung mit den Menschen, die ich in meiner WG und an der Uni kennen gelernt habe. Das begleitet mich das ganze Leben. Menschen und Kommunikation sind mir wahnsinnig wichtig. Ich bin meiner Abteilung und den Professor*innen auch sehr dankbar, dass sie viel zugelassen haben und mir viel Freiheit gegeben haben, um meinen Weg zu finden. -
Foto: Daniela BeranekWalter Auer ist Soloflötist der Wiener Staatsoper und Wiener Philharmoniker. Als gefragter Solist und Kammermusiker ist er international präsent und unterrichtet als Professor für Flöte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.Was ist das Schöne an der Arbeit mit jungen Menschen, am Unterrichten?Alles (lacht). Es ist eine wunderschöne Aufgabe, junge Menschen in einer wichtigen Lebensphase zu begleiten, ihnen möglichst viel Input zu geben und Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Es kommt unglaublich viel Persönliches und Musikalisches zurück. Man entwickelt sich dabei selbst weiter, was wichtig ist. Es geht darum, das eigene Fach voran zu bringen und nicht bei den Dingen zu verharren, die man selbst irgendwann vorgesetzt bekam. Ich mache das wahnsinnig gerne und das ist wohl auch eine Grundvoraussetzung. Zusammenfassend sehe ich die instrumentaltechnische und v.a. musikalische Prägung von jungen Menschen sowie deren Begeisterung zu unterstützen und zu fördern, als meine Hauptaufgabe.Sie sagten, man lernt selbst viel dabei. Beobachten Sie eine Veränderung der jungen Menschen heute im Vergleich zu Ihrer Studienzeit?Lustigerweise sprach ich erst kürzlich mit einer Studentin über dieses Thema. Wenn ich so darüber nachdenke, wie meine Studienzeit war, … (lacht). Wir waren sicherlich nicht immer einfach und manches hätte ich vielleicht anders machen sollen. Ich habe in Salzburg bei Michael Kofler studiert und er war nicht viel älter als ich. Ich vermisse bei den Jungen die Widersprüchlichkeit, das kritische Hinterfragen. Manchmal wünsche ich mir tatsächlich mehr konstruktiven Widerspruch. Das Starten eines Diskurses.Die Schüler sind heute braver?Ja, ich finde schon. Sie kommen braver aus der Schule. Aber die Begeisterung ist vorhanden. Es geht darum, ehrlich zu sich selbst zu sein. Wie viele Stunden kann ich investieren, wie viel kann ich üben, was bringt mich weiter? Das ist unverändert geblieben.War es für Sie von Beginn an klar, wohin es beruflich gehen soll?Glücklicherweise schon, ja. Ich ging in die Musikschule Villach, ebenso wie mein späterer Professor Michael Kofler. Er allerdings ein paar Jahre vor mir. Er zeigte mir diesen Weg quasi auf und war bereits damals mein Vorbild. Er studierte in Wien und wurde sehr jung in München Soloflötist. Soweit ich mich erinnere, war es bereits mit 15 oder 16 Jahren mein Wunsch, in einem Orchester zu spielen. Dass es dann genau diese Stelle wurde, konnte ich weder voraussehen noch planen. Es war mir durchaus bewusst, dass es schwierig werden würde, wobei ich damals schon parallel IGP (Anm.: pädagogische Ausbildung) studierte. Es war kein Plan „B“, beides interessierte mich. Ein Werdegang wird allerdings auch von Glück bestimmt. Es muss zur richtigen Zeit die richtige Stelle frei sein. Aber was ist Glück? Ich las unlängst die Definition eines Profigolfers, der meinte, je mehr er trainiere, desto mehr Glück hätte er. Diesen Gedankengang fand ich sehr schön.Probespiele bei Orchestern sind wichtige Karriereschritte, oder?Ich hatte noch während des Studiums das Glück, an die Karajan Akademie der Berliner Philharmoniker zu kommen. Am Vortag flog ich beim Vorspiel an der Münchner Orchesterakademie in der ersten Runde raus. Am nächsten Tag gewann ich in Berlin das Vorspiel. Das ist die Realität. Ein Werdegang muss nicht linear verlaufen. Wichtig ist es, auch aus negativen Erfahrungen etwas mitzunehmen. Wenn man gar nicht erst hingeht, bringt man sich von vornherein um eine Chance. Die zwei Jahre in Berlin unter Claudio Abbado waren ein Paradies für mich. Ich kam als staunendes Kind vom Lande. Es waren tolle Eindrücke, die ich dort gewinnen konnte. Lernen von den Besten - was will man mehr? Ich durfte in jungen Jahren beispielsweise unter Kurt Masur und James Levine spielen.
Der Weg ist im Grunde ganz einfach: Man schlägt das „Orchester“-Heft auf - damals noch nicht digital - und schaut wo es eine Stelle gibt. Dann bewirbt man sich. Im Lebenslauf macht es sich natürlich gut, wenn man schon ein paar Orchesterstationen vorweisen kann. Der schwierigste Punkt für Studierende ist eingeladen zu werden und sich zu präsentieren. Es gibt heute vermehrt Vorprobespiele, mit denen der Kreis der Eingeladenen vergrößert wird, trotzdem ist das die erste große Hürde.
Meine nächste Station war die Neue Philharmonie Westfalen, ich gewann das Probespiel und so ging es weiter. Ich suchte mir ein neues Ziel und dies war Kassel. Nach nicht bestandenem Probejahr zog es mich weiter zum Probespiel der Dresdner Philharmonie, das ich wiederum gewann. Man sucht sich quasi immer die nächst bessere Stelle. Nach Dresden folgten zwei Jahre bei der NDR Rundfunkphilharmonie Hannover. Ich war sehr glücklich in diesem Orchester. Irgendwann traf ich Olivier Tardy, meinen Kollegen aus der Berliner Zeit, und er machte mich auf die Stelle in Wien aufmerksam. In allen Orchestern traf ich hervorragende Musiker*innen und daher bin ich sehr froh über diese Stationen und Erfahrungen.Viele Orchester haben mittlerweile eigene „Nachwuchs-Akademien“.Karajan hatte diesen Weitblick bereits vor 50 Jahren. Die Akademien der Orchester müssen für die Studierenden in erster Linie tolle Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Studierende müssen lernen und spielen können. Es braucht gute Bezahlung, um in der Stadt leben zu können und die Studierenden müssen sich musikalisch weiter entwickeln können. Das Gesamtpaket ist entscheidend.Was ist aus Ihrer Sicht zu Beginn einer Berufskarriere besonders wichtig?Das Ergreifen der gebotenen Chancen. So viel wie möglich investieren und sich nicht selbst limitieren, indem man schon zu früh festlegt, was man nicht will. Man muss sich bewusst sein, dass wir sehr viele gute Flötist*innen haben, aber im Verhältnis nur wenige Stellen. Davon sind wiederum nur wenige Topstellen. Wenn man nicht zum Vorspiel geht, bringt man sich selbst um die Chance.
Ich habe noch in Salzburg studiert, als ich zum Probespiel des Bayerischen Rundfunks eingeladen wurde. Es ging um eine Piccolo-Stelle, die nicht zu meinen Favoriten gehörte. Als ich ankam, spielte eine Mitkandidatin ein Vivaldi-Konzert. Ich hörte es durch die Türe und es war so schön, dass ich nicht antrat und wieder heimgefahren bin. Ich dachte, dass ich das so nicht könnte. Heute weiß ich, dass jeder durch die Türe fantastisch klingt und die eigene Wahrnehmung täuschen kann. Durch das Nichtantreten hatte ich aber gar keine Chance. Es nicht zu versuchen, ist also keine Option. Das betrifft Wettbewerbe oder Aufnahmeprüfungen genauso.Sie selbst haben an einigen Wettbewerben erfolgreich teilgenommen. Welche Bedeutung haben Wettbewerbe für Künstler*innen?Wettbewerbe sind per se fantastisch, da gute Wettbewerbe Möglichkeiten und Chancen bieten. In der Regel sind viele Konzerte und Auftrittsmöglichkeiten damit verbunden. Mit der Verlagerung der Wettbewerbe in den Onlinebereich kann ich weniger anfangen. Ich möchte Künstler*innen und ihren Klang live hören. Das Beste an Wettbewerben ist, dass man sich ein neues Repertoire erarbeitet. Es gibt ein Ziel, man muss sich vorbereiten und ein bestimmtes Repertoire lernen. Der Weg zum Wettbewerb ist dabei vielleicht sinnvoller als der Wettbewerb selbst.Welchen Wandel hat die Digitalisierung aus Ihrer Sicht mit sich gebracht? Und welche Bedeutung haben CD- und Rundfunkaufnahmen für klassische Künstler*innen heute?Große Karrieren von Sänger*innen und Instrumentalsolist*innen sind nach wie vor an Tonträger gekoppelt. Ob diese in Zukunft in physischer Form vorliegen müssen, ist die große Frage. Aufnahmen werden nach wie vor produziert, aber eher um sie für den Download bereit zu stellen. Und es gibt ja auch wieder einen Trend zur Schallplatte für gewisse Aspekte und für die Aficionados, die noch eine tolle Anlage zuhause haben und diese besonderen Klangwelten wieder aufleben lassen wollen. Und dann gibt auch es auch noch Länder wie Japan, in denen der physische Markt sehr wichtig ist.
Im täglichen Gebrauch hat sich schon viel verändert. Wir haben keine Laufwerke mehr auf unseren Computern, meine Student*innen können mit CDs nur wenig anfangen. Die Industrie gibt hier einiges vor. Zusätzlich haben wir alle, was die Technisierung begrifft, einiges durch Corona dazugelernt. Wir können ein Zoom-Meeting fehlerfrei abhalten, Kamera, Ton und Licht bedienen sowie unsere Studierenden online unterrichten. Sogar während einer Tournee in Japan, das wäre früher nicht möglich gewesen. Die Flexibilität hat zugenommen, auch wenn alles seine Grenzen hat.Sie spielen auch Kammermusik. Was ist Ihnen dabei wichtig?Das Kammermusikrepertoire für Flöte ist wunderschön. Wir sind zwar keine Geiger*innen und keine Pianist*innen dennoch haben wir schönes Repertoire in unterschiedlichsten Besetzungen. Das muss man pflegen. Während meiner Studienzeit spielte ich in einem tollen Holzbläserquintett. Wir gewannen den Preis des deutschen Musikrates, den zweiten Platz im ARD-Wettbewerb und haben einige Saisonen sehr viel zusammengespielt. Heute sind wir in unterschiedlichen Orchestern tätig, aber vielleicht lassen wir unser Quintett in der Pension wiederaufleben! Ich spiele sehr gerne Kammermusik und „wildere“ auch im Violin-Repertoire.
Ich habe eine sehr gute Agentur in Japan, da der japanische Markt für uns Flötist*innen ein sehr wichtiger ist. Pro Jahr spiele ich mindestens zwei Tourneen in Japan in unterschiedlicher Besetzung. In Wien spiele ich gemeinsam mit meiner Frau. Das Schöne an meiner Stelle ist, dass ich aus dem Vollen der musikalischen Möglichkeiten schöpfen kann. Ich habe das tollste Opern- und Sinfonierepertoire und kann mich auch kammermusikalisch austoben. Diese Erfahrungen fließen in der Folge in den Unterricht ein. Es ist für mich essentiell, aktiv Musik zu leben, um zu sehen, wo die musikalischen Trends hingehen. Wir hatten gerade Don Giovanni Premiere in Wien und im Sommer stellte Currentzis Don Giovanni in Salzburg völlig auf den Kopf. Deutlicher können die Unterschiede nicht sein. Natürlich stellt sich die Frage: Wie ist meine Sicht auf Mozart? Was unterrichte ich, wohin geht der Geist? Was ist meine Meinung und ist diese wissenschaftlich fundiert?Sie haben im Sommer am „Mozart 100 trail run“ in Salzburg teilgenommen und laufen Marathon. Welche Bedeutung hat Sport für Sie?Ich war als Kind sehr sportlich, habe dann aber zu viel geraucht. Dem setzte ich von heute auf morgen ein Ende. Heute ist Sport ein wichtiger Ausgleich für mich. Sport macht mich leistungsfähiger und belastbarer. Ich laufe auch den Wiener City Marathon und mache einige Läufe mit Freunden. Im Sommer fahre ich Rennrad und mein Familien-Hobby ist das Reiten. Meine Frau und ich haben drei Kinder und wir reiten alle fünf. Es geht um das Naturerlebnis und trotzdem muss man viel lernen und an sich arbeiten. Vieles davon kann ich in das Flötenspiel einbauen. Aspekte des Reitens, wie die Körperwahrnehmung und -etspannung kann ich eins zu eins in das Musizieren übertragen.Obwohl Sie in Wien leben, führt Sie der Beruf oft nach Salzburg. Gibt es eine besonders schöne Erinnerung an Ihre Studienzeit in Salzburg?Ich erinnere mich gern an besondere Örtlichkeiten: mein Unterricht fand zum Beispiel oberhalb des Marionettentheaters statt, dieser Ort hatte fast etwas Verwunschenes an sich. Gewohnt habe ich in der Wolf-Dietrich-Straße und der Sebastiansfriedhof mit der Linzer Gasse sind wunderschöne Plätze, an die ich auch heute immer wieder zurückkehre. Für mich ist das eine Referenz an Leopold Mozart, auf dessen Grab ich von dem Balkon meiner WG blicken konnte.Gibt es noch etwas, das Sie uns mitgeben wollen?Ich bewundere und bestärke jede und jeden, der Musik studieren will und Musik und Kunst zu seinem*ihrem Lebensinnhalt macht. Die Kunst in einer immer technischeren und wirtschaftlicheren Welt ist enorm wertvoll. Wir sind für den Nachwuchs da und ich sehe mich tatsächlich als „Serviceeinheit“. Ich möchte die jungen Künstler*innen darin bestärken, ihr Studium abzuschließen und weiter zu machen. -
Foto: Andrej GrilcThomas Reif ist Konzertmeister des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, als Solist und Kammermusiker tätig und hat seit Kurzem eine Professur für Violine inne. Neben der klassischen Musik widmet er sich gemeinsam mit dem Cuarteto SolTango argentinischen Tangos der 30er bis 50er-Jahre.Sie spielen in unterschiedlichen Formationen und Genres. Was ist das Reizvolle daran?Von außen wird das gerne so wahrgenommen, da ich ein klassisch ausgebildeter Geiger bin und Tango als eigenes Genre begriffen wird. Ich persönlich trenne das nicht so gerne. In der Art wie wir musizieren gibt es im Grunde keine großen Unterschiede. Daher versuche ich, die Genres nicht zu sehr zu trennen und keine Grenzen zu ziehen. Wir sind Musiker, welche Art der Musik man letztendlich macht, ist nicht so wichtig – viel wichtiger ist die Qualität.Ich habe ein wenig das Gefühl, dass sich die Werdegänge junger Künstler*innen im Vergleich zu älteren verändern. Viele bewegen sich in meiner Wahrnehmung in unterschiedlichen „Genres“ und die Begriffe Interdisziplinarität und Multimedia tauchen immer öfter auf.Die Karrieren haben sich über die Jahre natürlich verändert. Unsere klassischen Studien haben einen bestimmen Rahmen. Ein Studium braucht einen Lehrplan und eine Struktur, das geht zum Teil auch gar nicht anders. Die Frage ist, wie sehr man das aufbrechen kann. Man muss nicht gleich im ersten Semester des Bachelors eine Fuge von Bach spielen. Es gibt vieles, das man zuvor lernen sollte. Es ist wie der Vergleich einer Person, die in die Fahrschule geht und anstatt fahren zu lernen, sofort in ein Formel 1-Auto gesetzt wird. Aber natürlich kann man Studierende bereits im Studium mit Repertoire abseits des „Standardrepertoires“ konfrontieren. Es gibt viele andere Komponisten, die tolle und vielleicht nicht so tolle Musik geschrieben haben. Man muss möglicherweise weniger tolle Werke kennen lernen, um zu verstehen, warum Musik, beispielsweise von Mozart, so grandios ist. Für Musiker*innen stellt sich die Frage, ob man Stücke spielen will, wie es schon Jahrzehnte davor üblich war, oder ob man etwas Neues für sich finden will. Eine eigene Stimme sozusagen. Man kann unbekannte Werke spielen, kann selbst komponieren oder neue Stilrichtungen kreieren usw. An diesem Punkt komme ich zum Tango: Ich liebe diese Musik und als klassischer Geiger habe ich beim Tango den ungewohnten Vorteil, dass ich mir die Originale anhören und die Inspiration holen kann. Wir wollen allerdings nicht einfach nur das Original kopieren. Im Vergleich dazu kann man heute nicht schnell mal mit Bach telefonieren (lacht). Der zweite spannende Aspekt beim Tango ist, dass wir dem klassischen Publikum diese Musik näherbringen wollen. Wir spielen nicht ständig auf Tangofestivals, vielleicht einmal im Jahr. Zumeist spielen wir vor klassischem Publikum, das diese Musik zum allerersten Mal hört. Das ist ein tolles Gefühl. Wir interpretieren den Tango und können dem Publikum etwas Neues zeigen. Ein Stück für sich neu zu entdecken ist ein tolles Erlebnis! Es ist anders als die hundertste Interpretation eines bekannten Stückes. Diese Erfahrung habe auch ich erst nach meinem Studium gemacht. Für mich ist das ein Balanceakt, denn die Stelle im Orchester ist eine ganz klassische. Wobei ich weder das eine noch das andere missen möchte. Den eigenen Weg muss aber jeder für sich selbst finden.Wie unterscheidet sich die Arbeit im Symphonieorchester von jener des Kammermusikers bzw. im Tango Quartett?Natürlich ist die Musik sehr verschieden, aber in der Vorbereitung und musikalischen Ausübung gibt es eigentlich keine riesigen Unterschiede. Man will sich immer bestmöglich vorbereiten. Die offensichtliche Anzahl der Musiker*innen ist eine soziale Komponente. Im Quartett braucht man allerdings eine andere Eigeninitiative und organisatorische Fähigkeiten. Als freischaffender Musiker muss man mehr organisieren: Programmzusammenstellung, Proben, Auftrittsmöglichkeiten, Termine, Werbung, usw. Diese Fähigkeiten werden tatsächlich oft erst viel zu spät gelernt, wenn man sie im Studium nicht braucht und daher nicht trainiert. Der Lehrplan gibt vieles vor. Die Sensibilisierung dafür sollte aber tatsächlich schon früher beginnen.In Ihrem Konzertkalender finden sich beispielsweise Konzerte mit Igor Levit und Alice Sara Ott. Alle Ihre Konzertpartner*innen befinden sich auf höchstem Niveau. Wie finden Musiker*innen für solche Konzerte zusammen?Das passiert auf unterschiedlichen Wegen. Zum Teil sind das Freunde aus dem Studium und mit zunehmender Bekanntheit wird man auch angefragt. Manche werden aufgrund von Wettbewerben bekannter, weil sie zu Konzerten eingeladen wurden. Die Stelle als Konzertmeister trägt auch dazu bei. So habe ich Igor Levit kennen gelernt. Die eine oder andere Kooperation ist eine Folge daraus. Andere Musiker*innen lernt man beispielsweise auf Festivals kennen und mit der Zeit kennt „man“ sich in der Szene. Netzwerken ist natürlich wichtig und die Zusammenarbeit mit Freunden erleichtert einiges. Jeder arbeitet lieber mit Menschen, die er*sie gerne mag, vorausgesetzt das Niveau passt auch zusammen. Freie Kammermusikensembles werden selten per Auswahlverfahren zusammengestellt, bei festen Ensembles passiert das dagegen öfter.Das bedeutet, man braucht nicht unbedingt eine Agentur, oder?Ich persönlich habe keine, kenne aber viele, die eine Agentur haben. Am Ende meines Studiums habe ich mich auch um eine Agentur bemüht, da mir die Vorteile eines Netzwerkes bewusst waren und sich Agenturen unter anderem um diverse administrative Dinge kümmern. Dieses Ziel habe ich mit Antritt meiner Orchesterstelle nicht weiterverfolgt. Mein Terminkalender ist mit den beiden „Standbeinen“ gut gefüllt und ich vermisse derzeit nichts. Vielleicht wäre es anders, hätte ich die Orchesterstelle nicht. Möglicherweise haben sich sowohl die Agenturlandschaft als auch die Strukturen im Konzertwesen verändert. Eigenverantwortung ist in jedem Fall wichtig, egal ob mit oder ohne Agentur.Ihr Werdegang liest sich so schön und geradlinig… aber ist es wirklich so einfach, da hinzukommen, wo Sie heute sind?Nicht ganz (lacht). Meine Sinnkrise hatte ich im Masterstudium in Berlin. Ich hatte mir einen bestimmten Lehrer ausgesucht, da ich wusste, dass ich von ihm noch viel lernen kann. Das hat sehr viel Geduld und Kraft gekostet. Es war wirklich anstrengend. Wenn man Dinge verbessern will, muss man vieles aufbrechen und neu beginnen. Ich habe zu dieser Zeit auf Engagements, die ich zuvor schon hatte, verzichtet und nur mehr geübt. Ich hatte mich nicht mehr auf Dinge fokussiert, die gut liefen, sondern nur auf das, was weniger gut lief. So hatte ich das Gefühl, nicht mehr spielen zu können. Das war hart aber es gehört dazu und ich musste da durch. Ich kenne viele Musiker*innen, denen es ähnlich erging. Das kann früher oder später im Karriereprozess passieren. Wichtig ist, weiter zu machen.Sie haben auch an Wettbewerben teilgenommen. Was ist heute an Wettbewerben für Künstler*innen attraktiv?Ich selbst habe viele Wettbewerbe gespielt und mir damit immer wieder Ziele bezüglich des Repertoires oder einer Deadline gesetzt. Wie hieß es in der Pandemie so schön: „Ich brauche nicht mehr Zeit, ich brauche eine Deadline“ (lacht). Ich habe dadurch viel gelernt und auch viele andere tolle Musiker*innen aus der ganzen Welt kennen gelernt, mit denen ich zum Teil immer noch in Kontakt bin. Der Weg zum Wettbewerb war sozusagen das Ziel. Das Ziel, besser zu werden. Man darf nicht daran zerbrechen, wenn man nicht als Gewinner hervorgeht. Man muss sich bewusst sein, dass es viele Einflussfaktoren bei einem Wettbewerb gibt und nicht zuletzt ein wenig Glück dazu gehört. Vor allem gibt es viele sehr gute Musiker*innen in den Bewerben. Ein erster Preis ist heute auch keine Garantie für eine große Karriere. Das war früher vielleicht noch ein wenig anders, als es weniger Wettbewerbe gab. Vor einigen Jahren hatten die Preisträger*innen des ARD-Wettbewerbs noch einen Plattenvertrag mit der Deutschen Grammophon bekommen. Wenn ich Preise gewonnen hatte, gab es in der Folgesaison Konzerte u.a. mit Orchestern. Dabei kam ich herum, konnte mir einen Namen aufbauen. Das ist aber keine Garantie für eine Solistenkarriere. Dennoch sind Wettbewerbe wichtig, denn wie sonst bekomme ich als Studierender eine Bühne und entsprechende Aufmerksamkeit? Die Klassenabende werden nicht ausreichen. Es gibt jetzt viele neue Techniken und Medien, es wird sich zeigen, wie sich das weiterentwickelt. Heutzutage sind alle Wettbewerbe online vertreten, das birgt auch eine gewisse Gefahr. Ich weiß nicht, ob ich gewollt hätte, dass ab der ersten Runde alles online ist. Jede*r muss sich die Frage stellen, welches Ziel sie*er mit einem Wettbewerb verfolgt und nicht alles davon abhängig machen.Was würden Sie Studierenden mit auf den Weg geben, wenn Sie an Ihre Studienzeit und den heutigen Arbeitsprozess denken?Das Studium sollte zwei Seiten haben: Einerseits muss man sein Instrument bestmöglich lernen und viel Zeit investieren. Andererseits muss man für sich ein paar Fragen beantworten können: Was kann ich anders machen als die Generationen vor mir? Welche Art von Konzerten will ich spielen? Wie kann ich das Publikum begeistern? Man muss sich schon überlegen, warum das Publikum in die eigenen Konzerte gehen soll. Auch dafür muss man Zeit investieren. Hier beginnt das schwere Wechselspiel. Wie viel Zeit verbringe ich mit Social Media, Aufnahmen, Werbung etc. und wie viel Zeit investiere ich in die Musik und mein Instrument, um besser zu werden. Darüber hinaus darf man die sogenannten „Nebenfächer“ nicht unterschätzen. Ohne Basis und gewisse Grundbildung geht es nicht.Was blieb aus der Studienzeit in besonderer Erinnerung? Wo hätte es noch ein wenig mehr sein dürfen?Der Klassenaustausch war für mich immer sehr wichtig und schön. Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, dass die Bedeutung der organisatorischen Fähigkeiten Thema gewesen wäre.Gibt es noch etwas was Sie uns mitteilen wollen?Neben allen Ausbildungsschritten sollte man sich aktiv überlegen, was man mit der Musik machen will.
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Schauspiel, Tanz oder Interdisziplinarität? Warum nicht alle Drei! August 2021
Marena Weller
Künstlerin und Pädagogin im Bereich Theater und Tanz, SalzburgFoto: Tobias KreftBA und MA am „Orff-Institut“ für elementare Musik- und Tanzpädagogik der Universität Mozarteum, Schauspieldiplom am Schauspielhaus Salzburg, Intensivjahr am SEAD SalzburgWas machen Sie beruflich, mit welchen Projekten beschäftigen Sie sich?Ich bin derzeit an der hauseigenen Schauspielakademie des Schauspielhauses Salzburg als Lehrende für Tanz, Körper und Akrobatik tätig und bin freischaffende Künstlerin, Schauspielerin und Pädagogin in den Bereichen Tanz und Theater. Oft verknüpfen sich hierbei die Disziplinen Schauspiel und Tanz miteinander und es gehen die Kompetenzen des einen Bereichs mit denen des anderen einher. Dadurch, dass ich in unterschiedlichen künstlerischen Bereichen ausgebildet bin, spielt Interdisziplinarität in meiner Arbeit eine große Rolle. Die emeritierte Universitätsprofessorin Helmi Vent, Leiterin des Lab Inter Arts (LIA), ist mit ihrer kreativen Arbeit im interdisziplinären Kontext federführend.
Ich war und bin in der freien Szene, wie dem Schauspielhaus Salzburg, in Stücken für unterschiedlichste Zielgruppen tätig, war auf Touren im In- und Ausland unterwegs und mehrfach bei den Salzburger Festspielen als Tänzerin engagiert. Hierbei konnte ich u.a. mit Tänzer*innen der Ballett-Compagnie des Salzburger Landestheaters arbeiten. Außerdem wurde ich zu unterschiedlichen Theater-Festivals, z.B. nach München und Stuttgart, mit eigenen Tanzstücken eingeladen. Darüber hinaus habe ich auch selbst bereits inszeniert und Regie geführt.Gibt es ein konkretes Projekt an dem Sie aktuell arbeiten?Ich inszeniere am Schauspielhaus Salzburg ein Stück für Kleinkinder und „Jedermann“. Es ist ein interdisziplinäres, partizipativ angelegtes Projekt mit Bewegung, Musik und Sprache, das den Titel „Einladung zum Ball“ trägt. Ich inszeniere es mit dem ersten Jahrgang der hauseigenen Schauspielakademie. Erste Proben fanden bereits statt und die Premiere wird im Oktober zu sehen sein.Sie haben am Mozarteum Elementare Musik- und Tanzpädagogik, also ein kunstpädagogisches Fach, studiert und am Schauspielhaus Salzburg eine Schauspielausbildung absolviert. Wie kam es zu dieser Entscheidung? War es für Sie immer klar, wohin Ihr Weg gehen soll?Mein Interesse für Musik, Tanz und Theater kam früh, ich konnte mich jedoch nicht recht für eine Disziplin entscheiden. Während des Studiums bemerkte ich, dass mich der Theater- und Schauspielbereich extrem reizt. Durch verschiedenste Impulse während des Studiums habe ich meinen Weg gefunden. Die Ausbildung am Orff-Institut war sehr breit gefächert, ich habe das nötige Handwerk gelernt, um Dinge selbst in die Hand zu nehmen und mich als Kunstpädagogin und später auch Künstlerin fundiert und differenziert artikulieren und positionieren zu können.Wie sieht die Ausbildung am Orff-Institut aus und wie kann ein Berufsbild später aussehen?Carl Orff hat einen Ansatz entwickelt, wie man mit allen Menschen, nicht nur im frühkindlichen Bereich, worauf das Orff-Institut leider oft reduziert wird, jeden Alters sehr niederschwellig, aus dem Elementaren heraus ins künstlerische Tun kommen kann. Künstlerisches Tun im Sinne eines ganzkörperlichen Ausdrucks aber vorrangig durch Musik, Tanz und Sprache. Der Ansatz impliziert, dass das, was in mir an Ressourcen innewohnt, bereits eine unerschöpfliche Quelle der Kreativität ist und dass in fast jedem Menschen ein Bedürfnis nach Ausdruck steckt. Viele singen nicht, weil sie meinen es nicht zu können. Ähnlich verhält es sich mit dem Tanzen, dem Musizieren und allem anderen was mit Kunst zu tun hat. Dabei geht es doch gar nicht darum, virtuos sein zu müssen. Diese Annahme hindert viele daran, sich überhaupt mit ihrem eigenen künstlerischen Potential auseinanderzusetzen. Es kommt nicht darauf an, was man kann und wieviel man gelernt hat, sondern allein, dass man es tut und erlebt, wie bereichernd es sein kann, sich künstlerisch auszudrücken. Und zwar ohne Dilettantismus und mit entsprechenden künstlerischen Ansprüchen, oft zunächst in elementaren, basalen Strukturen. Das Begleiten von kreativen Prozessen, die Entwicklung, der sprichwörtliche Weg, der das Ziel ist, bildet den Fokus des Studiums. Dabei kommt man sich selbst und anderen sehr nahe. Das Studium ist in hohem Maß persönlichkeitsbildend.
Das Berufsfeld eines Orff-Absolventen hängt sehr stark davon ab, welche Schwerpunkte im Studium gewählt wurden und welche Zusatzqualifikationen und -ausbildungen man sich erworben hat. Es reicht von der eigenen künstlerischen Betätigung über die kunstpädagogische Arbeit mit jeglichen Zielgruppen, Kindern bis hin zu Senior*innen oft auch im integrativen Bereich, mit großen und kleinen Gruppen oder Einzelpersonen. Ein*e Orff-Absolvent*in ist sozusagen häufig die personifizierte Flexibilität und Performer*in in Personalunion. Vieles im Arbeitsalltag geschieht im Rahmen von unterschiedlich groß angelegten Projekten in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Arbeitgebern wie pädagogischen Institutionen, Ausbildungsstätten, Vereinen, anderen Künstler*innen Theatern, Konzerthäusern, Orten, an denen Kunst gezeigt und praktiziert wird, der Stadt, dem Land, in der Weiterbildung und in Bereichen, die sich erst in den letzten Jahren erschlossen haben und auch weiterhin tun, welche sich nicht mit einem Pauschalbegriff zusammenfassen lassen, im freien Bereich sozusagen. Die musikalische Früherziehung ist ein Feld, in dem Orff-Absolventen*innen meist sehr schnell einen Job finden, denn die Nachfrage ist sehr hoch. Außerdem sieht man an Kindern, dass die Trennung der einzelnen Ausdrucksdisziplinen kaum möglich ist und sie fast automatisch alle Ausdruckssprachen zugleich ausleben. Erst später erfolgt die Unterteilung in einzelne Disziplinen. Das dem Kind Innewohnende ist unserer Ausbildung also von Grund auf sehr nah. Es ist aber grundsätzlich so, dass uns die Ausbildung am Orff-Institut nicht automatisch dazu befähigt, den Musikunterricht an Schulen oder den Instrumentalunterricht an Musikschulen zu übernehmen, das ist meist nur für die Schulmusik- oder IGP-Student*innen möglich. Dieses Thema hatte zu meiner Studienzeit schon großes Diskussionspotential, weil viele sehr wohl über die nötigen Kompetenzen verfügen würden, um in diesem Bereich tätig zu sein, vor allem die, die ihr Instrument als Schwerpunkt gewählt haben. Auf der anderen Seite stellt sich dann die Frage, welches Äquivalent denjenigen, die den Schwerpunkt Tanz oder MTSI (Musik und Tanz in sozialer und integrativer Arbeit) gewählt haben, zur Verfügung stünde. Denn die Befähigung, ein Instrument an Musikschulen unterrichten zu können, eröffnet einem natürlich viele berufliche Möglichkeiten, welche diejenigen mit anderem Schwerpunkt dann nicht hätten. Ein*e Orff-Absolvent*in wird, egal was er oder sie tut, den Menschen immer in seinem ganzkörperlichen Ausdruck wahrnehmen und entsprechend unterrichten. Musik, Tanz, Sprache und alle anderen künstlerischen Ausdrucksmedien können so nie isoliert voneinander existieren und gehen immer miteinander einher, bereichern einander sogar, sodass eine Disziplin von der Integration einer anderen profitiert. Die Klavierschüler*innen von Orff-Absolvent*innen werden demnach beispielsweise sicher nicht „nur“ am Klavier musizieren, sie werden z.B. den Rhythmus eines Stücks als Schrittabfolge durch den Raum erleben, die Melodie selbst singen oder am Klavier selbst weiterentwickeln und sich eine gestische Choreographie zu einigen Passagen überlegen. Die Schüler*innen werden so angeleitet, dass es ihnen selbstverständlich und in dem Moment alternativlos erscheint, Musik vielfältig am ganzen Körper zu erleben. Die Klavierschüler*innen werden ihre Instrumente somit als Quelle kreativer Gestaltung auf mehreren Ebenen erleben und so einen individuellen Zugang zur Kunst an sich finden und erleben, dass Kunst mitten im Hier und Jetzt, aus dem affektiven Tun stattfinden kann. Eines erschließt sich organisch aus dem anderen. Ich möchte diesen Ansatz anderen Musikpädagog*innen in keinem Fall absprechen, aber das Orff-Institut legt klar seinen Fokus darauf. Musik, Tanz und Sprache wird vielerorts getrennt voneinander unterrichtet, was ohne Frage auch großartig ist. Wir verbinden aber die einzelnen Komponenten miteinander und das ist für viele ein neues Terrain, worunter man sich nicht so viel vorstellen kann. Hat man diese Symbiose einmal erlebt, erschließt sich der Mehrwert von ganz alleine. Dieser Ansatz existiert meiner Meinung nach also nicht in Konkurrenz, sondern parallel zur konventionelleren Kunstpädagogik.
Es gelingt trotzdem immer wieder, dass wir Orff-Absolvent*innen über Umwege oder Hintertüren an Schulen oder Musikschulen unterrichten, z.B. über die musikalische Früherziehung oder Workshops/Projekte. An einigen Schulen gibt es Tanz als eigenständiges Fach, auch da gibt es Möglichkeiten für uns. Eine Kollegin von mir unterrichtet Tanz am musischen Gymnasium. Schulen und Musikschulen sind eben oft verlässliche und auch inhaltlich reizvolle Arbeitgeber in einem Arbeitsfeld voller Jobs auf Zeit. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, lehrend an einer Universität, Hochschule oder Akademie tätig zu sein, so wie ich es tue. Ich arbeite außerdem oft in der Fort- und Weiterbildung am Musikum, am Zekip (Zentrum für Kindergartenpädagogik) und im Bildungshaus St. Virgil.
Es gibt viele Wege ins künstlerische Tun zu kommen, ohne vorgefertigte Texte, Choreographien oder Musikstücke als Ausgangsmaterial haben zu müssen oder gar zu kopieren. Dieser Ansatz funktioniert auf absolut jedem künstlerischen Niveau. Das Stück, das ich gerade entwickle, entsteht anhand dessen, was mir meine Studierenden anbieten durch Ideen und Fragen, durch angeleitete Improvisationen, die ich an sie stelle. Meine Aufgabe ist es dann, das Material zu sortieren, differenziert in einen Kontext zu setzen und in der weiteren Stückentwicklung konsequent der entstandenen Intention zu folgen. Man muss klar wissen, welche Absicht man hat und ein geschultes Auge, Ohr und Feingespür haben, denn sonst kann diese Arbeitsweise schnell im Chaos enden. Außerdem ist die Art der Kommunikation, die Umgangsweise mit den Darsteller*innen und die strukturell durchdachte Anleitung jedes einzelnen Puzzleteilchens immens wichtig. Das Gefühl für den passenden Moment, die richtige Wortwahl hat sehr viel Gewicht. Zwischenmenschliches Taktgefühl und Reflexion sind demnach für mich unumgänglich. Gerade mit Berufskünstler*innen kann man hierbei entsprechend virtuose Endergebnisse erleben.
Die Herangehensweise an interdisziplinäre und partizipative Projekte ist an das Tanztheater angelehnt, das allen voran die Tänzerin Pina Bausch begründet hat. Das Tanztheater hat damals eine neue Kunstsparte eröffnet im großen Fahrwasser der zeitgenössischen Kunstszene. Am Beginn steht keine fertige Choreografie, sondern Fragen, Themen und scheinbare Belanglosigkeiten, mit denen in der Folge ein ganzes Stück entwickelt wird. Tänzer tanzen und bewegen sich nicht nur, sie singen, sprechen, malen oder interagieren gestisch und mimisch. Sie werden zum ganzkörperlichen Ausdrucksmedium. Die einzelnen Disziplinen verbinden sich und erschaffen ein neues großes Ganzes. Oft wird ein Thema tiefgründig, bis an die Grenze des Möglichen ausgeschlachtet. In der zeitgenössischen Kunst wird generell selten nur an der Oberfläche gekratzt und es kann extrem und vor allem sehr ehrlich, mitunter schockierend werden. Oft wird einem der Spiegel vorgehalten, das Erlebte ist überraschend, überwältigend bis unangenehm, meist beeindruckend und mitunter „Wert es sich zu merken“, also bemerkenswert. Es bleibt etwas zurück - reichhaltig und nachhaltig im besten Fall. Meist landet letztendlich nicht alles, was auf entsprechenden Proben erarbeitet wurde, auch im Stück. Das ist normal und Erfahrung hilft hierbei in Bezug auf Effizienz. Stücke sind demnach oft eng mit der Individualität der Darsteller*innen verknüpft. Der ganze Mensch mit all seinen persönlichen Erlebnissen, Ansichten und Erfahrungen steht im Tanztheater im Vordergrund. Ähnlich wie bei Carl Orffs kunstpädagogischem Ansatz.In den letzten beiden Jahren hat sich vieles in der Kunst auf digitaler Ebene abgespielt. Wie haben Sie das in Ihrer Arbeit erlebt?Als Mutter eines kleinen Sohnes habe ich mich im letzten Jahr etwas zurückgenommen, aber ich musste natürlich meine Studierenden an der Schauspielakademie digital unterrichten und tat das in Form von textlich formulierten Aufgaben, die die Studierenden per Video lösen mussten. Danach erfolgte ein Feedback auf diese Videos. Die Aufgaben waren eher nicht tanztechnischer, sondern kreativer Natur, die abseits von Willkür, präzise durchdacht eine individuelle Umsetzung und Genauigkeit in Bezug auf den Fokus der Aufgabe forderten. Im Großen und Ganzen waren die meisten der Studierenden über einen langen Zeitraum hinweg sehr motiviert dabei, allzu lange trägt sich das allerdings nicht. Der persönliche, und speziell im Tanz, auch der körpernahe Kontakt ist einfach unersetzlich. Die individuelle Betreuung und Begleitung in Form von persönlichen Nachrichten hat sie bei der Stange gehalten. Das hat mich sehr viel Zeit gekostet, aber letztendlich hat es sich ausgezahlt und die Studierenden konnten sich trotz all der Umstände weiterentwickeln. Eine große Herausforderung, aber gleichzeitig auch Chance war, dass so wenig Platz für die Umsetzung der Videoaufgaben zur Verfügung stand. Denn wie soll man Tanz auf zwei Quadratmetern ausführen? Es gibt tatsächlich viele Möglichkeiten und oft steckt sogar in der Limitation das Potential zur Entfaltung. Eine Aufgabe war zum Beispiel die Erarbeitung einer Choreografie nur mit den Händen nach einem bestimmten Kompositionsprinzip à la „Ich packe meinen Koffer“.
Ich konnte durch die Niederschwelligkeit des Onlineformates auch selbst an Onlinetrainings renommierter Tanzkompanien teilnehmen, wozu ich sonst nie gekommen wäre. Damit hat sich auch in der Weiterbildung für Künstler*innen Neues erschlossen.Wird aus dieser Erfahrung heraus etwas bleiben, das Sie weiterführen wollen?Ich sehe einen großen Mehrwert darin, dass sich die Studierenden durch ihre Aufnahmen selbst beobachten und das Getane reflektieren müssen. Aufnahmen sind ein gutes Medium zur Selbstkorrektur, zur Optimierung und Verbesserung. Die meisten sind sehr selbstkritisch und tun sich schwer, sich selbst auf Video zu sehen. Ich kenne das auch. Die Studierenden haben aber mit der Zeit gelernt, konstruktiv damit umzugehen. Daher werde ich diese Methode auch weiterhin gezielt einsetzen. Grundsätzlich haben sich durch die Digitalität Möglichkeiten aufgetan, von denen wir nicht wussten, dass sie funktionieren. Es steckt ja z.B. eine gewisse Nachhaltigkeit darin, nicht überall hinreisen zu müssen, um an etwas teilnehmen zu können. Man kann in kürzerer Zeit mehr Kunst oder Trainings konsumieren. Selbstverständlich wird das nie eine Live-Veranstaltung ersetzen. Das muss es aber auch nicht, wenn die Alternative bedeutet, etwas gar nicht zu erleben, wie es bei mir oft der Fall war. Manches lässt sich durch digitale Formate auch leichter in den Alltag (mit Kind) integrieren. Ich hoffe sehr, dass der digitale Treff an sich auch in anderen Bereichen beibehalten wird. Durch die Digitalität haben sich, auch abseits von und bereits vor Covid, künstlerisch viele neue Möglichkeiten ergeben. Eine Kollegin hatte mit ihrem Ensemble für Alte Musik das Publikum um digitale Abstimmung zum Ausgang einer Barock-Oper befragt, um je nach Abstimmung künstlerisch darauf zu reagieren. Das Publikum wird so Teil der Vorstellung. Das ist ein Stilmittel, was sich aus der Not heraus nun viel mehr Künstler*innen erschlossen hat.Was können Sie jungen Künstler*innen mit auf den Weg geben? Was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig, um im künstlerischen Beruf, im Übergang von der Ausbildung zum Beruf, Fuß zu fassen?Geduld und Durchhaltevermögen! Anfangs scheinen immer alle anderen erfolgreicher und besser aufgestellt zu sein als man selbst. Zu lernen, sich in seiner Individualität selbst vertrauen zu können, trotz des ständigen Vergleiches mit anderen, ist ein nicht endender Prozess. Wenn man dranbleibt, und zwar über einen langen, oft sehr zäh erscheinenden Zeitraum, in dem man mitunter mit wenig Geld klarkommen muss, wird das Richtige kommen. Das Richtige heißt nicht unbedingt, dass man mit Biegen und Brechen an den einst gesteckten Zielen festhalten muss, sondern dass sich die Intentionen und Vorstellungen im Laufe der Zeit verändert haben können. Das bedeutet nicht, dass man aufgegeben hat, sondern dass man und/oder die Umstände sich so verändert hat/haben, dass man gegebenenfalls entsprechend nachjustieren muss. Alles unterliegt bekanntlich einem stetigen Wandel und so ist es sinnvoll, immer wieder zu reflektieren, zu hinterfragen, manche Dinge intensiver zu verfolgen oder loszulassen. Das ist kein Verlust, sondern ein Zugewinn, denn meist öffnen sich dadurch neue, ungeahnte Türen. Das gilt selbstverständlich nicht nur für die Kunst, sondern fürs ganze Leben. Ich musste auch lernen, den Raum für Entwicklung zuzulassen. Vieles, was jetzt noch nicht ist, kann und wird noch werden. Vieles, was wir jetzt noch nicht wissen oder entscheiden können, werden wir eines Tages wissen und entscheiden können. Die Dinge brauchen Zeit. Das hört sich mit meinen 32 Jahren sehr altklug an, aber ich erfahre gerade selbst dessen Wahrheitsgehalt. Es ist okay, wenn man anfangs und immer wieder andere oder zusätzliche Jobs macht, die nichts oder wenig mit Kunst oder Kunstpädagogik zu tun haben. Dafür sollte man sich nie schämen oder es gar verheimlichen. Man muss ja schließlich über die Runden kommen. Jemand, der momentan mit seiner Kunst kein oder nur wenig Geld verdient, ist genauso ein*eine Künstler*in und macht genauso wertvolle Kunst wie jemand, der davon lebt! Der finanzielle Verdienst ist nicht das einzige Kriterium, das einen zum*zur Künstler*in macht! Der persönliche Wert als Mensch ist selbstverständlich nicht von einer beruflichen Tätigkeit und deren Bezahlung abhängig. Es gibt ja im besten Fall auch ein Leben abseits des Berufs. Ein vermeintlicher Misserfolg ist auch ein Meilenstein und es kann nicht immer nur bergauf gehen. Manchmal muss man Umwege gehen, um sich weiterzuentwickeln. Schaut man sich die Biographien von Künstler*innen einmal genauer an, ist da fast keine ausschließlich geradlinig verlaufen.Wenn Sie auf Ihre Studienzeit zurückblicken, wo hätte es noch etwas mehr sein dürfen?Das Orff-Institut ist ja schon seit einiger Zeit im Umbruch. Es geht primär um die Frage, wie das Erbe von Carl Orff im hier und jetzt weitergeführt und weiterentwickelt werden kann. Die Notwendigkeit und die Relevanz dieses Studiums liegt ganz klar auf der Hand und ist in der heutigen Zeit aktueller denn je. Die Sehnsucht nach analogem Ausdruck und Interaktion mit anderen Menschen ist ungestillt. Aufeinander zuzugehen, sich nahezukommen, sich gegenseitig zuzuhören, zuzusehen, sich anzusprechen, zu erspüren wer der andere ist, voneinander zu lernen und das meine ich abseits jeglicher Esoterik, sondern wortwörtlich auf zwischenmenschlicher Ebene, um sich selbst und andere wahrnehmen und mit ihnen interagieren und kommunizieren zu können, ist existentiell. Das hört sich jetzt so selbstverständlich an, ist es aber nicht. Es erfordert Praxis und Übung! Um nicht stehen zu bleiben, müssen wir im Grunde ständig neu ver- und aushandeln, wer wir selbst sein wollen und wie wir als Gesellschaft miteinander umgehen wollen. Für all das ist die Kunst ja prädestiniert! Sie ist demnach nicht nur Repräsentant*in und Übefeld, sondern natürlich auch die Vergegenwärtigung und Plattform gelebten Ausdrucks innerer Befindlichkeiten. Ich glaube, dass das Orff-Institut dank seiner DNA, seiner Anlage geradezu prädestiniert dafür ist, sich gesellschaftsrelevanten Fragen der Kunst und Kunstpädagogik noch intensiver zu stellen, neue Einflüsse und komplexe Zusammenhänge zu erfassen, Dinge zu kombinieren ohne zu verkomplizieren, sondern sie zugänglich zu machen, flexibel zu bleiben, nicht im Alten der Tradition wegen zu verhaften und sich auch entsprechend zu positionieren. Das Orff-Institut, so wie ich es erlebt habe, interessiert sich an erster Stelle für den Menschen an sich. Und zwar für alle Menschen, ohne Ausnahme! Darin, sich tatsächlich am heutigen Menschen in der heutigen Gesellschaft, an Rezipienten sowie an Kunstpädagog*innen, an Künstler*innen, am globalen Zeitgeschehen zu orientieren, liegt eine große Chance und das Orff-Institut hätte unbestritten die Ressourcen und das Potential dazu, sich dem aktiver zu stellen. Ich hätte mir damals vom Institut mehr entsprechende Progressivität, mehr Mut und Taten gewünscht.Was war besonders schön, wenn Sie an Ihr Studium denken?Ich habe sehr facettenreiche Werkzeuge mitbekommen. Es gab nahezu unendlich viele Möglichkeiten, sich neuen Input zu verschaffen. Außerdem ist es ein Ort der Inspiration und der Kreativität! Ich wurde sehr darin bestärkt, Vorhaben selbst anzupacken und meine Überzeugungen zu verwirklichen, umzusetzen. Es war nie ein: Lass das lieber, das ist falsch, sondern immer ein Ja! Ja! Und nochmals Ja! Mach das, probiere es aus! Ich habe meist eine große Bestärkung und Wertschätzung meiner selbst als Individuum wahrgenommen. Eine Abweichung von der Norm wird oft geschätzt und gefördert. Den stärksten Eindruck hat tatsächlich Helmi Vent bei mir hinterlassen. Sie war und ist eine sehr wichtige Vorbild- und Leitfigur für mich - beruflich und auch persönlich. Sie hat mir vermittelt, dass sich Kunst mitten im Leben abspielt und nicht nur im Theater, in der Ausstellung, im Konzert. Wie sehr Kunst repräsentativ sowohl für unsere Gesellschaft als auch für mich als Mensch und umgekehrt steht und was Kunst alles sein kann. Ein Leitsatz von Helmi Vent ist mir in besonderer Erinnerung. Sie sagte einmal, ihre Arbeit sei eine Art Experimentierlabor zur kreativen Bewältigung des Lebens. -
ALS MUSIKERIN & BILDENDE KÜNSTLERIN INMITTEN 100 JAHRE FESTSPIELGESCHICHTE Juli 2021
Martina Stock
Harfenistin und bildende Künstlerin,
Bischofshofen, Salzburg und BerlinFoto: Magdalena LepkaMartina Stock ist bildende Künstlerin und Harfenistin. Durch ihre Kompositionen für Harfe sind ihre Ausstellungen auch interdisziplinär zu erleben. Sie schafft einen musikalischen Raum, und damit eine besondere Klang- und Bildwelt für ihre Ausstellungen. An der Universität Mozarteum hat sie eine Ausbil-dung als Kunstpädagogin abgeschlossen und sich dennoch für den Weg als freischaffende Künstlerin entschieden ...Wie kam es dazu und was war deine Motivation?Es war nicht so geplant, obwohl der künstlerische Bereich in der Ausbildung sehr stark ausgeprägt war und wir gut gefördert wurden. Durch mein Geographiestudium waren Exkursionen immer sehr wichtig für mich. Als es in einem Jahr mit einer Reise nicht geklappt hat, habe ich mich sehr intensiv mit einem Kunstprojekt, das den Titel „OVERIVEW“ trägt, auseinandergesetzt. Das war ein sehr prägendes Erlebnis. Ich habe bemerkt, dass mir diese Arbeit sehr viel Freude bereitet und habe sozusagen „Blut geleckt“. Damit war klar, dass ich die Kunst unbedingt vertiefen wollte. Das war der erste Schritt.Das war sehr mutig, denn das Unterrichten bietet eine gewisse Sicherheitsstufe. Viele Künstler*innen sichern sich damit ein fixes Einkommen und schaffen sich neben dem Unterricht Raum für die persönliche Kunst.Nach dem Studium arbeitete ich an einer Schule um mich finanziell über Wasser zu halten. Gleichzeitig habe ich mich der Musik und der Kunst gewidmet. Ich kam dann relativ schnell in einen Zwiespalt. Einer-seits hatte ich die Lehrtätigkeit, die mich ernährte, andererseits die Musik und dann noch die bildende Kunst. Überall „Baustellen“ und man kommt nicht richtig weiter. Wenn man nach einem Konzert um vier Uhr morgens zurückkommt und um acht Uhr in der Schule sein soll, kommt man relativ rasch an Gren-zen. Als ich mir dachte, dass sich die Dinge ändern müssen und viele Bewerbungen bis tief in die Nacht hinein geschrieben habe, bekam ich ein Angebot aus China. Ich sah es als „Zeichen“, vor allem auch, weil ich zeitgleich einen „L1 Lehrvertrag“ angeboten bekam, was mich natürlich auch geehrt hat. Letztendlich war es eine klare „Bauchentscheidung“, mich für die Kunst und die Ungewissheit zu entscheiden. Das war der Beginn meiner Selbstständigkeit und es war ein „hartes Brot“. Die Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut - auch wenn es nicht immer einfach war.Bist du an der Harfe auch solo zu hören oder „nur“ in Verbindung mit deiner bildenden Kunst?Beides. Ich habe ein Soloprogramm mit eigenem Repertoire und projektbezogen spiele ich Harfe in Kombination mit der bildenden Kunst.Dein aktuelles Projekt wird während der Salzburger Festspiele im August 2021 als Ausstellung in der Kollegienkirche Salzburg unter dem Titel „100 FEMALE VOICES“ zu sehen sein. Worum geht es in dieser Ausstellung und wie ist das Projekt entstanden? Was ist das reizvolle an Künstlerinnen der letzten 100 Jahre Salzburger Festspiele?Es zeigt eine Auswahl von 100 Künstlerinnen, die durch ihre Persönlichkeit und ihr Wirken die Salzburger Festspiele, auf und hinter der Bühne, in ihrer 100-jährigen Geschichte entscheidend mitgeprägt haben. Das Kunstprojekt möchte das Schaffen dieser Künstlerinnen anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Salzburger Festspiele in das Licht unserer Wahrnehmung rücken und durch seine Zusammenstellung eine ganz eigene Geschichte erzählen.Wie darf man sich den Entstehungsprozess einer Ausstellung vorstellen?Da steckt sehr viel Planung, Organisation, Recherche und zu guter Letzt Durchhaltevermögen dahinter. Es war für mich von Anfang an klar, dass die Kollegienkirche der geeignete Ort für diese Ausstellung ist. Ein Konzept, Kostenkalkulation und Entwürfe mussten angefertigt werden, um Gelder zu akquirieren und Förderanträge zu erstellen. Parallel dazu galt es eine Auswahl von Künstlerinnen zu treffen, den Kontakt zu den Künstlerinnen herzustellen und deren Zustimmung einzuholen, Fotorecherche im Archiv der Salzburger Festspiele zu betreiben, Fotorechte zu klären und einzuholen und natürlich das Allerwich-tigste: der künstlerische Prozess. Es ist ein intensives Jahresprojekt. Als „one-woman-show“ ist man am Ende des Tages für alles verantwortlich und es dreht sich in jeder Hinsicht immer alles um die Zahl 100, die gestemmt werden muss.Fotos sind die Basis der Arbeit, richtig?Genau - die Fotos dienen als Vorlage für die Serigrafie und werden in die künstlerische Arbeit eingebet-tet. Normalerweise mache ich die Fotos selbst. Um den Bezug zu den Salzburger Festspielen herzustel-len, konnte ich die Fotos aus dem Archiv verwenden.Du bist sehr viel unterwegs. Deine letzten Arbeiten entstanden in Berlin. Welche Bedeutung haben diese Reisen für deine Arbeit?Es war und ist mir immer wichtig, meine Kunst auch international zu zeigen und zu etablieren. In China, Japan, den USA aber auch in Europa, wie jüngst in Frankreich, bin ich mit meiner Kunst vertreten. Es ist ein willkommener Kontrast, der sich sehr positiv auf meine Arbeit und das Netzwerk auswirkt, obwohl es mit mehr Arbeit, Aufwand und Kosten verbunden ist. Auslandsaufenthalte, Exkursionen, Rechercherei-sen und „Artist in Residence-Stipendien“ haben meine Kunst sehr positiv beeinflusst.Du arbeitest interdisziplinär. Deine Werke sind oft in Verbindung von Bild und Ton zu erleben. Ist Kunst in der ganzheitlichen Wahrnehmung ein besonderes Anliegen von dir? Wie entsteht die Beziehung zwi-schen Bild und Ton in deinen Werken?Neben Ausstellungen und Solo-Konzerten kombiniere ich die Serigrafie mit der Harfe und generiere da-mit eine visuelle und klangliche Komposition - eine in dieser Form universelle Kombination. Dabei faszi-niert mich, die künstlerische Welt in verschiedensten Dimensionen zu erleben und Betrachter*innen oder Zuhörer*innen in diese Welt mitzunehmen. Gleichzeitig „sehen“, „hören“ und auch „wahrneh-men“. Die Musik kann beispielsweise eine Geschichte zu den Bildern erzählen. Sie kann aber auch die Wirkung eines Motivs unterstreichen oder eine Stimmung erzeugen. Mit meinen audiovisuellen Perfor-mances/Installationen möchte ich dem Betrachter meiner Bilder eine weitere Wahrnehmungsebene eröffnen. Wichtig ist bei diesen Projekten auch der Raum dazwischen, also Luft zu lassen. Es geht nicht um eine „Rundumbeschallung“ einer Ausstellung. Ich möchte beiden Kunstrichtungen eine Bühne bie-ten, das eine ist nicht „Beiwerk“ des anderen.
Begonnen haben diese Projekte mit einer Idee für meine Eröffnungsveranstaltungen der Ausstellungen. Ich wollte den Besucher*innen etwas Besonderes/Anderes bieten, sie mitnehmen in meine künstleri-sche Welt. Hierfür habe ich ein Lichtsystem für die Harfe konstruiert, das mir das Spiel im Dunkeln er-möglicht. Meine Ausstellungen haben im Dunklen begonnen. Nur die Lichtsilhouette der Harfe und ein verbindendes Element, beispielsweise eine Videoanimation oder ein Spiegelbild zu den Bildern, war er-kennbar. Dann kam die Musik, eine Eigenkomposition. Die Musik erzählte die Geschichten zu den Bildern und stimmte die Besucher*innen auf die Ausstellung ein. Nach einer gewissen Zeit wurde der Raum hel-ler und die Kunstwerke waren für die Besucher zu betrachten.Im letzten Jahr gab es gezwungenermaßen sehr viel Kunst digital zu erleben. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht? Gibt es vielleicht sogar positive Effekte oder Veränderungen?In der Kunst geht es ja auch um die Aura eines Kunstwerks. Ein digitales Bild kann die Aura und das per-sönliche Erleben nicht ersetzen. Es geht nicht zuletzt um den Ort, den Raum in dem man etwas erlebt.
Die digitalen Formate haben aber auch etwas Gutes: Man kann viele Menschen erreichen, trotz örtlicher Trennung.Du stehst heute mitten im künstlerischen Berufsleben. Wie war der Weg von der Uni zur freischaffenden Künstlerin? Wie würdest du deinen Beruf beschreiben? Welche Tipps und Tricks kannst du jungen Künst-ler*innen mit auf den Weg geben?Der Anfang war, um es kurzzufassen, verdammt hart. Ich war komplett auf mich alleine gestellt, aber voller Motivation. Scheute keine Arbeit und habe fest an meine Kunst und Musik geglaubt. Da es diese sogenannten „Survival Trainings“ zu meiner Zeit noch nicht gab bzw. gerade im Kommen waren, war sehr vieles „Learning-by-doing“. Es gab viele Herausforderungen zu stemmen. Die Selbstständigkeit hat Vor- und Nachteile. Aber ich genieße es, mein eigener „Boss“ zu sein. Eine Schattenseite des Berufs ist, dass ein angemessenes Honorar noch keine Selbstverständlichkeit ist. Kunst soll oftmals gratis sein. In anderen Berufen gibt es diese Diskussion so nicht. Es gibt kein richtig oder falsch. Kunst ist subjektiv. Oft braucht man nur Glück, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Hilfreich ist sicher eine Portion Mut, die eigene Komfortzone zu verlassen und neue Wege zu gehen. Der Glaube an sich selbst und die eigenen Projekte und Ideen ist wichtig. Die Kritiker sind immer da. Vieles darf und sollte man nicht per-sönlich nehmen.Neben den persönlichen Eigenschaften gibt es auch einige Kompetenzen, die man erlernen kann. Ich denke zum Beispiel an die Vermarktung. Wie siehst du das?Zu meiner Studienzeit war das kein großer Fokus, was sich jedoch stark geändert hat. Selbstvermarktung und Netzwerke sind wichtig, um weiter zu kommen. Wobei man darauf achten soll, nicht alles alleine zu machen. Mit Fachleuten zu kooperieren, die bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten mit ihrem Know-how und ihren Netzwerken unterstützen, ist sicher besser. Es ist jedoch eine Budget-Frage.Wie schafft man es zu Stipendien, Ateliers, Ausstellungen, Galerien ...?Ich denke, dass in der Kunst Eigeninitiative immer gut ist. Aber am Ende des Tages muss halt alles zu-sammenpassen, damit die Dinge ins Rollen kommen.In welchem Bereich hätte es im Studium noch ein wenig mehr sein dürfen?Die Vorbereitung auf das Berufsleben ist wichtig. Vor allem, wie der Alltag zu managen ist, wenn der „Schutzmantel“ der Universität wegfällt. Es geht um ganz praktische Dinge, wie zum Beispiel Versiche-rungen und Steuern. Zu meiner Zeit war das nicht präsent.Was blieb vom Studium besonders gut in Erinnerung?Die Gemeinschaft und der künstlerische Austausch, das Feedback. -
ZEHNKAMPF UND DIE KUNST MIT ALLEN SINNEN Mai 2021
Andrea Edlbauer
Saxophonistin, Pädagogin und Kreativschaffende in interdisziplinären- sowie Multimediaprojekten,
Wien, Oberösterreich, SalzburgFoto: Flora BacherAndrea Edlbauer absolvierte an der Universität Mozarteum ein pädagogisches Studium und unterrichtet am Oberösterreichischen Landesmusikschulwerk. Darüber hinaus hat sie in Wien und Linz studiert, ist als Saxophonistin in der Klassik und der zeitgenössischen Musik beheimatet und blickt gerne in Richtung Jazz. Ihre Arbeiten sind oft interdisziplinär. Mit „Saxophon in Visualisierung“ ist sie auch in Multimediaprojekten vertreten, vergangenen November war sie als Orchestermitglied mit der „Bläserphilharmonie Mozarteum“ und Martin Grubinger im Konzerthaus Wien zu hören und kürzlich gründete sie das Frauenensemble „MERVE“. Sie spielt im Saxophonquartett „saXTon“ sowie im Klavier-Saxophon-Duo „Kuzo&Edlbauer“. Gemeinsam mit Barbara Neu vertont sie ausgewählte Weinsorten und wagt sich damit auch an Kompositionen.Das klingt relativ viel auf einmal! Was können Sie nicht?Es ist viel ja, das stimmt. Ich habe sehr viele Interessen und mag es, mich auszuprobieren. Ich habe herausgefunden, dass es mir guttut, wenn ich mich auf mehrere Sachen fokussiere, da ich so mental beweglich bleibe. Für mich ist es wichtig, dass sich was tut. Nicht alles ist von Beginn an so geplant. Es entwickelt sich und manches wird auch wieder verworfen oder in anderer Form fortgeführt. Aber man muss es schon mögen, sich selbst immer wieder herauszufordern. Das stete Hinaustreten über die eigene Komfortzone ist mir sehr wichtig. Das gelingt mir am besten, indem ich mich bereits vor der Erledigung einer Aufgabe in das Gefühl versetzte, das ich danach haben werde.
Es gibt dennoch unglaublich viel, das ich nicht kann. Ich habe großen Respekt vor dem schier unerschöpflichen Wissen mancher Saxophonist*innen und Musiker*innen über das Standardrepertoire, die geschichtliche Einbettung und die daraus entstehenden genialen Interpretationen bestehender Werke. Ein internationaler Meisterkurs, der mir dazu einfällt, ist jener in Arosa, der von Lars Mlekusch organisiert wird. Genauso bemerkenswert finde ich das kreative Erschaffen und Komponieren von Musik. Mich fasziniert, mit welcher Selbstverständlichkeit die Musiker*innen der Jazzszene damit vertraut sind, ihre eigenen Ideen in die Welt zu bringen. Ich selbst bin keine Komponistin, ich habe kein Studium dazu belegt, aber ich arbeite mit dem was ich habe. Mein Schulmusikstudium am Mozarteum ist ein guter Background, das ich gerne als „Zehnkampf-Studium“ bezeichne. Man muss vielseitig gut sein und das auf einem beachtlich hohen künstlerischen Niveau. Oft sind es jene Dinge, die im Studium als Nebenfächer tituliert wurden, oder die ich in Gesprächen mit Kolleg*innen bei einer Tasse Kaffee aufgeschnappt habe, die schlussendlich wichtig für mein künstlerisches Schaffen sind. Mein Anspruch ist es, künstlerisch wertvolle Dinge zu machen und ins Leben zu rufen. Dazu nutze ich all die Ressourcen, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe.
Ich möchte mich mit Menschen, sowie ihren Geschichten und Anliegen beschäftigen und auseinandersetzten. Durch die Musik können Inhalte in unterschiedlichste Gesellschaftsschichten transportiert werden. Ich möchte damit aber nicht sagen, dass Musik immer einen Zweck haben muss, man darf auch einfach mal genießen, die Augen schließen und sich in der Musik verlieren.Ihr jüngstes Konzert mit dem Ensemble „MERVE“ beschäftigt sich mit Erzählungen, Märchen und Sagen aus Literatur und Musikgeschichte. Wie dürfen wir uns dieses Konzert vorstellen?Man könnte sagen, Sie sind eine Kreativschaffende zwischen den Welten. Was ist das Reizvolle an diesen unterschiedlichen Genres?Es handelt sich um eine Art musikalische Lesung, die Bekanntes und Vertrautes, aber auch Unbekanntes und Neues mit sich bringt. Von der klassischen Syrinx aus der griechischen Antike bis hin zu einem modernen Rotkäppchen, mit Jägerin statt Jäger, beinhaltet der Abend eine Vielfalt an Geschichten aus diversen Kulturen. Im Fokus stehen Frauen und deren Geschichten. Das sind Frauen, die sich behaupten mussten, in Zeiten, wo Schweigen von ihnen verlangt wurde. Die Zusammensetzung aus Klarinette, Saxophon, Bratsche und Kontrabass erweitert sich durch den Einsatz der Sprache. Ein Teil wird musiziert, ein Teil gesprochen. Manchmal sind die beiden Formen auch ineinander verwoben. Das Stück entsteht erst durch die Verbindung von Musik und Sprache. Es wird nicht das eine bestehende durch das andere ergänzt. Die Kompositionen stammen von Judith Ferstl, die als Kontrabassistin im Ensemble „MERVE“ zu hören ist.Wie kam es zur Gründung von „MERVE“, einem reinen Frauenensemble?Gemeinsam mit der Klarinettistin Barbara Neu entstand die Idee, dieses Projekt zu Geschichten und Erzählungen diverser Kulturen zu initiieren. Die Umsetzung realisierte sich dann mit der Kontrabassistin Judith Ferstl und der Bratschistin Stefanie Kropfreiter, die Barbara aus ihrer Zeit im Jugendsinfonieorchester kennt. Es gab auch in der Vergangenheit bereits Verbindungen, beispielsweise über unsere Studienzeit in Wien bzw. Linz. Wir glaubten an das Projekt und hatten gleichermaßen Interesse und Lust, dieses Themenfeld musikalisch, inhaltlich und kompositorisch mit einem reinen Frauenensemble zu bearbeiten. Wir möchten Frauen auch bewusst in den Vordergrund rücken. Inhaltlich und künstlerisch. Das ist in der Musikwelt immer noch nicht selbstverständlich.Man könnte sagen, Sie sind eine Kreativschaffende zwischen den Welten. Was ist das Reizvolle an diesen unterschiedlichen Genres?Jedes Genre hat seine eigenen Schwerpunkte. In der klassischen Ausbildung hat man Zeit, sich im Detail mit dem Instrument, seiner Funktionsweise und bereits bestehenden Kompositionen zu beschäftigen. Meine Wurzeln liegen ganz eindeutig in der Tradition des „klassischen Saxophons“ aber auch in der zeitgenössischen Musik. Das Instrument gibt es erst seit 1840, es ist also vergleichsweise jung. In den vergangenen Jahren wurde extrem viel für uns komponiert und das Niveau hinsichtlich Spielbarkeit steigt rasant. Es gibt immer mehr junge Saxophonist*innen, die unglaubliches Können haben. Eine Grenze nach oben ist noch nicht in Sicht. Andere Instrumente haben diese Phase bereits hinter sich. All die Einflüsse, wie z.B. aus Jazz und Pop, bereichern mich in meinem musikalischen Schaffen. Ich denke nicht in Genres und vermeide diese Grenzen. Interessant ist der Blick über das Bestehende, Klassische hinaus. Die Arbeitsweise von Jazzkünstler*innen ist, so wie ich sie erlebt habe, vielseitig und kreativ. Es wird komponiert und die spontane Interaktion, das gesangliche und das improvisatorische Element ist sehr reizvoll. Es geht um das Geschehen im Moment. Einflüsse aus dem Jazz sind ja ohnehin schon lange Teil der Kompositionen des Standardrepertoires des „klassischen Saxophons“ - wie es immer so schön bezeichnet wird. Dieser Begriff sollte eigentlich überdacht werden.Wie findet man die richtige Bühne für Projekte zwischen den Welten?In diesem Prozess befinde ich mich gerade (lacht). Tendenziell sind es schon eher die klassischen Bühnen aber es gibt immer mehr Veranstalter, die auch Neuem Raum geben möchten. Es entstehen viele neue Festivals und einige Veranstalter im Bereich Jazz und neue Musik haben eine große inhaltliche Bandbreite. Man muss sich aber schon auch mit dem Inhalt neben der Musik beschäftigen, um die richtige „Bühne“ zu finden.Wie kam es zur Verbindung von zeitgenössischer Saxophonliteratur, Elektroakustik und visuellen Medien?Die Idee ist bereits zu Beginn meines Masterstudiums an der MUK (Anm.: Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) in Wien entstanden, in dem ich mich im Schwerpunkt mit Saxophon und der multimedialen Performance beschäftigt habe. Die daraus resultierende Performance „Zuspielungen zuSPIELEN“ ist eine interdisziplinäre Multimedia-Performance die ich gemeinsam mit Lukas Dworschak und Saleh Rozati erarbeitet habe. Zeitgenössische Saxophonwerke werden mit Live-Elektronik und Visuals verbunden. Die beiden sind bildende Künstler und haben die Animationen zu den Inhalten der Stücke erstellt und sich um die Interaktive Umsetzung gekümmert. Dem ging ein langer Prozess in der Beschäftigung mit einem Werk, dessen Komponist*in und darüber, was er*sie aussagen will, voraus. Eine Motivation ist auch, dem Publikum den Zugang zu bestimmen Werken zu erleichtern oder Musik mit visuellen Elementen zu bereichern und mehrere Sinne in der Wahrnehmung anzusprechen. Die Kombination mehrerer Kunstsparten bringt im Gesamtkunstwerk etwas hervor, das in den Einzeldisziplinen alleine nicht möglich wäre.Und die Rebenerzählungen? Hier komponieren Sie auch, oder?Ja, auch bei diesem Projekt, bei dem ich komponiere und arrangiere, werden mehrere Sinne angesprochen. In der interdisziplinären Musikperformance Rebenerzählungen stelle ich mit meinem „Duo Annea“, in dem ich gemeinsam mit Barbara Neu spiele, ausgewählte Weinsorten in musikalisch-performativen Sätzen dar. Wir arbeiten mit Winzer*innen aus ganz Österreich zusammen und versuchen, die Informationen, die wir über die Weine, die Weingüter und die jeweiligen Regionen, aus der sie stammen, erhalten, zu verarbeiten. Wir wollen auch hier verschiedene Welten zusammenführen. In unserem Team sind zudem die Autorin Valerie Bachschwöll, die Choreografin Sophia Hörmann, die Dramaturgin Maria Sendlhofer und Nino Stelzl, der für das Bühnenbild verantwortlich ist. Die Kompositionen basieren zum Teil auf bereits bestehenden Werken und zum Teil sind sie völlig neu aus der Charakteristik des Weins entstanden.Mit dem Ensemble „LAUT.“ widmen Sie sich gemeinsam mit Ihren Kolleg*innen aktuellen Themen literarisch, darstellerisch und musikalisch. Was sind das für Themen und wie erfolgt die Umsetzung?Das erste gemeinsame Projekt „Beyond Beethoven“ entstand 2019 und wurde beim Fidelio-Wettbewerb der MUK Wien in der Sparte „Kreation“ preisgekrönt. Unser Kollektiv setzt sich aus dem Autor Hurod Seekind, dem Geiger und Bratschisten Gregor Fussenegger, der Schauspielerin Julia Mikusch und mir zusammen. Das Projekt bezieht sich auf das Heiligenstädter Testament, ein verzweifelter Brief Beethovens an seine Brüder Karl und Johann. Dieser bildet die Grundlage unserer Performance. In der Umsetzung war es eine 15-minütige Performance, in der wir unsere Interpretation des Heiligenstädter Testaments vorstellten und das Publikum mit grundsätzlichen menschlichen Sinnfragen konfrontierten. Allen voran stand die Frage: „Was bin ich“? Ein Trailer des Werks kann auf YouTube nachgesehen werden. Aus diesem Ensemble „LAUT“. hat sich im letzten Jahr ein neues Kollektiv mit dem Posaunisten Daniel Holzleitner gebildet. Er ist der erste Stipendiat des „Joe Zawinul Preises“ der MUK Wien. Der Preis wurde ihm für die Umsetzung unseres interdisziplinären Projekts „zwischen uns“ verliehen. Im Geiste Zawinuls beschäftigen wir uns mit der Wechselwirkung von Sprache, in Form der menschlichen Stimme, und Musik. Die Performance lebt vom Dialogischen dieser Beziehung. Ziel des Projektes ist das organische Zusammenwirken von computergestützten Klängen, Schauspiel und akustischer Musik. Dafür werden die Grenzen zwischen den Disziplinen stellenweise aufgebrochen, überschritten und die Disziplinen selbst sinnvoll zusammengeführt. In diesem Arbeitsprozess habe ich sehr viel gelernt, da die Herangehensweise von Musiker*innen und Schauspieler*innen an ein künstlerisches Projekt völlig unterschiedlich ist. Der Entstehungsprozess ist anders. Neu war für mich die Entstehung eines Werkes während der Proben. Das Gestalten von Figuren und Rollen, das Arbeiten an der Gesamtdramaturgie. Als Musiker*in ist man daran gewohnt, ein bestehendes Werk vorzubereiten und damit zur Probe, die auf einen fixen Zeitraum festgelegt ist, zu kommen. Man muss sich in der Regel keine Gedanken darüber machen, wie man steht, wie man geht oder sich dreht. Das war schon sehr spannend. Eine erste Präsentation des Zawinul-Projektes erfolgt im Oktober 2021 in Wien.Im letzten Jahr gab es, gezwungenermaßen, sehr viel Kunst digital zu erleben. Haben Sie in dem Bereich auch Erfahrungen gemacht? Gibt es eventuell sogar einen positiven Effekt daraus?Ich persönlich habe mir natürlich immer wieder einmal ein Konzert via Live-Stream angehört, muss aber sagen, dass ich kein Fan davon bin, Musik und Kunst digital zu erleben. Wenn ich mich selbst auf die Bühne stelle, transportiere ich als Künstlerin eine Haltung, eine Einstellung, die nonverbal abläuft. Das Publikum spürt diese bewusst oder unbewusst und genau diese Aspekte gehen durch den digitalen Konsum verloren. Als Rezipient*in verlasse ich das gewohnte Umfeld nicht, habe das Ritual des Ankleidens nicht und mir fehlt die mentale Vorbereitung auf den Konzertabend. Die Kunst kann sich nicht so entfalten und beim Publikum ankommen, wie dies im Live-Betrieb möglich ist. Wenn ich etwas Positives nennen kann, so sind es sicherlich die Einblicke in Konzerte und Formate, die räumlich und zeitlich für mich schwer zu besuchen gewesen wären. Es war während der Pandemie beispielsweise möglich, an einem Tag einen Live-Stream aus Berlin und einen aus Zürich verfolgen. International rücken Musiker*innen und die Kunst so immer näher zusammen. Man kann dadurch auch rasch neue Inputs erhalten und Ideen entwickeln.Ihre Projekte klingen nach einem vollen Terminkalender. Aber wie war der Weg dorthin? Was muss man als Studierende*r alles im Blick behalten? Wie fängt man an, wie plant man und was ist wichtig?Ja, die Spieltermine werden immer mehr und ich bin sehr dankbar dafür. Der bisherige Weg hatte auf jeden Fall viele Kreuzungen und Abzweigungen, was nicht immer leicht war. Es gab in den letzten Jahren oft Momente, in denen ich gezweifelt habe, ob ich auch in die richtige Richtung gehe. Vor allem deshalb, weil wirklich niemand eine Antwort darauf geben kann, wie sich ein Ensemble oder eine Formation entwickeln wird. Jede Gruppe hat ihre eigene Dynamik und braucht eine andere Arbeitsweise, hat ihr eigenes Tempo. Ein wichtiger Prozess war, absolut ehrlich zu mir selbst zu sein und mir völlig darüber klar zu werden, wohin ich möchte und wo meine Stärken, aber auch Schwächen liegen. Und dann trifft man ohnehin Menschen, die die gleiche Richtung einschlagen möchten. Mir persönlich ist es sehr wichtig, mit Musiker*innen zusammenzuarbeiten, mit denen ich gerne Zeit verbringe, mit denen ich mich auf vielen Ebenen auch abseits der Kunst austauschen kann, abgesehen davon, dass sie natürlich Könner*innen in ihrem Fach sind. Ich habe dabei oft die Intuition entscheiden lassen, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen konnte, ob eine Zusammenarbeit erfolgreich sein wird. Ich würde jedem raten, bereits in der Studienzeit möglichst viel auszuprobieren und nach allen Seiten hin offen zu bleiben.Haben Sie darüber hinaus noch einen Tipp für die Künstler*innen, die sich noch in Ausbildung befinden?Geht auf viele Konzerte, konsumiert die Kunst in all ihren Facetten, informiert euch über das aktuelle Geschehen und lernt, euch selbst zu managen. Es gibt beispielsweise die MICA oder IG Kultur, bei der man sich viele wichtige Informationen kostenfrei holen kann. Unterstützt euch gegenseitig – sowohl im Kollegium als auch innerhalb der Branche. Wir alle sind Unternehmer*innen, vor allem wenn man in der freien Szene unterwegs ist. Ich denke das ist etwas, was noch mehr ins Bewusstsein der Musiker*innen gerückt werden sollte. Das Üben ist essenziell und wichtig, aber es ist nur ein Teil dessen, was wir können sollten.Auf welchem Gebiet hätte es an der Uni noch ein wenig mehr sein dürfen?Definitiv im Bereich Musikmanagement und Musikbusiness. Für mich wäre es hilfreich gewesen, bereits im Studium zu erfahren, wie man Förderanträge stellt und sich selbst vermarktet. Hilfreich wäre beispielsweise gewesen, bereits etablierte Musiker*innen an die Universität einzuladen, um von ihnen zu lernen und persönlich Fragen stellen zu können.Was haben Sie aus Ihrer Studienzeit noch besonders gut in Erinnerung?Ich hatte viel Zeit, um Musik zu machen und in unterschiedlichsten Formationen zu spielen. Aus meiner Studienzeit an der Bruckneruni in Linz stammt beispielsweise das anfangs erwähnte „saXTon“ Saxophonquartett. Viel Zeit war auch, um zu üben, Literatur kennenzulernen und mich auszuprobieren. Darüber hinaus hatte ich sehr gute Lehrer*innen, von denen ich nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich viel lernen konnte. Allen voran meine beiden Hauptfachlehrer am Saxophon Peter Rohrsdorfer und Michael Krenn.
Auch wenn das alltägliche Tun oft wie ein Balanceakt zwischen Unterrichten, Üben, Proben, Auftritten und Organisation erscheint, so ist es mir wichtig, mir und uns allen immer wieder in Erinnerung zu rufen, wie schön es ist, Kunst machen zu dürfen. Kunst ist ein Privileg für uns alle! Versuchen wir, das nicht zu vergessen. -
DEM KÜNSTLERISCHEN UPCYCLING VERSCHRIEBEN März 2021
Sonja F. Glücklich, Atelier Stillos
freischaffende Künstlerin Textilkunst und Malerei, Obertrum am SeeFoto: LerchlartSonja F. Glücklich ist freischaffende Künstlerin auf dem Gebiet der Textilkunst und der Malerei. Sie fertigt unter der Marke „Stillos“ u.a. Taschen aus Kultur-Bannern des EmailWerks in Seekirchen: „Könnten Taschen sprechen, so würden stillos-Taschen von Kultur, Kunst und Musik berichten. Die Kultur- Banner informieren dort - an der Fassade hängend - über das laufende Programm. Alle 2 Monate hat der Banner seine Aufgabe als Informationsfläche erfüllt und wird von Agathe, der Industrienähmaschine, mit Starkstrom zu Taschen vernäht.“Frau Glücklich, Sie arbeiten mit Kultur-Bannern, die ihre Aufgabe bereits erfüllt haben und führen dieseeinem neuen Verwendungszweck zu. Darüber hinaus arbeiten Sie mit „Altstoffen“. Sie arbeiten alsomit vorhanden Ressourcen. Wie kam es dazu?Mit den Kulturbannern habe ich während meiner Studienzeit begonnen. Die Arbeit mit vorhandenen Materialien begleitet mich hingegen schon seit meiner Kindheit. Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und war sehr stur, was mich dazu gebracht hat, dass ich Dinge, die ich haben wollte, einfach selbst gemacht habe aus Dingen, die bereits vorhanden waren. Ich habe aus Gemüsekisten Einrichtungsgegenstände gemacht und Kleidung so umgenäht, dass sie mir gefallen hat. Das war wohl nachhaltig, zunächst jedoch unbewusst. Es gibt einfach so viele Materialien, die bereits vorhanden sind und daher besteht kein Grund, neue Ressourcen zu verbrauchen.Spielt das Thema Nachhaltigkeit in der Malerei für Sie auch eine Rolle?In der Malerei arbeite ich gerne mit Menschen. Ich verarbeite Gedanken und Gefühle in meinen Bildern. Aber auch hier sind Textilien und Holz wichtige Themen.Sie haben als Künstlerin ein Gewerbe angemeldet. Ihr Unternehmen trägt den Namen „Atelier Stillos“. Muss man als Künstlerin ein Gewerbe anmelden?Wenn man etwas verkaufen will, sollte man schon ein Gewerbe anmelden (lacht). Ich verkaufe meine Taschen, die ich aus Kultur-Banner erzeuge, auf Kunsthandwerksmärkten, daher brauche ich diese Gewerbeanmeldung natürlich.Wo stellen Sie Ihre Kunstwerke aus und wo sind diese zu erwerben?Zum Beispiel beim „FrauenKunstHandwerk“ in Ottensheim, beim Textilmarkt in Haslach, in Anif beim Frauen Kunst Handwerksmarkt und zudem organisiere ich im November den Markt im EmailWerk in Seekirchen.Welche Bedeutung haben Materialien für Sie?Die Planen vom EmailWerk sind für mich etwas ganz Besonderes, da sie das Kulturelle so gut vermitteln und das ist gerade in diesen Zeiten so bedeutend. Wir merken, wie wichtig Kultur und Kunst für uns ist. Es können aber auch andere Materialen sein, man weiß nie was kommt. Wenn mir plötzlich andere „Dinge entgegenfliegen“, werde ich mich sicher auch damit beschäftigen. Ich bin da ganz offen.Hat „Corona“ Ihre Arbeit beeinflusst oder verändert?Nicht wirklich. Es war und ist auch eine wertvolle Zeit, um sich auf Wesentliches zu konzentrieren. Man merkt wieder, was einem wichtig ist, wie wichtig andere Menschen und Kulturveranstaltungen sind. Es entstand eine andere Art des Bewusstseins. Natürlich waren und sind die Märkte eingeschränkt.Welche Bedeutung hat Nachhaltigkeit und Upcycling in der Kunst- und Kulturszene aus Ihrer Sicht?Es ist ein sehr wichtiges Thema in allen Lebensbereichen. Es geht nicht mehr anders, als die Ressourcen zu nutzen, die wir bereits haben, anstatt immer Neues zu produzieren. Es gibt auch Kultur-Initiativen, die Werbung nicht mehr auf Papier drucken, um Ressourcen zu schonen oder Künstler, die per Fahrrad durch Österreich touren. Es findet schon in allen Bereichen ein Umdenken statt. Das Bewusstsein ist gegeben und es wird sich sicher noch viel entwickeln. Möglicherweise scheitern wir auch das eine oder andere Mal. Auch das ist wichtig, damit Neues entstehen kann. Es ist ein Prozess, der sicher weitergeht und auch die Hoffnung stark thematisiert.Sie beschäftigen sich neben Ihrem künstlerischen Tun mit Jugendlichen. Sie sind Fachtrainerin im Projekt „Ausbildungsfit STEP4“. Worin besteht Ihre Arbeit?Ich arbeite bei dem Projekt mit Jugendlichen in der T-Shirt- und Designwerkstatt. Das Ziel des Projekts ist, dass Jugendliche ausbildungsfit werden. Es gibt dabei ganz unterschiedliche Themen, die Jugendliche nachholen bzw. an denen sie weiterarbeiten müssen. Ich gehe mit den Jugendlichen Arbeitsschritte durch. Ich zeige ihnen, was sie erschaffen können, wenn sie ein Design selbst entwickeln. Es ist wichtig den Arbeitsprozess zu sehen und zu erleben, mit den Händen etwas zu tun. Etwas zu beginnen, Selbstvertrauen aufzubauen, um den eigenen Weg gehen zu können. Ich betreue derzeit 15 Jugendliche, die im Schnitt ein Jahr bei uns sind. Es sei denn, sie finden schon früher eine Lehrstelle.Was würden Sie Studierenden mit auf den Weg geben, wenn Sie an Ihre Studienzeit und den heutigen Arbeitsprozess denken?Gerade im kreativen Bereich sollten ECTS-Punkte nicht das oberste Ziel sein. Vielmehr sollte man genügend Zeit in Projekte stecken, um tolle Ergebnisse zu erreichen. Ruhig verrückte Ideen ausprobieren, „das nicht gelingen“ zulassen, denn dadurch können ganz neue Ideen entstehen. So kann Entwicklung stattfinden. Ich erinnere mich gerne an sehr intensive Projekte in der Studienzeit. Ein Projekt zum Thema „Barock“ wäre beinahe nicht zustande gekommen, weil wir schon nicht mehr daran geglaubt haben. Viele schlaflose Nächte später gab es ein ganz tolles Ergebnis. Es führt immer eines zum anderen, man muss nur ausdauernd und offen für Neues sein. -
ONLINE-VOICE-COACHING - NEUE, DIGITALE WEGE DER GESANGS-AUSBILDUNG Januar 2021
Birgit Marianne Ecker
Sängerin und Gesangspädagogin, Österreich.Foto: privatWie sieht der berufliche Alltag einer Sängerin und Gesangspädagogin aus und was hat sich im letzten Jahr verändert?Vor Corona unterrichtete ich Gesang und Gruppenstimmbildung an einer Musikschule. Meine beiden Söhne gingen noch in den Kindergarten und ich war selbst als Sängerin tätig, konzertant und im Bereich der Kirchenmusik. Das liegt im Augenblick natürlich brach. Wenn ich mich an den vergangen März erinnere, wo wir zu Beginn des Monats ein großes Konzert gegeben haben und plötzlich hieß es, ab nun nur mehr 100 Konzertbesucher, so erscheint das heute wie aus einer anderen Welt! Ich habe dann begonnen erstmals online zu unterrichten. Wir wurden quasi „ins kalte Wasser geschubst“. Ich wusste noch nicht wie das funktioniert, ob der „Funke“ auch online überspringt. Ich bin ein sehr empathischer Mensch, was ein großer Vorteil beim Unterrichten ist, da ich mich gut auf meine Student*innen und Schüler*innen einstellen kann. Blockaden, Ängste oder technische Schwierigkeiten können rasch erkannt und durch eine Kombination von stimmtechnischem Wissen, Intuition und Musikalität behoben werden. Es hat tatsächlich auch online funktioniert. Möglicherweise auch deshalb, weil ich mit jungen Erwachsenen gearbeitet habe. Bei Kindern kann es schwieriger sein, die Aufmerksamkeit zu halten. Die Rückmeldungen meiner Schüler*innen waren auch sehr positiv, da es wirklich gut funktioniert hat.Welche Altersgruppe unterrichten Sie an Musikschulen?Meist ab der Oberstufe bis hin zu Erwachsenen jeden Alters.Sie haben aus dieser Situation heraus das „Online- Coaching- Projekt: fulfilled and successful as female, sensitive, classical singer“ gestartet, richtig?Ja, der Prozess ist noch im Gange. Ich habe mir zunächst Hilfe gesucht und einen Onlinekurs besucht, um zu lernen, wie man so etwas professionell machen kann. Ich habe eine Facebook-Gruppe eröffnet und bereits erste „Kundinnen“ für Gesangsunterricht bzw. für das Mentoring-Programm gewonnen. Ich konzentriere mich nun auf sehr sensible klassische Sängerinnen im internationalen Bereich.Das bedeutet, es fand ein Digitalisierungsprozess in der Gesangspädagogik statt, der so zwar nicht geplant war, sich aber durch die Situation entwickelt hat. Man lernt als Pädagogin selbst dazu und schafft gleichzeitig ein neues Angebot, richtig?Ja, ich fand es auch sehr schön, dass sich neue Wege aufgetan haben, die ich mir vor einem Jahr noch nicht vorstellen konnte. Ich habe in diesem Digitalisierungsprozess auch viel dazu gelernt. Zudem macht mir das internationale Arbeiten, das ich selbst als Studentin in Masterklassen erlebt habe, viel Freude. Ich habe nun auch internationale Schülerinnen aus der Schweiz, Deutschland, Norwegen, Johannesburg, … und das, ohne zu reisen und mit zwei kleinen Kindern, von dem eines bereits schulpflichtig ist und mit dem ich nun zuhause lernen muss!Wer sind die Zielgruppen in Ihrem „Online-Coaching-Projekt“? Wie gestalten sich hier die Altersgruppen?Es sind beispielsweise Frauen, die teilweise schon Gesangsausbildungen haben, diese aber unterbrechen mussten, junge Frauen, die vor ihrem Abschluss des Gesangsstudiums stehen oder die Aufnahmeprüfungen machen möchten, Frauen mit Hochsensibilität, Studierende mit speziellen Problemen, aber auch ältere Frauen, die gerne singen. Viele möchten sich jetzt wieder fit machen, oder bleiben, für die Zeit nach Corona. Manche nutzten das Coaching für die Professionalisierung ihres deutschen Gesangsrepertoires. Frauen mit Hochsensibilität können lernen, diese Eigenschaft für sich als Stärke auf der Bühne zu nutzen. Die Bandbreite ist groß. Die Methoden habe ich mir selbst angeeignet, um die Bühnenpräsenz zu verbessern. Fachlich bin ich im deutschen Kunstlied und ihren Interpretationsmöglichkeiten, dem deutschen Opernrepertoire, der deutschen Operette und in der Kirchenmusik beheimatet. Das Coaching, in deutscher oder englischer Sprache, kann eine Vorbereitung für eine Aufnahmeprüfung sein, ein Konzert oder eine Audition unterstützen oder Sängerinnen helfen, die oftmals schon jahrelang von bestimmten stimmtechnischen oder mentalen Problemen betroffen sind oder endlich einfaches Lampenfieber überwinden möchten. Auch das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Künstlerin kann Thema sein.
Derzeit können aufgrund von Corona keine Masterklassen in Europa besucht werden. Dies ist ein häufiger Grund für Online-Weiterbildung. Der Traum, in Europa Gesang zu studieren, ist gerade sehr schwierig zu verwirklichen.Wie kann man sich Gesangs-Onlineunterricht bzw. „Voice-Coaching“ vorstellen? Sie bieten Mentoring, Masterklassen und Coaching für Sängerinnen…Es beginnt mit einem Anfangsgespräch bzw. einer kurzen, kostenlosen „Voice Potential Analysis“, um festzustellen, ob eine Zusammenarbeit zielführend ist. Danach biete ich verschiedene Pakete an. Das reicht von kurzfristiger Optimierung eines in wenigen Wochen geplanten Auftritts über regelmäßige Betreuung über mehrere Monate und umfassenden, tiefer gehenden Unterricht, bis hin zu Masterklassen, in denen beispielsweise fünf Schülerinnen in der Gruppe betreut werden. So kann man auch in die Themen hinein schnuppern, von Kolleginnen lernen und es ist günstiger als Einzelunterricht bzw. Einzel-Voice-Coaching. Das Besondere ist, dass die Studentinnen nicht nur einmal wöchentlich betreut werden, sondern auch während der Woche Support und Feedback erhalten, sodass sie wirklich ihr volles Stimmpotential entfalten. Erst kürzlich habe ich mich mit einer meiner Schülerinnen wahnsinnig gefreut, da sie die Aufnahmeprüfung für das Pre-College an der Universität Mozarteum geschafft hat. Und dies, obwohl wir seit März nur online arbeiten konnten.Damit schließt sich ein Kreis. Sie, als Mozarteums-Absolventin, bereiten junge Nachwuchs-sängerinnen für die Aufnahme an die Universität Mozarteum vor. Das ist ein sehr schöner Kreislauf!Für mich selbst war es ein Traum, an die Universität zu gelangen und eine Gesangsausbildung machen zu dürfen. Der innere Drang zu singen war schon sehr früh vorhanden. Ich konnte gar nicht anders. Ich habe mit Schulmusik an der Universität begonnen und später auch Instrumental- und Gesangspädagogik studiert. Es war nicht immer einfach und auch ich musste wachsen. Ich habe im Laufe meiner Ausbildung bemerkt, dass ich sehr gut auf andere eingehen kann, sowohl auf das Publikum als auch auf Musikpartner*innen. Ich kann andere mitnehmen und mein Wissen erfolgreich weitergeben. So habe ich meine Stärken nach und nach kennen gelernt und erfahren, dass es mich sehr glücklich macht, Musikkompetenz erfolgreich zu vermitteln sowie Stimmen und Persönlichkeiten zu Größe zu verhelfen.Gibt es besondere Tipps und Tricks aus Ihrer Erfahrung, die Sie den jungen Künstler*innen mitgeben können?Nun ja, wenn man den inneren Wunsch, oder sogar Drang hat, als Künstler*in zu arbeiten, darf man sich nicht entmutigen lassen. Diese Zeiten, in denen die Kunst so stark eingeschränkt wird, stimmen natürlich nicht besonders zuversichtlich. Aber wie auch ich erfahren habe, tun sich oftmals neue Wege auf, die man sich zuvor nicht vorstellen konnte. Erfolg ist nicht nur ein Auftritt an der „Mailänder Scala“. Alle müssen ihren eigenen Weg finden und dem folgen, was sie gerne und mit Freude tun! Oftmals bekommt man zu hören, die Stimme sei zu klein, man habe zu wenig „Ellbogentechnik“, um in diesem harten Business bestehen zu können. Man darf es sich auch nicht zu Herzen nehmen, wenn man Aufnahmeprüfungen oder Auditions nicht besteht. Das ist keine persönliche Schwäche. Man darf nur nicht aufgeben. Ich kenne eine erfolgreiche Schauspielerin, die acht Mal zur Aufnahmeprüfung angetreten ist. Es gibt zahlreiche ähnliche Beispiele. Ich meine damit nicht, dass man Scheuklappen aufsetzen soll und gar keine Ratschläge von anderen annehmen soll, aber man darf sich auch nicht entmutigen lassen, wenn es nicht gleich klappt. Man braucht Ausdauer und man kann vermeintliche Schwächen in Stärken verwandeln.Hat in Ihrer Ausbildung etwas gefehlt, das Sie heute als wichtig erachten?Zu meiner Studienzeit waren Kurse zur künstlerischen Selbstvermarktung gerade am Beginn. Was ich mir jedoch selbst noch angeeignet habe, waren szenische Fähigkeiten. Diese braucht man als Pädagoge/Pädagogin auch für den Unterricht. Ebenso wichtig sind Angebote für mentale Stärke und Resilienz.Birgit Marianne Ecker im Gespräch mit Iris Wagner -
DELTA PIANO TRIO GEWANN KERSJESPRIJS 2020, NIEDERLANDE Dezember 2020
Delta Piano Trio, Niederlande
Irene Enzlin, Violoncello I Vera Kooper, Klavier I Gerard Spronk, ViolineFoto: Max BosseSeit der Dirigent und Geiger Anton Kersjes 1994 die Kersjes Stiftung gegründet hat, um das niederländische Musikleben zu unterstützen, hat sich dieser Preis zum größten Kammermusikpreis der Niederlande entwickelt. Mit dem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro kann das Ensemble in den nächsten drei Jahren neue CDs und Videos aufnehmen, neue Projekte aufbauen und vieles mehr.Herzlichen Glückwunsch zum Kersjesprijs 2020! Was bedeutet dieser Preis für Sie?Der Preis kam natürlich zum optimalen Zeitpunkt. Wir haben dieses Jahr durch „Corona“ nicht so viel verdient und nun können wir die 50.000 Euro innerhalb von drei Jahren für verschiedene Projekte verwenden. Es sind keine Gagen, die wir uns auszahlen können, aber wir planen beispielsweise eine CD-Aufnahme, vielleicht auch Videos und neue Fotos. Man kann sich damit etwas entspannen und Dinge umsetzen, die wir sonst nicht hätten machen können. Der finanzielle Druck ist weg und im Augenblick haben wir mehr Zeit.CD-Produktionen sind relativ kostenintensiv, oder?Ja! Vermutlich ist es nicht so bekannt, dass auch berühmte Musiker zu CD-Produktionen dazu zahlen müssen. Man verdient nicht viel mit CD-Verkauf, auch durch das zunehmende Streaming. Es ist mehr Promotion als Einkommen. Natürlich ist es schön, so etwas zu machen und man lernt unglaublich viel durch den Prozess. Bei unserer letzten CD, die wir mit ODRA, einem amerikanischen Lable gemacht haben, konnten wir alles selbst mit dem Tonmeister bearbeiten. Wir haben fünf Tage aufgenommen und danach waren wir noch drei bis vier Tage im Studio und haben gemeinsam mit dem Tonmeister die Stücke bearbeitet. Das war schon toll.Wie erging es Ihnen in den letzten, für die Kultur besonders schwierigen Monaten? Die nächsten Auftritte sind für Januar geplant, richtig?Im Sommer hatten wir einige Auftritte, da war es besser. Jetzt wurde einiges wieder kurzfristig abgesagt, was natürlich schwierig ist. Man muss immer vorbereitet sein und dann geht es doch nicht. In den Niederlanden ist es ein wenig lockerer, bis zu dreißig Personen dürfen da immer noch ins Konzert gehen. Mit der Kammermusik geht das gut, aber ein Sinfonieorchester hat da schon Probleme. Die Januar-Konzerte sind geplant, wir warten aber natürlich ab, wie es weiter geht. Vieles ist noch unklar. Ende Februar sind Konzerte in der Schweiz geplant, aber wie das mit der Skisaison, die dann gerade wieder beginnen wird, funktioniert, wird man sehen. Wir sind auf jeden Fall vorbereitet und freuen uns darauf. Allerdings sind wir realistisch und wissen, dass auch das wieder verschoben oder abgesagt werden kann. Die Livestreams waren spannend, so ist es nicht nur eine Momentaufnahme, wenn es für ewig online ist. Es entwickelt sich viel Neues und man lernt auch viel daraus. Andererseits braucht man für große Projekte Zeit und die nutzen wir jetzt. Die finanzielle Hilfe haben wir nun mit dem Preis erhalten und CD-Aufnahmen kann man jetzt gut machen.Wie war der Weg von der Ensemble-Gründung bis zum Kersjes-Preis?Wir haben das Trio in Salzburg während des Studiums an der Universität Mozarteum gegründet. Vera Kooper und ich waren schon länger da und dann ist Gerard Spronk dazugekommen. Ich glaube, in seiner zweiten Woche haben wir in der Frohnburg begonnen zu proben, das war eine sehr intensive Zeit. Nun, sieben Jahre später, leben wir zwar in unterschiedlichen Städten aber es funktioniert gut. Wolfgang Redik hat uns am Anfang sehr geholfen, wir waren auch in Moskau für ein Austauschprogramm. Zufälligerweise hatten wir zum richtigen Zeitpunkt genau das richtige Programm für einen Wettbewerb einstudiert, den wir dann auch gewonnen haben. Das war das erste gemeinsame Ziel. Wir nahmen daraufhin an noch mehr Wettbewerben teil, da wir noch nicht so viele Konzerte vorzuweisen hatten, von denen wir auch mehrere gewonnen haben. Daraus entstanden wiederum neue Konzerte. Wir hatten echt Glück. Die Wettbewerbe halfen enorm. Zum einen, weil man Konzerte gewonnen hat, zum anderen, weil man im Radio gespielt wurde und daraufhin wieder eine Einladung erhalten hat. Ich bin dann nach Paris gezogen, Gerard ging nach seinem Abschluss nach Zürich und wir waren ein bis zwei Jahre in unterschiedlichen Ländern. Wir haben uns aber in Basel wieder gefunden und noch einmal Kammermusik studiert. Unter anderem bei Rainer Schmidt, den wir schon vom Mozarteum kannten, und Anton Kernjak. Das war für uns die perfekte Kombination. Wir haben viele Tourneen beispielsweise in Asien und in den USA gemacht und wirklich versucht, möglichst viel zu spielen, bereits während des Studiums. Heute haben wir eine Agentur in den Niederlanden, die natürlich sehr hilfreich ist.Wie sind Sie zu den Auftritten gekommen?Wir haben viele Konzertveranstalter aktiv angeschrieben, manches hat sich auch einfach ergeben. Aber es ist schon viel Büroarbeit. Wir versuchten Konzerte gut zu planen und zu kombinieren, nach einem China-Konzert spielten wir in Südkorea. Es ist für uns auch schöner, ein paar Konzerte hintereinander zu haben, anstatt für nur einen Auftritt irgendwohin zu reisen. Während einer Konzert-Tournee findet eine Entwicklung statt und es ist einfach schön, länger zusammen zu sein und öfter gemeinsam zu spielen. Das eine entwickelt sich oft aus dem anderen. Wir hatten natürlich auch Glück. Es ist zudem wichtig, mit Kollegen zu sprechen, wie man an Konzerte kommt. Das lernt man nicht an der Uni. Ich bin die jüngste des Trios und hatte das Glück, dass Vera sich schon gut auskannte. Man muss auch von anderen lernen und aktiv sein. Man darf nicht abwarten. Wir versuchen das auch an jüngere Kolleg*innen weiter zu geben. Gewonnene Preise, ein guter Lebenslauf, gute Fotos und Aufnahmen helfen enorm. Wir waren auch einmal im Fernsehen zu sehen und in der Folge mit einer professionellen Aufnahme auf Youtube, auch das war sehr hilfreich. Es gibt immer wieder Tourneen, die nicht so reibungslos ablaufen. In China hatten wir einmal die Situation, dass vor Ort die Konzerte der ersten Woche kurzfristig abgesagt wurden. Es war kein Ansprechpartner da und wir saßen erstmal in einem Hotel einige Kilometer vor Shanghai fest. Da war ich echt froh, dass wir zu dritt waren. Wir ergänzen uns auch in unseren Fähigkeiten sehr gut. Der Weg ist nicht einfach aber sehr schön!Irene Enzlin im Gespräch mit Iris Wagner -
MUSIKERINNEN BRAUCHEN EINE BÜHNE August 2020
Anna Stierle
Konzepte Lichtgrau, Sängerin & Kunstvermittlerin, SalzburgWie haben Sie die Corona-Zeit als Künstlerin erlebt?Es kam alles so plötzlich und zu sehen, dass viele meiner Sängerkolleg*innen, mit denen ich vorher regelmäßig gesungen hatte, plötzlich vor dem Nichts standen, empfand ich als schockierend. Es war schon vor dem Shutdown die Situation in der Branche für freischaffende Sänger*innen äußerst schwierig. Die Zahl an jungen sehr talentierten Musiker*innen in Salzburg ist dank der Universität Mozarteum und den Salzburger Festspielen enorm hoch. Hinzu kommen noch jene, die von aller Welt hierher finden, weil diese Stadt eine unglaubliche Anziehungskraft für Kunstschaffende aller Art hat. Das drückt die Entlohnung gewaltig und eine Ausfallsversicherung gibt es ja nicht für normale Freischaffende bzw. die Raten wären sowieso viel zu hoch. Dafür profitieren wir hier natürlich aber auch von einem sehr vielfältigen kulturellen Angebot. Wir waren mit der Mini-Märchenoper gezwungen alle Vorstellungen abzusagen. Geplant waren mehrere Veranstaltungen von „Hänsel und Gretel“ nach E. Humperdinck. Umso schmerzhafter war es, als wir erfuhren, dass wir in Wien vor einem ausverkauften Saal gespielt hätten. Unsere Neuproduktion Produktion „Die drei Rosen“ war ein Auftragswerk, das ich an Milan Stojkovic, unserem Pianisten, und Julia Ortmann-Radau, der Librettistin, vergeben hatte. Das Geld war plötzlich weg, weil es ohne Aufführungsnachweis auch keine Förderung gibt und die bisherige harte Arbeit lag plötzlich in Trümmern. Viel schlimmer empfand ich aber das lange Warten und nicht zu wissen, wann ich wieder anfangen kann Veranstaltungen zu planen. Alle, mit denen ich sprach, waren rat- und hilflos. Wir nutzten diese Zeit sehr intensiv, um inhaltlich zu arbeiten. Es entstand ein enormes Potenzial an kreativem Gedankengut und das brachte uns auch auf die Idee, das Heckentheater im Mirabellgarten als Spielstätte zu akquirieren. Ich muss sagen, dass meine wahnsinnig tollen Kolleg*innen mich in dieser Zeit auch sehr bestärkt haben weiter zu arbeiten und Lösungen zu finden. Sie waren bereit das Risiko zu tragen, kaum etwas zu verdienen und viel zu arbeiten. Das hat uns als Team sehr zusammenwachsen lassen!Welche Rahmenbedingungen brauchen Sie als Künstlerin, um wieder „normal“ arbeiten zu können?Mehr Mut beim Publikum Veranstaltungen zu besuchen. Einen realistischen Blick. Viele Veranstaltungen sind momentan mit freiem Eintritt. Die Menschen müssen auch überlegen, wo kommt das Geld für diese Produktion her? Wer zahlt das und was bekommen die Künstler*innen? Würde ich auch zu dieser Veranstaltung gehen, wenn ich Eintritt zahlen müsste? Was kostet eine Produktion überhaupt? Es gibt Leute die glauben, dass man mit Eintrittsgeldern Millionen verdienen kann… Wir sind in Salzburg verwöhnt, was das kulturelle Angebot angeht. Die ganze Stadt profitiert vom Image der Mozartstadt. Dabei vergessen viele, dass es doch eigentlich die klassische Musik ist, die (vor Corona) tagtäglich tausende von Besucher hierherlockt. Chöre aus aller Welt kommen, nur um am Domplatz ein Ständchen singen zu können und junge Menschen zahlen viel Geld für Meisterkurse und Workshops für klassische Musik und Privatstunden. Salzburg ist der Klassik-Hotspot im Herzen Europas. Das spürt der Handel und der Tourismus. Deshalb veranstaltet zum Beispiel auch der Altstadtverband etliche gratis Konzerte für Einheimische und Touristen. Ich könnte mir neben der Ortstaxe so etwas wie eine zusätzliche Taxe für Touristen als Kulturabgabe vorstellen. Das Geld sollte als Gagenaufstockung für Musiker*innen genutzt und eine einheitliche Gagentariftabelle etabliert werden. Eine Gewerkschaft für in Salzburg arbeitende freischaffende Musiker*innen zu gründen wäre womöglich eine zusätzliche sinnvolle Maßnahme. Ich habe mich schon lange vor Corona für eine Mindestsicherung oder eine zusätzliche Steuerentlastung für freischaffende Musiker*innen ausgesprochen. Natürlich gekoppelt mit strengen Auflagen und Bedingungen! Ich erlebe auch das Phänomen, dass ich für Events den musikalischen Rahmen planen soll und ausdrücklich junge „günstige“ Mozarteumsstudierende akquirieren soll. Ich weise die Leute dann darauf hin, dass es bei mir Standardtarife gibt. Leider tun das andere in der Branche nicht und viele Mozarteumstudent*innen sind auf einen Nebenerwerb angewiesen und unterbieten den Marktpreis. Sie zahlen in der Regel als Student*innen keine Sozialabgaben. Das ist unglaublich mühsam für die ehrlichen Selbständigen in der Branche und schadet letztlich allen.Gibt es schon wieder Perspektiven und neue Projekte, die Sie durchführen können?Ja, definitiv. Ich habe fieberhaft nach Möglichkeiten für die Mini-Märchenoper gesucht. Geholfen hat mir da letztlich auch die unglaublich motivierenden und netten Gespräche mit Magistratsbediensteten oder auch Kulturveranstaltern. Alle fanden das Projekt großartig und das motiviert weiter dran zu bleiben und Probleme zu lösen. Es haben sich manche Türen geschlossen aber viele neue Türen geöffnet.Gibt es noch etwas, das Sie uns aus Künstlerinnensicht mit auf den Weg geben wollen?Musiker*innen brauchen eine Bühne. Gerade jetzt sind Künstler*innen fast verzweifelt auf der Suche nach Möglichkeiten, um zu performen. Viele gehen auf die Straße oder singen aus dem Fenster. Man muss da schon sehr viel Liebe beim Üben mit dem Instrument oder der Stimme mitbringen und es auch als Privileg betrachten, wenn man heutzutage dafür bezahlt wird oder man vor einem vollen Saal auftreten darf. Demut, Disziplin, Geduld und Respekt sind wohl die wichtigsten Tugenden, die man gerade jetzt in seinem Werkzeugkoffer als Musiker*in braucht. -
Foto: Neda NavaeeWie haben Sie die Corona-Zeit als Konzertmeister des Wiener Staatsopernorchesters und der Wiener Philharmoniker einerseits und als Solist und Kammermusiker andererseits erlebt?Ich habe für mich diese Zeit sehr produktiv genutzt, viel gelernt und gearbeitet. Das Dirigierstudium an der MDW in Wien ging ja weiter, wenn auch online. Das Studium ist sehr intensiv und es bleibt ohnehin immer zu wenig Zeit. Der Rhythmus unserer Zeit ist bedenklich. Musikalisch betrachtet war diese übertriebene Anzahl an Onlinevideos ganz schlecht. Es gab auch Fälle mit offenen Appellen und Beschwerden von einigen Musikern, die große Umsätze im Jahr machen, was respektlos gegenüber denjenigen ist, denen es wirklich schlecht geht. Das war schon eine negative Auswirkung, abgesehen vom finanziellen Aspekt, der alle betroffen hat, die selbstständig sind. Wir sind natürlich in einem privilegierten Land und das was gerade in Amerika mit Orchestern und Konzert-Häusern passiert, wird hier vermutlich nicht passieren. Bevor die Wiener Staatsoper schließt, schließen viele andere. Obwohl vieles verschoben und abgesagt wurde. Wir werden sehen wie es in Salzburg weitergeht und wie das mit den verkauften Karten wird.Sie sind auch kammermusikalisch tätig. Gab es viele Absagen?Gottseidank wurde das Meiste verschoben und nicht abgesagt. Die Absagen beruhen eher auf Terminprobleme, die durch die Verschiebungen jetzt zustande kommen.Gibt es für Sie spezielle Rahmenbedingungen, die Sie jetzt benötigen? Gibt es einen Appell, den Sie uns mitgeben möchten?Wie anfangs erwähnt muss man mit den kostenlosen Videos und Streamings wirklich aufpassen. Das Publikum reagiert nicht unbedingt richtig darauf. Viele finden es toll, bleiben aber nur bei diesem ersten Eindruck hängen und vergessen, was die jetzige, bittere Realität der Kunstszene ist. Die Musiker sind jetzt eh zuhause und machen Hauskonzerte oder Livestreams, warum soll man denn überhaupt dafür spenden oder später riskieren, wieder in den Konzertsaal zu gehen? Es ist natürlich beeindruckend, was mit der Technik und Online alles möglich ist. Als Notlösung funktioniert es, ich möchte jedoch darauf hoffen, dass sich das Publikum nicht auf Dauer darauf einstellt. Es geht um Atmosphäre und Emotionen in einem Konzert, und das kann man auch mit den besten technischen Möglichkeiten nicht wiedergeben.Der künstlerische Nachwuchs hat es nun besonders schwer im Berufsleben Fuß zu fassen. Haben Sie Tipps für die jungen Künstler, wie man vorgehen soll damit eine geplante Künstlerkarriere auch Realität wird?Es muss für jeden klar sein, was er oder sie anstrebt und das in einem realistischen Rahmen. Es ist wahrscheinlich wichtig, dass dies so früh wie möglich geschieht. Es gibt sehr viele, sehr gute junge Leute. Manchmal werden sehr gute ältere Musiker von jüngeren überholt, die einfach in der Planung klarer sind. Für mich hat die Arbeit als Konzertmeister gut gepasst. Ich spiele gerne im Orchester, Kammermusik und auch Solo. Ich arbeite gerne mit anderen Musikern zusammen. Eine gewisse Verantwortung ist aber schön, ich fühle mich wohl damit. Aber diese Probespiele sind natürlich wie Lottospielen. Einmal klappt es, aber das kann man zuvor nie wissen. Man braucht auch Glück. Die Konkurrenz ist enorm heutzutage. Besonders jetzt in der Corona-Zeit sieht man, wie schwer es sein kann, wenn man keine feste Anstellung hat. Mir war immer klar, dass nur selbstständig sein, nichts für mich ist. Ich möchte auch Zeit und Sicherheit für meine Familie. Die Unabhängigkeit, die man sich als großer Solist vorstellt ist nicht immer gegeben. Ich habe schon solo trainiert, wusste aber immer, dass ich Sicherheit möchte. Darauf muss jeder selbst kommen. Die Universität lehrt uns die Basis. Sie bringt uns aber nicht bei, wie das wirkliche Leben ist. Man muss sich selbst überlegen, wie man sein Leben aufbaut und was realistisch ist und was nicht. Es gibt auch unausgesprochene Deadlines sowohl für die Wettbewerbe als auch für die Probespiele. Bei mir war es auch lange Zeit nicht ganz klar wohin es geht. Ich bin von Salzburg nach Wien gegangen um dirigieren zu studieren, aber nicht um Dirigent zu werden, sondern als künstlerische Ergänzung für mich. Die Fächer sind ganz anders, es gibt vieles was man im Instrumentalstudium nicht lernt. Meine jetzige Stelle ergibt sich aus beidem: aus dem früheren Instrumental-Solostudium und aus dem Prozess des Dirigierstudiums. Man muss sich früh genug überlegen, was realistisch ist und sich Ziele setzten und diesen auch folgen.Gibt es noch etwas, das Sie uns mit auf den Weg geben möchten?Es wäre schön, wenn die Politik auch an die Kunst denken würde. Es ist eigentlich unglaublich: Wir spielen im leeren Musikverein mit 100 Personen, die im großen Abstand zueinander sitzen. Aber es fliegen Flugzeuge, in denen die Leute auf den Plätzen von A bis F neben einander sitzen. Ich glaube alle sind glücklich, dass sich die Dinge bewegen, aber es ist schade, dass auf die Kultur immer noch viel zu wenig geachtet wird und nicht immer klare Richtlinien gemacht werden. Allerdings sind wir im Vergleich zu anderen Ländern, wie Amerika oder Großbritannien immer noch sehr privilegiert.Wären mehr Open-Air-Konzerte eine Möglichkeit?Auf jeden Fall, wenn es aus der Sicht der Gesundheit sicherer ist! Das Sommernachtskonzert im September ist geplant. Wir werden sehen. Das Orchester wird auch am Beginn jedes Projektes regelmäßig auf Covid-19 getestet. Das gibt natürlich eine gewisse Sicherheit, weil wir den Mindestabstand nicht einhalten können. Es ist sehr gut, dass das möglich ist. Hoffen wir, dass das alles nicht zu lange dauern wird.Dann freuen wir uns, Sie und die Wiener Philharmoniker in den beiden Opern "Cosi fan tutte" und "Elektra" sowie den Konzerten mit Andris Nelsons bei den Salzburger Festspielen 2020 erleben zu dürfen!Ich freue mich, denn ich bin immer gerne in Salzburg und habe sehr schöne Erinnerungen an meine Studienzeit.
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Foto: privatWie haben Sie als Künstlerin die Corona-Zeit erlebt?Es ist für alle Künstler ein riesiger Einbruch und eine katastrophale Situation. Es wird zwar viel im Internet angeboten, sprich virtuelle Ausstellungen von Museen, oder Streamingdienste von Opernhäusern, wie zum Beispiel von der Wiener Staatsoper. Für die Künstler, die es gewohnt sind auf der Bühne zu stehen, ist die Situation aber katastrophal. Es ist für alle schwierig, wenn man nicht singen darf, weil man sozusagen ein Berufsverbot hat, zur Sicherheit der eigenen Gesundheit, aber selbstverständlich auch für jene des Publikums. Aber am schlimmsten betroffen sind die freischaffenden Künstler. Ich habe einige Freundinnen im Festengagement, die in Deutschland das Glück haben, an den Theatern ein abgesichertes System vorzufinden. Die Häuser werden vom Staat subventioniert und bekommen ihr Budget auch wenn sie nicht spielen. Damit bekommen die Künstler ihr Gehalt, auch wenn sie nicht auftreten dürfen. Nur wenige Solisten sind von Kurzarbeit betroffen. Vor allem aber Chöre und Orchester, Mitarbeiter hinter der Bühne und die ganzen Werkstätten. Diese arbeiten ja nicht nur wenige Stunden vor und während der Vorstellung, sondern produzieren Perücken, Masken, Kostüme, Bühnenbilder und so weiter. Die hängen alle an uns dran. In dem Moment wo keine Vorstellungen stattfinden, sind diese Mitarbeiter genauso betroffen. Auch die Verwaltung, das Betriebsbüro, der Saaldienst. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Es ist wie bei einem Eisberg, wo die Spitze des Eisberges der Künstler ist, der auf der Bühne steht und alle anderen sind im wahrsten Sinne des Wortes nicht sichtbar. Viele Kollegen sind finanziell nicht abgesichert. Es dauert lange, bis man als Solist im Beruf so weit ist, dass man davon leben kann. Das Angebot an gut ausgebildeten Sängern ist groß und die Nachfrage nach freien Stellen sehr gering. Die positive Seite der Corona-Zeit ist, dass man sich fokussieren kann. Ich nutze die Zeit um mich vorzubereiten. Ich bin natürlich bereits seit zwanzig Jahren in diesem Beruf. Zu Beginn meiner Karriere war ich drei Jahre im Festengagement in St. Gallen in der Schweiz und danach vier Jahre am Badischen Staatstheater in Karlsruhe. Dort hat meine Karriere im Wagner-Fach begonnen und seitdem bin ich international unterwegs, singe an den großen Häusern die ganzen Wagner-Heroinen. Ich habe mich auch nur deshalb entschieden, freischaffend zu arbeiten, weil ich zusätzlich zu meinen Hauptpartien im ersten Fach in Karlsruhe so viele Angebote hatte, dass ich es mit einem festen Engagement nicht mehr vereinbaren konnte.Ist es als Sängerin am Beginn einer Karriere vorteilhafter, an ein fixes Haus zu gehen und erst später als freischaffender Künstlerin zu arbeiten, um mehr Gestaltungsfreiraum zu haben?Ich denke, ja. Es kommt aber immer auf den einzelnen Typ an. In einem fixen Ensemble zu sein bedeutet wirkliche Knochenarbeit. Man muss mehrere Rollen gleichzeitig bedienen. Unter Umständen in verschiedenen Stilen und Sprachen. Ich habe in meinem Erstengagement in einem Jahr 72 Abende gespielt. Davon fünf verschiedene Opernproduktionen, eine Operette und ein Kinderstück, also von kleinen Partien, sogenannten „Wurzen“, über mittlere bis zu Titelpartien. Das bedeutet, dass man über Wochen keinen freien Tag hat und man teilweise sehr früh aufstehen muss, weil z.B. eine Anreise im Theaterbus über Land zu bewältigen ist, um am Vormittag an einer Schule ein Kindertheater aufzuführen und man selbst für Maske und Kostüm zuständig ist, sowie das Bühnenbild schleppen muss. Am gleichen Abend spielt man dann noch große Oper im Theater. Das sind die Anfänge, da wird man nicht geschont. Es ist auch gang und gäbe, dass nach einer Opernpremiere am Samstag, am folgenden Montag die Proben für das nächste Stück beginnen, dass man am Vormittag ein Stück probt, aber am Abend die Vorstellung von einem anderen singt. Für mich war das eine sehr wichtige Zeit, weil ich sehr viel gelernt habe. Die Universität kann nur teilweise auf das Berufsleben vorbereiten. Es ist wie immer: Egal welches Studium man abschließt, wenn man ins Berufsleben geht, schaut die Welt für den Moment ganz anders aus. Erst wenn man mit den Instrumentarien zurechtkommt, kann man das, was man zuvor gelernt hat, leichter verstehen und umsetzen. Die Universität ist in gewisser Weise schon ein Mikrokosmos.Sie sind direkt von der Universität nach St. Gallen gekommen. Wie funktioniert dieser Schritt? Mussten Sie viele Vorsingen machen?Grundsätzlich braucht man das Talent, den Fleiß, die Qualität, aber auch viel Glück. Im Lebenslauf sieht das so gradlinig und einfach aus, was so aber nicht stimmt. Ich habe schon während des Studiums einige Produktionen als freischaffende Sängerin gemacht. Ich hatte im Studium das Glück, der Staatsoper Prag vorsingen zu dürfen. Ich habe das nur gemacht, um ein wenig Vorsingpraxis zu bekommen und wurde dann für eine Produktion eingeladen. Mein Operndiplom war im Juni und ab August war ich für Proben Freischütz in Prag. Ich hatte damals keine Agentur und musste alles selbst verhandeln. Man muss auch den Druck aushalten können. Als Agathe habe ich sehr gefallen, worauf man mir ein Engagement für ein Jahr angeboten hat. Ich fühlte mich natürlich geschmeichelt und wollte wissen, welche Rollen ich zu singen hätte. Es waren die Agathe im „Freischütz“, Erste Dame und Pamina alternierend in der „Zauberflöte“, die Rosalinde in der „Fledermaus“, die Donna Elvira in „Don Giovanni“, Elisabetta in „Don Carlos“ und Tosca sowie die Prinzessin in Zemlinskys „Es war einmal …“ Dazu muss man wissen, dass die Prinzessin bei Zemlisnky ein dramatischer Sopran im deutschen und Elisabetta und Tosca entsprechend im italienischen Fach sind. Ich wusste damals schon, dass diese Partien für mich auf jeden Fall zu früh sind. Ich habe dem Intendanten gesagt, dass ich die acht Partien in einem Jahr nicht singen kann und vorgeschlagen, vier Partien zu übernehmen, ohne das dramatische Fach. Daraufhin meinte der Intendant, ich hätte die Stimme und könne die Sprachen. Entweder alle acht oder das Angebot hätte sich erledigt. Schweren Herzens habe ich abgelehnt. Das Risiko für meine Stimme war mir zu groß. Wohl auch mit einer gewissen jugendlichen Naivität und dem Denken „na dann halt nicht, ist mir auch egal“. So bin ich dann erst mal auf der Straße gestanden. Ich hatte keine Agentur und kein Theater. Ich habe dann am Mozarteum postgraduiert, ein Jahr mein Liedrepertoire bei Wolfgang Holzmair erweitert. Wofür ich sehr dankbar war. Dann hatte ich das Glück, dass meine jüngere Schwester Ulrike Haller in Wien ihr Diplom in Klavier mit einem Liedprogramm gemacht hat, das wir mit unseren Lehrern Johannes Kutrowatz und Wolfgang Holzmair gemeinsam erarbeitet haben. Zusätzlich habe ich bei Agenturen und Theatern vorgesungen und schließlich eine italienische Agentur gefunden, die mir ein erstes Engagement als Euridice in Gluck`s Orfeo und später als Alice Ford in Falstaff bei Produktionen in Italien verschafft hat. Durch die Gagen konnte ich mich über Wasser halten und natürlich weitere Vorsingen finanzieren. Ich musste dann immer wieder hören, ich sei sehr wohl ein jugendlich dramatischer Sopran mit schöner Stimme, aber noch zu jung für das Fach. Bis mir bei einer solchen Gelegenheit der Geduldsfaden gerissen ist und ich einen Agenten fragte, ob ich bis zum Alter von 35 Jahren warten solle um dann zu sagen, hurra da bin ich nun, und ob er mich dann nicht fragen würde, was ich bisher gesungen hätte. Es ist schon ein sehr harter Weg, man darf sich aber nicht verunsichern oder entmutigen lassen, sondern man muss sich immer wieder aufraffen und an den Erfolg glauben. Es braucht sehr viel Leidenschaft für diese Berufung. Es ist nämlich nicht einfach nur ein Beruf. In dem Jahr zwischen Prag und St. Gallen habe ich so oft gezweifelt und dachte, dass die Entscheidung, die acht Partien in Prag nicht zu singen, falsch war. Heute kann ich darüber natürlich lächeln. Aber wenn man nicht so viel Glück hat und nicht weiß, wie man die Miete bezahlen soll, ist das schon ein Problem. Bei Sängern gibt es keine Gewerkschaft wie bei Orchestern und professionellen Chören, man bekommt keine Reisespesen bei Vorsingen ersetzt. Wobei es natürlich auch vom Orchester oder dem Opernhaus abhängig ist, bei dem man sich bewirbt. Sänger müssen die Ausgaben für Ihre Bewerbungen normalerweise aus eigener Tasche bezahlen.Wie war der Schritt von Mozart zu Wagner?Das ist nur in der heutigen Zeit außergewöhnlich. Wir haben heute die Tendenz dazu, die Dinge in Schubladen einzuordnen. Früher mussten Sänger alles können. Elisabeth Schwarzkopf hat Wagner, Strauss und Mozart gesungen. Ebenso wie Brigitte Fassbaender, Christa Ludwig, Birgit Nilsson, Joan Sutherland, Montserrat Caballé,... ich könnte ewig fortfahren. Erst heute, wo wir so einen Reichtum an Sängern haben und weltweit gute Ausbildungen, kann man sich fast den Typ zur Stimme/Rolle aussuchen. Einmal eine Blondine, dann wieder eine Brünette… Es gibt heute ein Übermaß an Möglichkeiten der Rollenbesetzung, das so vor 40 Jahren nicht bestand. Es ist für eine Stimme auch gesund, nicht nur Wagner, italienisches Fach oder Mozart zu singen. Natürlich gibt es immer Überschneidungen in den Fächern. Manche Stimmen sind flexibler und gefallen sowohl im lyrischen als auch im dramatischen Fach, andere haben sich spezialisiert, z.B. für alte Musik oder zeitgenössische Komposition. Ich war im Sommer 2005 bei den Salzburger Festspielen als Erste Dame in der „Zauberflöte“ unter der Leitung von Riccardo Muti engagiert. Ich habe aber zeitgleich in Karlsruhe noch Vorstellungen des „Fliegenden Holländers“ als Senta gesungen und auf beiden Seiten waren die Leute erstaunt, wie das denn möglich sei, dass ich in Karlsruhe eine fantastische Senta singe und bei den Festspielen in Salzburg Mozart. Dabei kann man das ganz einfach darlegen: Für Mozart muss die Stimme schön sein, für Wagner laut (lacht). Die ideale Voraussetzung für Mozart ist natürlich eine klare, schöne Stimme. Jeder in Europa hat schon irgendwie mit Mozart zu tun gehabt. Durch unseren kulturellen Einfluss ist es sozusagen Hörgewohnheit, wir haben das Gefühl, wir kennen die Musik bereits. Wenn man also eine schöne Stimme hat, fällt das auf, denn Mozart muss sauber gesungen werden, da wir die Musik (er)kennen. Für Wagner muss man vor allem eine laute Stimme haben. Das Orchester besteht aus 100 und mehr Instrumenten im Graben und hinter bzw. auf der Bühne. Es ist also nicht so einfach, nur mit der Stimme ohne künstliche Verstärkung über einen solchen Klangkörper zu kommen. Deshalb ist natürlich eine tragfähige Stimme und eine gute Technik Voraussetzung, um so einen langen Abend zu überstehen. Wenn die Stimme dann allerdings noch klangschön und mühelos klingt, ist der Genuss für das Publikum perfekt.Die Konkurrenz ist wohl heute an deutschen Häusern besonders groß, weil es noch relativ große Ensembles gibt im Gegensatz zu anderen Ländern.Ja. Es gibt nur im deutschen Raum die Repertoirehäuser. Ich kenne das von Frankreich und Italien nicht. Meine um neun Jahre jüngere Schwester Veronika Haller hatte im Vergleich zu mir nur mehr ein Zehntel an Vorsingmöglichkeiten. Da hat sich viel verändert und es ist wahnsinnig schwer geworden, eine feste Stelle zu bekommen.Sie arbeiten heute mit einer Agentur zusammen, oder?Ja, genau. Ich habe eine Agentur in Berlin, die auch alles Bürokratische für mich erledigt. Ohne Agentur ist es heute fast unmöglich. Früher ging es vielleicht noch durch gute Vernetzung aber grundsätzlich wenden sich Opernhäuser heute schon an Agenturen. Man muss als Sängerin mit internationalen Engagements ohnehin viele Zusatzarbeiten persönlich erledigen, abseits der Bühne. Man muss Visa beantragen, bei Botschaften persönlich vorsprechen, viele Fragen beantworten, Unterkünfte organisieren, lange Reisen in Kauf nehmen und das Leben an fremden Orten organisieren. Der kleine Moment, in dem man dann wirklich auf der Bühne steht, ist oft der entspannteste eines ganzen Tages. Aber trotz allem ist der Beruf unglaublich schön.Wie war der Weg an die Metropolitan Opera in New York für Sie? Wurden Sie über Ihren Agenten angefragt?Ja, genau. Zuvor habe ich fünf Jahre durchgehend in Bayreuth gesungen. Vier Rollen in drei Ring-Opern: Freia – Rheingold, Sieglinde – Walküre, 3. Norn und Gutrune – Götterdämmerung. Maestro Thielemann sagte einmal zu mir, sooft er auch auf die Bühne blicke, sehe er immer mich (lacht). Später habe ich dann noch die Elsa im Lohengrin unter Andris Nelsons gesungen. Ich bin natürlich dankbar für die Möglichkeiten, die ich in Karlsruhe bekommen habe, da ich dort so richtig in das Wagnerfach hineingewachsen bin. Von da an ging es mit den internationalen Engagements los. Ich habe Hauptrollen in München, Berlin, Dresden, London, Paris, Amsterdam, Oslo, Zürich, Wien, Tokyo, Neuseeland und schließlich in New York gesungen. Bei Wagner trifft man auch meist dieselben Künstler, da gibt es nicht so viele. Ich hatte beispielsweise einen Sommer, in dem ich in Bayreuth und kurz darauf in München an der Staatsoper die Elsa im „Lohengrin“ gesungen habe und es war genau dieselbe Besetzung wie in Bayreuth. Irritierend war allerdings, dass es eine andere Inszenierung war.Waren Sie zu Beginn der Corona-Zeit auch auswärts?Nein, bei mir war das umgekehrt. Ich hätte im Februar für eine „Walküre“-Produktion nach Shanghai fliegen sollen, um die Brünnhilde zu singen. Eine konzertante Aufführung im Großen Konzertsaal im Oriental Art Center mit Fernsehproduktion. Im Januar habe ich die Situation in Asien schon verfolgt und habe mir überlegt, wie ich damit umgehen soll. Ich hatte ja unterschriebene Verträge. Ich war noch nie in der Zwangslage, eine Produktion absagen zu müssen. Ich hatte weniger Angst selbst krank zu werden, als nicht mehr zurück nachhause fliegen zu können. Die AUA hatte schon Flüge eingestellt, das Festival war aber noch nicht abgesagt. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Es gibt vor allem strenge Vertrags-Richtlinien. Die Pönalen können sehr hoch sein. Kurz vor der geplanten Reise wurde die Veranstaltung in Shanghai dann auf die nächste Spielzeit verschoben. Ich weiß allerdings noch nichts Genaues, da es jetzt einen Wiederausbruch in China gibt. Die Situation an den Theatern ist weltweit noch sehr unsicher. Ich fürchte, das wird sich auch nicht ändern, solange wir kein Medikament bzw. keinen Impfstoff haben. Man darf ja auch nicht vergessen, dass unser Opernpublikum mit einem gewissen Altersdurchschnitt zur absoluten Risikogruppe gehört.Gibt es bestimmte Rahmenbedingungen, die Sie sich wünschen, um wieder „normal“ arbeiten zu können?Momentan sehe ich keine Möglichkeit, normal arbeiten zu können. Wie auch in anderen Bereichen, kann man diese Verluste nicht mehr aufholen. Es gibt wenige Berufsgruppen, die von der Krise profitieren, einen Aufschwung erleben. Bei den Künstlern sehe ich da keine Möglichkeiten. Viele Bereiche in der Wirtschaft werden sich nicht so einfach erholen und können sich auch mit dem Härtefallfonds oder anderen staatlichen Unterstützungen nicht über Wasser halten. So wird auch es vielen kleinen Theatern, Agenturen und natürlich freischaffenden Sängern ergehen. Institutionen wie die Wiener Staatsoper oder die Salzburger Festspiele haben weniger Probleme wieder zu eröffnen. Auch wenn der Saal, der eigentlich 2500 Plätze umfasst, nur mit 500 Besuchern aufgrund der Abstandsregeln zu belegen ist. Das können sich nur große, „reiche“ Häuser leisten, die auch genügend Subventionen erhalten. Aber ein normales Theater, das eine gewisse Auslastung nachweisen muss, kann nicht von den Eintritten leben. Initiativen für Sponsoren und Freunde des Theaters fallen ja auch weg. Man kann auch im Theater keine Oper in Wiederholung von morgens bis abends spielen, um auf dieselbe Publikumsauslastung zu kommen. Bis zu einem gewissen Grad muss sich auch die Kultur rechnen, das ist leider so. Ich möchte Sie auf eine Initiative aufmerksam machen. Es gibt ein ganz tolles Filmprojekt von Michael Volle und seiner Frau Gabriela Scherer, die übrigens auch am Mozarteum studiert hat. Die beiden haben über Facebook Interviews von namhaften Opernsängerinnen und -sängern gesammelt. Man findet das Ergebnis auf YouTube unter „#bringbacktheculture“. Sänger erzählen, wie es ihnen in der Corona-Zeit ergangen ist. Es gibt riesige Unterschiede wie Österreich, Deutschland oder Italien mit dieser Krise alleine im Kulturbereich umgehen. Es kommt zum Beispiel gut raus, dass Künstler das Gefühl haben, Bittsteller zu sein, vergessen zu werden. Die Kultur ist zu wenig präsent, und das in einem Land wie Österreich, in dem laut Studien die Kultur über die Umwegrentabilität mehr Geld generiert als beispielsweise die Landwirtschaft. Hier stimmt etwas nicht. Die Kultur hat keine Lobby, die Menschen denken nicht darüber nach, dass zum Beispiel die Touristen auch wegen des kulturellen Angebots nach Österreich kommen, nicht nur wegen der schönen Landschaft. Die Leistung der Kultur für die Wirtschaft wird viel zu wenig gesehen. Man empfindet sie als elitär, ein Fass ohne Boden, das subventioniert werden muss und unsere Steuergelder frisst. Zudem sind Bühnenkünstler im Moment doppelt gestraft. Einerseits, weil sie den Beruf jetzt nicht ausüben können und andererseits, weil sie vom Staat im Stich gelassen, als Almosenempfänger behandelt oder sogar vergessen werden, das ist am schlimmsten. Man sieht die Kultur, wenn man sich mit ihr schmücken möchte. Während der Festspiele lagen beispielsweise stapelweise Einladungen zu Präsentationen und Eröffnungen in meiner Künstlergarderobe. Ich konnte unmöglich überall hingehen, schließlich ist man zum Arbeiten hier und braucht auch seine Erholungsphasen.Gibt es für Sie schon konkrete Perspektiven für kommende Projekte, eventuell im Herbst?Für mich persönlich hängt noch alles in der Luft. Bis in den Herbst wurde alles auf die nächste Spielzeit verschoben. Ich weiß es wirklich noch nicht. Das liegt auch daran, dass ich vorwiegend international auftrete und vom Reisen abhängig bin. Zum Glück hat mich die Covid - Krise nicht am Beginn meiner Karriere getroffen. Ich weiß nicht, ob ich da nicht aufgegeben hätte. Ich vergesse die mühsamen und entbehrungsreichen Anfänge nicht. Ich habe mich zum Beispiel einmal drei Tage lang nur vom „Zelten“ (Anm: Südtiroler Früchtebrot) meiner Mutter ernährt, damit ich das Geld für die Miete meiner Garconniere in Salzburg zusammenbekommen habe. Heute trifft es mich als etablierte Sängerin nicht so hart. Ich muss nicht überlegen, wie ich die Miete bezahlen kann, ich habe keine Existenzängste und so nutze ich die Zeit, um mich in Ruhe auf die nächsten Partien vorzubereiten, auch wenn natürlich die Sehnsucht, wieder auf die Bühne zu gehen, groß ist. Am Anfang war die Schockstarre, dann kommt die Zeit des Lamentierens aber irgendwann muss man sich am Schopf packen und das Beste aus der Situation machen. Allerdings gehe ich davon aus, dass sich in der Theaterlandschaft einiges ändern wird.
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WÜRDE DIE BERUFSENTSCHEIDUNG GENAUSO WIEDER TREFFEN 23. Juni 2020
Christine Foidl
Spezialistin für historische Klarinetten und Instrumentalpädagogin, Österreich/DeutschlandFoto: C. MaylandtWie haben Sie als Künstlerin die Corona-Zeit erlebt?Das Jahr 2020 hat zunächst sehr verheißungsvoll begonnen. Ein Jubliäum wie das heurige Beethoven-Jahr bedeutet im Bereich der „Alten Musik“ sehr viel Arbeit. Ich bin schon vor einiger Zeit für eine Tournee mit dem Australian Chamber Orchestra angefragt worden. Das ist ein sehr renommiertes Kammerorchester in Australien und gewisse Projekte finden mit historischen Blasinstrumenten statt. Ich war den ganzen Februar dort. Man hat natürlich immer wieder in den Medien etwas über das neuartige Corona-Virus gehört oder ist am Flughafen gefragt worden, ob man in den letzten beiden Wochen in China war. Aber sonst war alles noch normal. Ende Februar, als die ersten Fälle in Innsbruck auftauchten, war ich kurz zuhause und am 1. März ging ich noch einmal auf eine kurze Tournee. Es war dies eine Konzertreise nach Beirut (Libanon) mit der Camerata Salzburg. Da war es dann schon so, dass man am Flughafen Salzburg mit der Botschaft in Kontakt treten musste, weil einige Musiker*innen aus Italien dabei waren und die wollte man nicht mehr an Bord lassen. Wir haben uns damals noch gewundert und man hat gescherzt. Als wir zurückkamen, wurde der Ernst der Lage auf den Flughäfen schon spürbarer, da man genaue Angaben machten musste, wo man sich aufgehalten hatte usw. Ich konnte das damals nicht so richtig abschätzen. Am 8. März kam ich zurück und dann ging es Schlag auf Schlag. Ich habe für eine Woche meine Unterrichtstätigkeit in Berchtesgaden wiederaufgenommen, ehe alles abgesagt wurde. Der Unterricht wurde Online abgehalten und ich habe mich in meine Heimat Tirol begeben und mich dort eingerichtet.Was waren die größten Herausforderungen?Es war alles sehr unrealistisch, aber im Grunde genommen habe ich mich schnell damit angefreundet, mal ein wenig zu entschleunigen, Sachen zu machen, die ich lange schon tun wollte. Ich habe aber von Beginn an darauf geachtet, dass ich einen geregelten Tagesablauf beibehalte. Ich konnte mich wieder dem persönlichen Üben auf meinen verschiedenen Klarinetteninstrumenten widmen und musste mich nicht nur auf Auftritte und Unterricht vorbereiten. Für mich war die Zeit eigentlich recht entspannt. Man konnte halt nichts mehr planen. Zuerst dachte ich, es geht im April weiter und dann war wieder eine Absage in den Mails. Irgendwann kamen die Absagen schon für Juli und man hat gemerkt, man kann diesbezüglich für längere Zeit nichts mehr erwarten. Ich hatte aber das Glück, dass ich beim Hearing am Tiroler Musikschulwerk mitgemacht habe und erfolgreich war. Es war zwar nicht ganz klar, wann ich die Stelle antreten darf, also wann der Präsenzunterricht wieder losgeht, aber ich habe dann Mitte Mai angefangen Vollzeit zu unterrichten. Vorerst mit Einzelunterricht und Abstandsregeln, mittlerweile ist auch der Gruppenunterricht wieder erlaubt.Somit war es auch wichtig für Sie, dass Sie beide Standbeine pflegen: Instrumentalpädagogik und Konzerttätigkeit?Mein erster Berufswunsch nach der Matura am Musikgymnasium Innsbruck war, dass ich Musikschullehrerin werden will. Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass ich auch sehr gerne im Orchester spiele und die Epochen von Barock bis Romantik bevorzuge. Die Ensembles der Alten-Musik-Szene gehen ja heutzutage bis in die Romantik hinein – also genug zu tun für Klarinetten. Das würde mir wirklich sehr fehlen, wenn ich das überhaupt nicht mehr machen könnte. Aber ich bin grundsätzlich sehr gerne an einer Musikschule als Lehrerin tätig. Mir macht die Arbeit wirklich viel Freude.Erst kürzlich habe ich mit einer anderen Alumna gesprochen, die ebenfalls auf dem Gebiet der „Alten Musik“ tätig ist. Ein lustiger Zufall…Während der Zeit meines IGP-Masterstudiums am Mozarteum bin ich immer mehr in diese Welt eingetaucht. Ich habe als Zusatz zu meinem Konzertfachstudium in Graz historische Klarinetten bei Dr. Ernst Schlader studiert und dadurch einen neuen Zugang zur Interpretation und zur Musik im Allgemeinen gefunden.Gibt es schon wieder Perspektiven für kommende Konzerte?Bis in den Juli hinein wurde wirklich alles abgesagt, teilweise mit Ersatzterminen im nächsten Jahr. Das erste, was mit Vertrag und gebuchten Zugtickets aus heutiger Sicht fixiert ist, ist Ende August in Frankreich. Ich würde mich sehr darüber freuen und bin zuversichtlich. Es ist im kleinen Rahmen, also kammermusikalisch. Ich habe den Eindruck, wir wollen alle wieder spielen, es muss was passieren. Aber es bleibt natürlich immer ein Unsicherheitsfaktor. Ich verstehe auch jeden Veranstalter, dem es im Moment zu riskant ist, Konzerte durchzuführen.Gibt es einen positiven Aspekt, den Sie der Corona-Zeit abgewinnen können?Ja, auf jeden Fall. Ich konnte vieles wieder hervorkramen und mich auf die wesentlichen Sachen, die ich schon lange wieder einmal spielen wollte, zurückbesinnen. Auch das Online-Unterrichten hat besser funktioniert als erwartet. Manche Schüler*innen hatten mehr Zeit, sich mit dem Instrument zu beschäftigen und haben größere Fortschritte gemacht als im angenommen hätte.Gibt es Wünsche und Vorschläge Ihrerseits für spezielle Rahmenbedingungen, die Sie als Künstlerin benötigen?Ich glaube, wir haben auf die weitere Entwicklung wenig Einfluss. Gegen ein Virus haben wir keine Chance. Ich weiß wirklich nicht, wie alles weitergehen soll: wir Musiker*innen sind davon abhängig, dass wir frei reisen dürfen. Es sollte kein Nachteil sein, aus Österreich zu kommen, wenn beispielsweise in Frankreich besonders gute Ensembles für Alte Musik sind. Es ist ein Dilemma. Ich mache mir schon Gedanken, was aus den Studierenden wird, die derzeit noch studieren und noch keinen Beruf haben. Schon in den letzten Jahren wurde immer wieder von einem Überangebot an klassisch ausgebildeten Musiker*innen gesprochen.Haben Sie Erfahrungen mit Hilfsprogrammen?Nein, denn ich habe gar keine Anträge gestellt. Ich hatte zu Beginn des Jahres gute Einkünfte und aufgrund der Musikschulstelle muss ich mir finanziell keine Sorgen machen. Ich habe mich im Augenblick damit arrangiert, dass ich nun hauptsächlich unterrichte und wie es weitergeht, wird man sehen. Wobei man auch nicht vergessen darf, dass sowohl die pädagogischen als auch die künstlerischen Anforderungen an eine Musikschullehrkraft hoch sind und man selbst sehr gut spielen muss. Man hat natürlich überwiegende Schüler*innen im Anfängerbereich, aber auch jene, die eine ganz gezielte Betreuung auf sehr hohem künstlerischen Niveau brauchen und das ist schön.Gibt es noch etwas was Sie uns mitteilen wollen?Wenn ich noch einmal vor der Berufsentscheidung stünde, würde ich diese erneut genauso treffen. Es gibt Studierende, die wollen keinesfalls in die Musikschule, aber es wäre schon hilfreich zu vermitteln, dass ein „Plan B“ wichtig ist. Zum Beispiel ein anderes Studium, Ausbildung im Managementbereich etc. Es tut mir weh zu sehen, wenn Leute frustriert in einer Musikschule arbeiten. Die Kinder haben nichts davon. Man sollte das Berufsprofil vielleicht schon während des Studiums genauer erstellen. -
KULTURELLE VIELFALT ALS ENORME ERRUNGENSCHAFT 15. Juni 2020
Anne-Suse Enßle
Blockflötistin, Deutschland/ÖsterreichFoto: André HinderlichWie haben Sie als Künstlerin die Corona-Zeit erlebt?Ich habe die Zeit sehr ambivalent erlebt. Es war erstmal ein Schock und möglicherweise war ich zunächst naiv. Ich hätte nie gedacht, dass das kulturelle Leben so schnell einstürzt. Ich habe kurz bevor die Einschränkungen in Kraft getreten sind noch ein Projekt gespielt und ich hätte nie gedacht, dass es das letzte Konzert für lange Zeit ist. Es war in Innsbruck und es ging ja auch in Tirol los. Ich war mit meinem Baby unterwegs und wir dachten wir müssen natürlich aufpassen und immer Händewaschen usw. Aber ich hätte nie gedacht, dass nur eine Woche später die Grenzen geschlossen werden und man nicht mehr unterrichten kann. Das hat mich eiskalt erwischt. Es war ein Schock. Dann kam die Frage, wie macht man in der Situation weiter? Auf der anderen Seite muss ich auch sagen, wenn man mal alleine mit dem Instrument auf sich zurückgeworfen ist - man kann ja auch mit der Kammermusik nicht proben - das öffnet auch wieder ganz viele Türen. Ich wusste dann wieder, warum ich das als Beruf ergriffen habe und warum ich das so sehr liebe. Weil ich mal gezwungen war, mich ganz alleine mit meinem Instrument zu beschäftigen. Ohne das Drumherum, ohne Organisationstätigkeit und Koordination. Im Beruf ist es häufig doch so, dass man viele Dinge relativ schnell erledigen muss. Das war dann plötzlich nicht mehr notwendig. Man konnte sich eine Weile mit einem bestimmten Stück beschäftigen oder sich dort und da weiterentwickeln. Das fand ich schon toll. Obwohl ich schon gemerkt habe, dass mir die Interaktion mit anderen Musiker*innen ganz arg fehlt. Ich mache ja sehr viel mit Kammermusik und der Austausch fehlt mir total. Aber es ist auch richtig schön, dass man sich wieder besinnt, warum macht mir das eigentlich so viel Spaß. Warum nehme ich gerne täglich eine Blockflöte in die Hand. Das konnte man sich vorher so nicht vorstellen. Aber das war das Positive daran.Also war das größte Problem die fehlende Interaktion?Ich hatte ja das Glück, dass ich im Januar die Stelle als Pädagogin in Innsbruck angetreten habe. Ich hatte nicht die existenziellen Sorgen, obwohl ich auch viele Projekte verloren habe. Aber ich hatte zum Glück auch das andere Einkommen. Dadurch war ich natürlich privilegiert. Aber trotzdem habe ich immer wieder gedacht: ich möchte einfach wieder in einer Probe sitzen und mit anderen Musiker*innen einfach nur über Musik sprechen oder gemeinsam etwas erarbeiten. Das hat mir wahnsinnig gefehlt.Das zweite, pädagogische Standbein war also sehr wertvoll?Ja, absolut. Das ist auch eine ganz tolle Stelle in Innsbruck. Es gibt IGP-Studierende und ganz viele begeisterte Leute im Vorbereitungslehrgang, die auch sehr fleißig sind. Das war für mich auch sehr interessant zu sehen. Aufgrund dessen, dass ich gerade erst angefangen habe und dabei war mich einzuarbeiten, war das natürlich auch eine gewisse Gratwanderung, wenn alles sofort abgeschnitten ist. Man hat sich gerade kennengelernt und die Sachen platziert, die einem wichtig sind und dann geht das plötzlich im persönlichen Kontakt nicht mehr. Aber meine Studierenden haben so toll mitgemacht, engagiert und diszipliniert. Es hat wunderbar geklappt. Das hat mich auch gut durch die Zeit gebracht, da ich mit den Studierenden im Austausch war. Zum einen mit Videotelefonie, zum anderen haben wir mit Aufnahmen gearbeitet, die sie mir geschickt haben. Es gibt auch Dinge, die im normalen Unterricht nicht so viel Platz haben aber unbedingt in das künstlerische Fach mit reingehören. Das sind Hintergrundinformationen, Recherche usw. und darauf haben wir uns gestürzt. Es gab pro Woche eine Aufgabe, die man auch schriftlich bearbeiten konnte und so haben wir einfach für die Stücke, die in nächster Zeit kommen ein wenig vorausgearbeitet.Mussten Sie auch Konzerte absagen?Ja, natürlich. Ich bin jetzt an einem Punkt wo die Konzerte im nächsten Jahr abgesagt werden, weil die Konzerte von diesem Jahr dorthin verschoben werden. Es kommt jetzt quasi die zweite Absagewelle. Aber es wird einige Konzerte im Herbst geben, sofern die Lage so bleibt. Was mich sehr freut ist, dass wir einen Sommerkurs in Ossiach machen können, das ist fix. Das ist schon ein Lichtblick.Wissen Sie schon wie das mit den Konzerten in Deutschland weitergehen wird?Ja, durch meine Eltern, die Kirchenmusiker mit einer eigenen Konzertreihe sind. Sie sind an einer sehr großen Kirche mit etwa 1000 Plätzen. Wenn sie alle Regeln einhalten können ca. 180 Personen teilnehmen. Ich war gerade jetzt am Samstag in einem Konzert und das sah gespenstisch aus. Man kann es nur im Moment, wie ich glaube, nicht anders lösen. Es ist ein ganz schwieriges Abwägen. Die Vorgaben sind in Deutschland auch in jedem Bundesland anders. Der schwierigste Umstand ist, dass die Einschränkungen nicht mit einer zeitlichen Begrenzung verbunden sind. Wenn mir jemand sagt, es geht jetzt ein Jahr nicht, dann ist es halt so und ich kann mich darauf einstellen auch, wirtschaftlich. Aber die Situation, dass man gar nicht weiß um welche Zeitspanne es geht und da geht es Veranstaltern ja genau so, finde ich wirklich total schwierig. Wir haben in den Ensembles, in denen ich viel arbeite natürlich versucht, über die Distanz Konzepte und Programme zu erarbeiten. Es gibt schon Dinge die man im Vorfeld tun kann, aber wir haben alle gemerkt, dass es mit der Motivation gar nicht so einfach ist, wenn man nicht weiß, wann man die Konzerte auch spielen kann.Welche Rahmenbedingungen würden Sie sich wünschen, was brauchen Sie, um wieder normal arbeiten zu können?Mein Wunsch ist, dass in die Form des Konzertes viel investiert wird um es zu retten. Ich habe ein wenig Sorge bei der Beobachtung der Streamingdienste. Ich kann mich damit nicht so recht anfreunden. Ein Konzert ist mehr als Musik anzuhören. Es hat Atmosphäre, es ist an eine bestimmte Zeit gebunden und man kann es nicht immer wieder anhören. Damit ist es etwas ganz Besonderes. Die Kunst findet in einem vorgegebenen Zeitfenster statt und dann ist sie weg. Das macht auch einen großen Reiz aus. Ich wünsche mir, dass die Konzerte in dieser Vielfalt, wie wir sie bis jetzt hatten, erhalten bleiben. Wir waren ja in einer ganz wunderbaren Situation, dass wir nicht nur wenig große Konzertveranstalter hatten, sondern ganz viele kleine Kulturveranstalter-Initiativen. Das sehe ich besonders wichtig! Das hat unser kulturelles Leben unglaublich geprägt. Kulturelle Vielfalt ist eine enorme Errungenschaft. So soll es auch wieder werden. Leider fallen Dinge oft erst auf, wenn es sie nicht mehr gibt. Da gehören die großen Häuser genauso dazu, wie die kleinen Veranstalter und Festivals, weil sie die Musik dorthin bringen, wo die Menschen vielleicht nicht die Möglichkeit haben, drei Stunden zu fahren um in ein großes Konzerthaus zu gelangen. So haben Menschen die Möglichkeit, vor Ort gute und tolle Musik zu erleben. -
Foto: Neda NavaeeWie haben Sie die Corona-Zeit als Künstlerin erlebt?Es war schwierig, weil alle Verbote so schnell und plötzlich kamen und man sich so gar nicht darauf einstellen konnte. Man war plötzlich in der Situation, dass man nicht mehr auftreten durfte, dass es erstmal schwierig war, die Schüler weiter zu unterrichten. Ich habe einen Lehrauftrag an der Musikhochschule Hannover und da hat das Semester auch später begonnen. Man musste sich ganz schnell auf Onlineunterricht umstellen. Das fand ich aber eigentlich eine ganz gute Sache, da es zumindest ein bisschen weiter ging und kein völliges Loch entstand. Ich habe ziemlich viel online unterrichtet, Privatschüler und auch die Studierenden in Hannover. Das hat mich sehr über die Zeit getragen. Es gab Termine, ich habe gearbeitet, natürlich auch Geld verdient. Für freischaffende Künstler ist natürlich viel weggebrochen und das wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile so bleiben. Man muss ganz schön kämpfen und wer weiß, wann Konzerte in relativ normaler Form wieder stattfinden können, so dass es erträglich ist für Veranstalter und Künstler. Das Fehlen an Zielen und konkreten Projekten war in den letzten Wochen schwierig. Man war es so gewohnt, von Konzert zu Konzert, von Projekt zu Projekt zu arbeiten und sich darauf vorzubereiten. Ich war total in dem Rhythmus drinnen und dann war das alles nicht mehr da. Aber es war auch schön, mal richtig Zeit zu haben, um sich intensiv mit einem Werk zu beschäftigen. Ich habe mich auch mit Kammermusikpartnern per Skype ausgetauscht, da wir nicht proben konnten. Wir haben Stücke analysiert und sind diese zusammen durchgegangen. Das war auf jeden Fall gewinnbringend. Es ging weiter, wenn auch in erschwerter Form.Gibt es schon wieder Perspektiven? Wissen Sie schon, ob die geplanten Konzerte im Sommer, zum Beispiel Ihre China-Tournee, stattfinden wird?Ich habe mit dem Veranstalter in China Kontakt, aber er konnte mir noch nicht genau sagen, ob es stattfinden kann oder nicht. Ich habe eine sehr vage Antwort erhalten. In China läuft ja alles schon wieder relativ normal weiter, aber bis vor ein paar Wochen durften auch noch keine Konzerte stattfinden und der komplette Unterricht an den Universitäten lief auch online. Ich weiß noch nicht, wie schnell sich das verändert und bin noch etwas skeptisch. Ich hoffe natürlich, dass es stattfindet, aber ich weiß auch noch nicht, ob ich einreisen dürfte. Es ist ja auch so, dass Studierende aus Asien das Semester in Österreich und Deutschland nicht wahrnehmen konnten, weil sie nicht herkommen durften.Gibt es andere kleine Projekte oder braucht es mehr Vorlaufzeit für Künstler und Veranstalter?Die Vorlaufzeit brauchen vermutlich die Veranstalter. Ich würde am liebsten nächste Woche wieder spielen….(lacht). Ich bin in Kontakt mit dem Kulturamt meiner Heimatstadt. Ich durfte ein wenig hinter die Kulissen blicken und wurde darüber informiert, was es bedeuten würde, zum Beispiel ein Open-Air-Konzert zu organisieren. Ich dachte, das könnte eine schöne Lösung sein. Aber man braucht auch einen Ort, der für ein Klavierkonzert geeignet ist. Der Ort muss absperrbar sein, es muss genug Leute geben, die die Hygiene- und Abstandsregeln kontrollierten. Das ist mit sehr viel Aufwand verbunden. Konzerte im Innenraum lassen das Publikum schnell schrumpfen und dann ist es die Frage, ob es sich für den Veranstalter lohnt. Ich plane aber, noch im Sommer ein Konzert in der Heimat zu spielen. Es gibt auch eine sehr schöne Plattform, „CouponConcert”, von jungen deutschen Musikern ins Leben gerufen. Da können Privatpersonen Hauskonzerte buchen. Das Konzept ist „pay now, play later“. Also man wird jetzt bezahlt und macht Termine für Ende 2020 oder für 2021. Das finde ich eine ganz schöne Idee, weil man jetzt Hilfe bekommt und man den Gutschein später einlösen kann. Es gibt schon einige kreative Konzepte und ein Hauskonzert ist dadurch schon zustande gekommen, ich denke, dass ich das im Sommer schon spielen kann. Alles weitere dann ab Herbst, da sind dann wieder Projekte geplant. Vermutlich auch unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.Das bedeutet aber, dass es sehr wichtig war, dass Sie ein zweites, pädagogisches „Standbein“ haben?Unbedingt. Das wurde mir jetzt sehr klar. Ich war so froh, unterrichten zu können. Ich habe das immer gerne gemacht. Ich mache es jetzt nicht, weil ich denke, ich muss, sondern weil ich es wirklich gerne mache. Aber natürlich war ich sehr dankbar für den Lehrauftrag und für andere Schüler, die ich gewinnen konnte. Das Unterrichten hat mich über diese Zeit getragen.Was war das schwierigste an dieser Situation für Sie?Für mich persönlich das Einstellen auf den neuen Tagesrhythmus und zu akzeptieren, dass es gerade nicht geht. Anfangs dachte ich noch man könnte es ja so oder so angehen und irgendwann muss man dann doch akzeptieren, dass es nicht möglich ist. Jetzt gibt es die kleinen Hoffnungsschimmer, dass man mit reduziertem Publikum auftreten kann, das ist schon sehr schön. Mir hat es geholfen, die Situation dann anzunehmen. Aber es hat schon ziemlich lange gedauert. Und ich fand es auch ganz schwierig zu sehen, dass sich die Kunst so rechtfertigen musste vor der Politik. Dass Kunst sehr wohl systemrelevant ist (dieses Unwort), dass man dafür so kämpfen musste. Und da wurde auch klar, dass uns Künstlern vielleicht eine Interessensvertretung fehlt. Es ist halt schwierig, weil wir so viele Einzelpersonen sind und wir niemand haben, der für uns einsteht. Und dass man leider auch oft unklug war und Konzerte ohne Vertrag abschließt und dadurch auch Schwierigkeiten hat bei den Förderprogrammen. Das ging ganz vielen meiner Kollegen so. Es ist auch gang und gäbe, dass man Konzerttermine festlegt und ein Honorar erhält, aber keinen Vertrag abschließt. Daraus können wir sicher noch lernen.Wie ist es Ihnen mit den Hilfsprogrammen in Deutschland ergangen?Da habe ich mich natürlich auch immer informiert und musste auch feststellen, dass ich durch das Raster falle. Eine der Soforthilfen hätte nur Betriebskosten abgedeckt und was hat ein freischaffender Künstler für Betriebskosten? Es geht mehr um die Lebenshaltungskosten. Es war auch so, dass es von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich war. Durch den Föderalismus war alles sehr kompliziert. Ich habe mich beim Bundesland Bayern informiert und da gibt es jetzt ein Förderprogramm, das nicht wie die Soforthilfe nur die Betriebskosten abdeckt, sondern auch Gagenausfälle und ähnliches umfasst. Das Programm kann man jetzt von Mai bis September beantragen. Von Kollegen weiß ich auch, dass die Hilfe sehr unterschiedlich war. Manchmal ging es sehr schnell und dann wieder hat es sehr lange gedauert.Wie erging es Ihnen mit dem Üben? Mussten Sie auf Nachbarn Rücksicht nehmen?Gott sei Dank kann ich hier in meiner Heimat theoretisch Tag und Nacht üben.Hat „Corona“ auch positive Dinge hervorgebracht?Mir wurde bewusst, dass ich kleine Sachen nun viel mehr schätze. Ich sehe wie kostbar die Freiheit, die wir vorher hatten, war. Ich hatte kürzlich wieder eine Trio-Probe und ich habe den Austausch mit anderen und das Spüren des Klangs so genossen, es war so schön wieder mit anderen zu musizieren. Zuvor war es Routine. Die Dinge, die selbstverständlich waren, schätzt man jetzt wieder mehr. Ich hoffe man kann das bewahren.Gibt es etwas, was Sie sich für Ihre Arbeit wünschen?Das ist eine schwierige Frage. Nun, die Zwischenlösung mit den kleinen Konzerten und den Hygieneregeln ist für den Moment zwar gut, aber auf Dauer ist das nicht dasselbe. Ich weiß nicht wie sehr Konzertbesucher das genießen. Ich habe kürzlich ein Bild aus dem Musikverein gesehen mit den vielen leeren Plätzen. Das war schon eigenartig. Deshalb wünsche ich mir einen Impfstoff oder ein Medikament, damit die Einschränkungen gelockert werden können. Sonst habe ich auch keine konkreten Ideen. Für mich sind das Streaming und die ganzen Onlinekonzerte keine Alternative. Das ist nicht vergleichbar mit einem reellen Kultur- oder Konzerterlebnis. Die Alternativen, die zur Überbrückung sicher gut waren, sind auf Dauer keine Lösung. Aber diese Erkenntnis ist auch positiv. Die Menschen vermissen die Kunst und sehnen sich danach. Das habe ich immer gehofft.Gibt es noch etwas, was Sie uns mit auf den Weg geben wollen?Am 4. Dezember darf ich das vierte Beethoven-Klavier-Konzert noch im Beethoven-Jahr! Im Herkulessaal in München spielen. Auf dieses Konzert freue ich mich ganz besonders und hoffe sehr, dass wir 2020 Beethoven noch würdigen können. Falls es wirklich stattfindet, möchte ich alle dazu einladen! Auf den Weg geben möchte ich allen viel Geduld, Verständnis füreinander, den unterschiedlichen Umgang mit der Situation, jeder reagiert anders, und dass man doch versucht sich gegenseitig zu unterstützen.
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SAMMLUNG VON ERFAHRUNGEN UND ERLEBNISSEN Mai - Juni 2020
Ulli Gollesch
bildende Künstlerin und Kunstpädagogin, ÖsterreichWie hast du die Corona-Zeit als Künstlerin erlebt?Künstlerisch gesehen hat sich für mich nicht viel verändert. Ich befinde mich in einer intensiven Vorbereitungsphase für eine Einzelausstellung, die im Herbst geplant ist. Ich fühle mich wie immer, denn dass ich mich zurückziehe um zu arbeiten, ist nichts Neues. Auch die Themen, die wegen der Krise aufkommen, sind es nicht. Isolation habe ich zum Beispiel schon oft in meiner Kunst behandelt. Vielleicht weil ich ein melancholischer Mensch bin. Die pure Einsamkeit hat mich also noch nicht überfallen, aber auch die Überkreativität hat sich nicht gezeigt. Ich arbeite immer und überall – auch im öffentlichen Raum oder in meiner kleinen Druckwerkstatt. Meist ein bisschen unstrukturiert und ja, ich würde sagen ich spüre die Krise so gesehen gar nicht. Natürlich könnte meine Ausstellungen im September abgesagt werden, aber dann bricht für mich auch keine Welt zusammen. Ich bin auch Kunstlehrerin und deshalb nicht so abhängig. Im Homeschooling (Bildnerische Erziehung) entstanden mit meinen Schüler/innen tolle Diskussionen über zeitgenössische Kunst, über das Verständnis von Kunst und die Interpretation von Kunstwerken. Ein Projekt mit Künstlern des Forum Stadtparks konnte online ebenso umgesetzt werden inklusive einer Online-Ausstellung. Pädagogisch war das Homeschooling in der Menge schon belastend. Ich habe ja einen gewissen Anspruch als Kunstlehrerin, der persönliche Kontakt in der Schule fehlte sehr und der Ausgleich in der Natur oder im Atelier wurde für mich somit umso wichtiger. Meine eigene Galerie, der „Kunst off-space Narrenkastl“ läuft ganz normal weiter. Es handelt sich dabei um ein Schaufenster und das Konzept basiert darauf, dass sich die Leute die Kunst im Vorbeigehen anschauen oder sich rundum die Uhr kurz hinsetzen können. Das ist also kein Problem, der Abstand kann optimal eingehalten werden und Vernissagen veranstalte ich auch keine. Darüber hinaus beschäftige ich mich mit einer Begegnungszone in meiner Heimatgemeinde Frohnleiten. Es gibt seit Ostern 2 Litfaßsäulen, auf denen Vorbeikommende Kunstwerke, Nachrichten, Allerlei hinterlassen können – dies wird eine temporäre Geschichte bis Ende Mai. Die Aktion wird gut angenommen, es ist ein besonderes Grätzel entstanden – eine Nachbarschaftskreativität ‒ und ich hoffe, dass sich das Projekt noch weiterentwickelt. Geplant sind Spieletreffs ab Ende Juni mit Tischtennis oder andere gemeinsame Aktionen.Wann und wo wirst du deine Arbeiten zeigen? Wird es eine Vernissage und ein Künstlergespräch geben?Von 12. September bis 24. Oktober 2020 bespiele ich die Galerie Marenzi in Leibnitz mit der Ausstellung „Geschichten aus der Schublade“. Die Eröffnung findet am 11. September um 19 Uhr statt. Mit Maske und Abstandsregeln versteht sich. Die Galerie hat ca. 150 Quadratmeter, somit wird es nicht zu eng. Die Ausstellungeröffnung wird Heidrun Primas (Forum Stadtpark) machen. Text zur Ausstellung: „Hat nicht jeder diese Schublade, voll mit alten Dingen der Ver¬gangenheit, ein kleines fantastisches Archiv an Erinnerungen und Zitaten, dass nicht einfach ausgeräumt werden kann, ohne darin einzutauchen und noch den kleinsten oder skurrilsten Gegenstand intensiv mit Gedankenbildern zu verbinden?“ Ein Konglomerat an Geschichten - eine Ansammlung voller Inspirati¬onen, Gefundenes oder Erforschtes, festgehaltene Momente. Wieder zum Vorschein gebrachte Überreste - eine Archäologie der eigenen Biografie - inszeniert und reflektiert.
Weiblich. Vertieft und verarbeitet. Eine multimediale Ausstellung.Welche Bedeutung hat die Interaktion mit dem Publikum für dich?Ich bin eine leidenschaftliche Netzwerkerin und liebe es, mich mit Menschen auszutauschen. Hier und da sind Geschichten auch Inspirationen für mich – ich bin eine Sammlerin. Jeder trägt Geschichten, Erinnerungen oder Erfahrungen mit sich umher – ist es doch das Schönste gemeinsam darüber zu reflektieren oder zu philosophieren.Gibt es noch etwas, das du uns aus Künstlerinnensicht mit auf den Weg geben willst?Ich denke es ist wichtig stets an sich und seine eigenen Projekte zu glauben und dahinter zu stehen. Zu schaffen ist etwas so Bedeutsames – einen Ausdruck zu haben und diesen in etwas umzusetzen. Kunst und Kultur ist eine wichtige Essenz des Lebens. -
Foto: privatWie hast du die Corona-Zeit als Künstlerin in Bozen erlebt?Die Corona Zeit war für mich von Anfang an eine extrem produktive. Ich habe täglich zwei kleine Tuschearbeiten zur Serie TRACKS gemacht, wo die Natur/der Wald das zentrale Motiv ist. Zu Beginn waren die Arbeiten schwarz/weiß wie in der Serie „Tracks“. Im Laufe der Corona-Zeit änderte sich die Farbigkeit und die Stimmung in meinen Bildern. Mit den verschärften Einschränkungen und der Dauer der Quarantäne wurden die Farben wärmer, intensiver und die Bilder sinnlicher. Die Sehnsucht ins Freie, in den Wald zu gehen wurde immer stärker.Ich habe den Eindruck, dass die Maßnahmen in Südtirol bzw. Italien strenger waren, als bei uns in Österreich….Genau. In Bozen war es zu Beginn so, dass man sich nur 200 Meter von seinem Wohnort entfernen durfte. Das war etwa drei Wochen der Fall. Man konnte nur zum Einkaufen rausgehen und um kurze Spaziergänge zu machen. Sport war nicht erlaubt. Wir bekamen jede Woche neue Regeln und Maßnahmen-Pakete. Zuerst waren diese sehr streng, dann wurde der Bewegungsradius von 200 auf 400 Meter erweitert. Irgendwann durfte man wieder ein wenig Sport machen, zumindest Laufen. Radfahren war noch nicht erlaubt. Freunde und Familie durfte man ebenso wenig besuchen. Nach zwei Monaten bestand die Lockerung darin, dass man zu Fuß soweit gehen durfte, wie man konnte. Erst jetzt, Ende Mai, darf man sich in Südtirol wieder frei bewegen, auch mit dem Auto fahren und die Freunde und die Familie treffen. Maskenpflicht besteht nach wie vor, sobald man die Wohnung verlässt.Ich weiß, dass du ein kleines Atelier in der Wohnung hast. War das ein Glücksfall?Ja. Es war so, dass ich mein Atelier aufgeben musste, da ich als Künstlerin die ersten zwei Wochen nicht in mein Atelier gehen durfte. In weiser Voraussicht habe ich mir zuhause einen Raum zum Arbeiten eingerichtet. Das Gute war, dass es immer schönes Wetter gab. Das hat die Corona-Zeit leichter gemacht. Vor allem für jene, die einen Balkon hatten.Wie kann man sich die „Corona-Produktivitätssteigerung“ im Vergleich zu einer normalen Schaffensphase vorstellen?Ich habe das Pensum eines normalen Jahres nun in zwei Monaten geschafft.Du hast die Corona-Zeit also gut genutzt und warst produktiv. Hast du auch schon Pläne, wo du die Bilder zeigen wirst?Es gibt bereits geplante Ausstellungen, die demnächst stattfinden – wenn auch noch nicht klar ist, wie und ob es eine Vernissage geben wird und ob Kontakt mit dem Publikum möglich sein wird.Wann dürfen in Südtirol wieder Ausstellungen stattfinden?Die Museen dürfen am 29. Mai für das Publikum öffnen. Im Juni werde ich Arbeiten im Museion in Bozen zeigen. Die zweite Ausstellung im Juni, in der ich Arbeiten der Serie TRACKS zeige, wird im Palais Mamming Museum in Meran stattfinden. In dieser Ausstellung findet ein Künstlergespräch, leider ohne Publikum, statt. Das Gespräch wird aufgezeichnet und ins Netz gestellt.Was waren die größten Herausforderungen während der Corona-Quarantäne?Die größte Herausforderung war für mich die soziale Distanz. Niemanden treffen zu dürfen, keine Familie, keine Freunde. Wobei es mit den zunehmenden Videotelefonaten auch eine positive Entwicklung gab. Manche Kontakte wurden dadurch wieder intensiviert. Ich habe das als sehr intensive Zeit erlebt, jedoch auch als Zeit, in der leider viele Ausstellungen abgesagt werden mussten.Welche Rahmenbedingungen brauchst du als Künstlerin, um wieder „normal“ arbeiten zu können?Grundsätzlich sind die Rahmenbedingungen jetzt wieder gegeben. Allerdings muss man sich als Künstler Gedanken machen, wie ein alternativer Ausstellungsmodus stattfinden kann. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, die Arbeiten verstärkt ins Netz zu bringen und virtuelle Führungen und Künstlergespräche zu machen, wie es einige Museen jetzt schon praktizieren. Dennoch sind die Interaktion und der Kontakt mit dem Publikum das Wichtigste.Gibt es in Italien Hilfsprogramme für Künstler?In Südtirol wurde vom Künstlerbund und der Südtiroler Landesregierung eine Initiative gestartet, um Künstler in dieser Zeit zu fördern. Es gab eine Soforthilfe von 600,- Euro, die hat gut funktioniert. Als Tätigkeitsnachweis stellte man dafür ein Kunstwerk, das zum Kauf angeboten wurde, auf einer eigenen Plattform online. Eine zweite Initiative wurde vom Staat für Freiberufler und Unternehmer geschaffen. Diese Hilfe war vom Einkommen desselben Monats im letzten Jahr abhängig. Künstler verdienen jedoch nicht regelmäßig. Wenn also das Einkommen im April 2019 schlecht war, wirkt sich das auch auf die Hilfe im Jahr 2020 aus.Wie siehst du die nächsten Wochen und Monate?Jetzt ist für mich eine gute Zeit, um Initiative zu ergreifen, aktiv zu werden und Projekte zu initiieren. Ich fühle mich in einer Aufbruchstimmung.
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Foto: privatWie hast du als Künstlerin die Corona-Zeit erlebt?Für mich war es von hundert auf null innerhalb von einem Tag. Ich hatte bis Mitte März eine vierwöchige Probenphase für ein Opernprojekt in der Nähe von Karlsruhe, bei dem ich die Rosalinde in der Fledermaus gesungen hätte. Das heißt viele Leute, volle Tage, wunderbare Musik, tolle Erfahrungen und sehr kreative Arbeit. Wir mussten dann den letzten Probentag ausfallen lassen, da die öffentlichen Gebäude zugesperrt wurden und wir damit nicht mehr in unseren Probensaal konnten. Wir haben uns also am eigentlich letzten Probentag vor dem Gebäude getroffen. Die Ansage, ihr dürft nicht mehr hinein, kam erst morgens. Wir konnten nur eine kurze Abschlussbesprechung im Freien abhalten. Wir haben uns voneinander verabschiedet und waren alle ein wenig irritiert. Die meisten haben schon Züge nachhause gesucht, weil wir befürchtet hatten, nicht mehr nachhause zu kommen. Wir waren ein internationales Team. Aber keiner von uns hat zu dem Zeitpunkt wirklich gedacht, dass dieses Festival nicht stattfinden kann. Die Proben haben im März aufgehört und im Mai wurde kommuniziert, dass das Festival nicht in der Form stattfinden kann. Stattdessen wird es kleinere Konzerte geben.In welchem Zeitraum hätte das Festival ohne Corona stattgefunden?Das Festival war mit mehreren Produktionen von Juli bis August geplant. Eine Produktion wäre die „Fledermaus“ mit 20 Vorstellungen gewesen.Gibt es für dich nun schon neue Perspektiven?Ich wurde diese Woche für vier Konzerte eingeladen. Das Programm steht noch nicht ganz fest, da die Mitarbeiter bis zuletzt versucht hatten, das Festival zu retten. Nicht zuletzt für das Publikum, da es ein sehr etabliertes und beliebtes Open-Air-Festival ist. Zum Glück werden die Produktionen nächstes Jahr nachgeholt. Die vier Konzerte sind aber ein erster Schritt und man wollte wohl auch für das Publikum präsent bleiben und uns Künstler nicht im Regen stehen lassen. Es ist schön zu hören, dass andere Formate, gezwungenermaßen kleinere Formate, umgesetzt werden.Ich höre bereits Aufbruchstimmung heraus. Aber wie war die erste Zeit nach dem Abbruch der Proben?Die erste Zeit war ich noch sehr engagiert bei der Sache, da ich mir nicht vorstellen konnte oder wollte, dass die Phase so lange dauern wird. Ich war noch total im Arbeitsmodus und habe liegen gebliebene Sachen abgearbeitet, meine Wohnung in Schuss gebracht und jeden Tag durchstrukturiert. Dann wurde die Phase immer länger und irgendwann nicht mehr absehbar. Ab diesem Zeitpunkt wurde es für mich richtig schwierig. Wenn es keinen richtigen Zielpunkt gibt. Zumal es in meiner Wohnung schwierig ist zu singen. Wir haben dünne Wände und mir war auch bewusst, dass viele Leute jetzt zuhause sind. Und dann wollte ich, als auch abzusehen war, dass ich in der nächsten Zeit erstmal nicht auf die Bühne kann, das nicht ausreizen und dann auch noch eine Geräuschbelästigung sein.Muss man als Sänger weniger üben als ein Geiger oder ein Pianist?Man merkt es als Sänger sehr, wenn man nicht viel üben kann. Vor allem die Kondition leidet darunter.In Österreich waren Hilfsprogramme auch für Künstler, zum Beispiel durch den Künstler-Sozialversicherungsfonds, relativ bald ein Thema. Wie war das in Deutschland?Ich habe mich anfangs nicht so intensiv damit beschäftigt, da ich dachte, das Festival im Sommer findet statt. Ich dachte auch, vielleicht brauchen andere diese Hilfe dringender als ich. Dazu war das ganze System sehr undurchsichtig und verändert sich bis heute immer wieder. Erst gestern habe ich neue Informationen erhalten. Lange hat es so ausgesehen, dass Soloselbstständige, die keine Liquiditätsengpässe haben, keine Hilfe bekommen. Also, dass private Kosten wie Miete nicht zählen. Ich habe kein Atelier, keinen Probenraum, keine Maschine, die zu bezahlen ist. Aus diesem Grund bin ich erstmal aus den „Hilfsprojekten“ rausgefallen. Jetzt wird das nach und nach adaptiert und verfeinert und ich habe große Hoffnungen, dass das System für uns Künstler verbessert wird. Ich habe mich bei einigen Sachen angemeldet und einige Formulare ausgefüllt aber man muss wohl noch Geduld haben. Es ist nicht einfach, aber ich versuche den Mut nicht zu verlieren und hoffe, dass bald wieder eine Art „Normalität“ eintritt. Ich fürchte, dass vielen nicht klar ist, dass sich die Situation noch über einen langen Zeitraum ziehen wird. Das ist nicht mit Ende der Pandemie vorbei, sondern viele Sachen können jetzt einfach nicht gemacht werden, weil sie für Theater nicht rentabel sind. Ohne ein finanziell funktionierendes Theater können auch keine Künstler angestellt werden. Daher werden die Nachwirkungen noch viel länger spürbar bleiben. Als Berufseinsteiger ist es daher schwierig, wieder Fuß zu fassen. Viele Vorsingen wurde abgesagt, Programme und Opern wurden komplett abgesagt. Ich hatte jetzt Glück, dass dieses Festival versucht, kleine Projekte statt dem geplanten Programm umzusetzen. Aber vieles ist ersatzlos gestrichen und damit liegt der Verdienstausfall bei 100 Prozent.Ich höre heraus, man muss als Künstler/Künstlerin im Augenblick auf eine andere Art kreativ werden. Was kann man denn konkret unter den bestehenden Rahmenbedingungen machen?In Österreich dürfen seit Ende Mai Veranstaltungen mit 100 Personen stattfinden – eine Opernproduktion ist damit nicht rentabel… Es war sehr nett, dass einige auf mich zugekommen sind und um Onlineunterricht gebeten haben. Das hat auch sehr viel Spaß gemacht und ich habe mich natürlich gefreut, dass man in dieser Zeit an mich gedacht hat. Ich versuche auch Soloprogramme anzubieten, habe kabarettistisch auch schon einiges gemacht. Die kleinen Programme beinhalten nur zwei Personen auf der Bühne: die Sängerin und den Pianisten. Damit möchte ich dem Publikum ein wenig Fröhlichkeit, Lockerheit und Lachen in der für alle schwierigen Zeit bringen.Gibt es etwas, was du dir für dein Arbeitsumfeld wünschst?Was mir persönlich immer wieder einen Stich versetzt hat ist, dass der Fußballverein sehr oft in den Medien war und sehr oft darüber diskutiert wurde, wann jetzt die Spieler wieder auf das Spielfeld dürfen und andere Bereiche weniger bedacht wurden. Es gibt sehr viele Menschen im Kunstbereich und viele, die von dieser Branche abhängig sind. Ich hatte das Glück, dass ich von „meinem Festival“ immer gut über den Stand der Dinge informiert wurde. Ich weiß aber von anderen Veranstaltern, die bis heute keine Angaben darüber gemacht haben, wie es weiter geht, obwohl es bestehende Verträge gibt. Das „Stand-by-sein“ war auch für mich das Schwierigste an der Corona-Zeit. Nicht zu wissen, wann man für die Bühne bereit sein muss oder ob man sich um andere Dinge bemühen soll, die Ungewissheit. Natürlich konnte keiner wissen wie lange die Situation andauert. Aber ich hoffe, dass wir diese Vorsicht bald wieder ablegen und große Veranstaltungen stattfinden können. Wir Künstler sind alle hungrig darauf, wieder mehr Kunst machen zu können. Ich habe in der Corona-Zeit bemerkt, dass es nicht das Wahre ist, über einen Bildschirm Musik zu hören oder Inszenierungen zu sehen. Das Erlebnis von Bühne und Konzertsaal ist ein anderes. Mir fehlt dieser Kontakt zu meinen Kollegen und zum Publikum.
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Foto: Matthias BausDer Bass David Steffens wurde 2011 zum Abschluss seines Gesangsstudiums an der Universität Mozarteum mit der Lilli-Lehmann-Medaille der Internationalen Stiftung Mozarteum ausgezeichnet. 2010 debütierte er am Salzburger Landestheater, 2018 bei den Salzburger Festspielen. Er erzählt über die Liebe zu seinem Beruf und die Anfänge einer Künstlerkarriere.Sie waren in diesem Sommer in drei Produktionen der Salzburger Festspiele zu hören. Wie hat es sich angefühlt, ein „Festspiel-Künstler“ zu sein?Wenn man an der Universität Mozarteum Salzburg studiert, ist es natürlich der große Traum, einmal auf die andere Seite der Salzach zu wechseln. Nach dem Young Singers Project 2012 wurde ich letztes Jahr das erste Mal von den Salzburger Festspielen eingeladen, die Partie des Fünften Juden in der Strauss-Oper „Salome“ zu übernehmen. Das hat offensichtlich gefallen und ich durfte heuer bei George Enescus „Œdipe“, bei der Wiederaufnahme der „Salome“ und kurzfristig auch noch bei Mozarts „Idomeneo“ mitwirken.War diese Kurzfristigkeit stressig?Nun ja, ich habe ungefähr eine Stunde vor dem Auftritt erfahren, dass ich singen darf und zehn Minuten davor die Noten bekommen. Natürlich ist da Stress dabei. Aber das Adrenalin ist in einem solchen Moment hoch und es war sehr schön. Vor allem war es toll, den musikalischen Leiter Teodor Currentzis auf diesem Wege kennenzulernen.Seit der Saison 2015/16 sind Sie Mitglied des Ensembles an der Staatsoper Stuttgart. Die ersten Eindrücke?Ich hatte in Stuttgart das Glück, dass die Sänger kontinuierlich aufgebaut werden. Ich habe mit relativ überschaubaren Partien begonnen und wurde nach der Premieren-Saison mit dem „Figaro“ für eine erste Hauptrolle angefragt. Man kann an einem großen Theater wie Stuttgart neue Rollen lernen und hat perfekte Arbeitsbedingungen, ein wunderbares Orchester und einen großen Chor. Dennoch ist man als Ensemblesänger geschützt und kann auch Dinge ausprobieren.Und wie war der Weg dorthin?Nach meinem Abschluss am Mozarteum ging ich zuerst ans Opernstudio Zürich, um danach für zwei schöne Jahre ans Stadttheater Klagenfurt am Wörthersee zu wechseln. Auch dort hatte ich das Glück, als junger Sänger nicht „verbraten“ zu werden. Oft müssen Nachwuchssänger große Partien bewältigen, denen sie noch nicht gewachsen sind, aber ich hatte in Klagefurt genügend Zeit, mich in Ruhe zu entwickeln. Man muss sich in den ersten Jahren zunächst einmal selbst kennenlernen, um zu merken, wo die Stimme hintendiert, was die Stimme kann und in welchem Repertoire man sich wohlfühlt. Natürlich möchte man von Anfang an möglichst viel arbeiten und universell einsetzbar sein, aber man muss auch seine Stärken kennen – und die lassen sich oft erst auf der Bühne herausfinden.Haben Sie Ihre Karriere selbst geplant und organisiert, oder benötigt man eine Agentur?Ich habe bereits während des Studiums an mehreren Vorsingen teilgenommen und bin durch die halbe Republik bis Norddeutschland gefahren, ohne dass es gleich funktioniert hätte. Das kann eine ziemlich frustrierende Zeit sein und man fragt sich: Ist es wirklich das Richtige, was ich da mache? Aber zum Glück hat mich eine kleine Agentur schon bei den Uni-Produktionen am Mozarteum gehört. In der Regel läuft es dann so, dass dich ein Agent bei zehn, zwanzig Häusern vorschlägt und man von einigen zum Vorsingen eingeladen wird. Komplett ohne jemanden im Hintergrund ist es wahnsinnig schwierig, an die großen und auch kleinen Theater zu kommen – die haben hunderte Blindbewerbungen auf dem Tisch.Was würden Sie jungen Absolventinnen und Absolventen konkret raten?Ich glaube, heutzutage ist der Einstieg am ehesten über ein Opernstudio an einem guten Theater zu schaffen. Dort hat man die Möglichkeit, Agenturen vorzusingen, Dirigenten kennenzulernen und sich ein Netzwerk aufzubauen. Man muss auch einfach den Mut haben, sich möglichst vielen Menschen vorzustellen, Leute anzuschreiben und anzusprechen. Was soll schon Schlimmeres passieren, als dass man keine Antwort bekommt? Umgekehrt ist eine Einladung zum Vorsingen schon der erste Schritt. Und oft erinnert sich nach fünf, sechs Jahren doch jemand an einen.In Ihrer Heimat Deutschland gibt es mit der ZAV-Künstlervermittlung der Bundesagentur für Arbeit sogar Unterstützung durch eine öffentliche Stelle…Ja, die ZAV hat mir sehr geholfen. Die kam damals auch regelmäßig zum Vorsingen an der Universität Mozarteum und hat mir das erste Engagement in Klagenfurt vermittelt. Der Vorteil ist, man muss erst einmal keine Agentur-Provisionen zahlen. Das ist essenziell, weil die Gagen zu Beginn niedrig sind.Wie haben Sie sich eigentlich auf solche Auditions vorbereitet?Für das Vorsingen sollte man sich ein fixes Repertoire mit gängigen Arien zulegen, keine exotischen und neuen Arien. Man weiß zwar, dass man mehr kann, muss aber auch Vergleichbarkeit herstellen. Wichtig ist, dass man sich in den Rollen wohlfühlt.Wie fit fühlten Sie sich durch das Mozarteum-Studium für den „Arbeitsmarkt“?Meine Lehrer Horiana Brănișteanu und Wolfgang Holzmair haben mich gut vorbereitet, mir innerliche Stärke vermittelt sowie den Umgang mit Kritik. Für mich war es eine sehr gute Zeit an der Universität Mozarteum. Man konnte mit tollen Pianisten arbeiten und richtige Orchesterproben machen. Auch den Stress einer Opernproduktion mitzubekommen, war sehr hilfreich. Das kam mir im Opernstudio in Zürich zugute – an 70 Abenden mit kleinen Partien und chronisch zu wenig Zeit zum Proben. Ich hatte dadurch schon einen Startvorteil gegenüber anderen.Und auf welchem Gebiet hätte es im Studium etwas mehr sein dürfen?Man sollte immer auch den Blick „nach draußen“ im Hinterkopf haben. Ich bin der Letzte, der sagen würde, dass man die Ausbildung am Markt ausrichten soll, weil wir uns an der Uni erst einmal auf die Technik und auf das persönliche Profil konzentrieren müssen. Erst dann kann man sich vermarkten. Aber es wäre hilfreich, ein wenig mehr in Richtung Kontakte und Agenturen zu machen. So könnte man den ersten Schritt etwas erleichtern.Wie haben Sie als Sänger den Arbeitsmarkt bisher erlebt?Der deutschsprachige Markt ist für Sänger weltweit mit am interessantesten. Das liegt daran, dass wir noch die großen Ensembles haben. Aber es ist auch ein wahnsinnig enger Markt. Man misst sich nicht nur mit ehemaligen Kommilitonen, sondern es kommen von überall her wahnsinnig gut ausgebildete Kollegen, die für die gleiche Stelle vorsingen: aus den USA, aus Russland sowie ganz Osteuropa, aus China, Korea und Japan – alle sind da und wollen hier auf diesen kleinen Markt. Wir haben zwar ein paar hundert Bühnen in Deutschland, aber verglichen mit dem Angebot an Sängern ist es doch sehr wenig Platz. Wobei ich als Bass noch das Glück habe, dass man nicht ganz so der Konkurrenz ausgesetzt ist wie ein Sopran oder ein lyrischer Bariton. Da gibt es zehnmal so viele, die sich für eine Stelle bewerben.Was ist dennoch das Tolle an Ihrem Beruf?Zuerst war es die totale Liebe zur Musik. Vom Klavier kommend, konnte ich als Heranwachsender alles über die Musik transportieren. Wunderbar ist natürlich auch der Zuspruch, den man von anderen bekommt. Als Jugendlicher merkt man, dass man etwas kann, das andere nicht können. Man realisiert das Talent. Beim Universitätsstudium wird aber recht schnell klar, dass es nicht nur Talent ist, das einen vorwärtsbringt. Man muss die große Freude auch bündeln und Dinge lernen, die vielleicht im Augenblick nicht so viel Spaß machen – wie in jedem Beruf.
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Liebe Absolvent*innen!
Der Weg von Kunstschaffenden beginnt nicht an der Universität, sondern schon lange vor dem ersten Semester. Das Studium der Künste endet nicht mit dem Examen, sondern eigentlich nie.
Aber viele Künstler*innen erleben ihre Studienzeit als besonders beglückend und wollen sie in ihr berufliches Leben hineinwirken lassen; mit der Uni und ihren Kommiliton*innen in Verbindung bleiben. Und das wünscht sich auch die Universität! Deshalb möchte ich Sie herzlich einladen, dem Alumni-Netzwerk der Universität Mozarteum Salzburg beizutreten.
Neben den vielen Veranstaltungen am Haus stellen die Alumni für uns ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Mozarteum und der Außenwelt dar. So wie der Abschluss an einer namhaften Kunstuniversität die eigenen Karrierechancen erhöht, übernehmen umgekehrt die Absolvent*innen die Rolle von Botschafter*innen des Mozarteums, die das Bild der Universität in der Öffentlichkeit prägen.
Kontakte mit früheren Studienkolleg*innen und Lehrenden, aktuelle Infos aus dem Universitätsleben, Weiterbildungsmöglichkeiten und Serviceangebote – das alles sind Vorteile der Mitgliedschaft im Alumni-Netzwerk. Fühlen Sie sich auch nach Ihrer Ausbildung mit dem Mozarteum verbunden? Möchten Sie das Universitätsgeschehen weiterhin verfolgen und gegebenenfalls mitgestalten? Dann würden wir uns sehr freuen, Sie im Alumni-Netzwerk begrüßen zu dürfen.
Das Rektorat der Universität Mozarteum
Der Weg von Kunstschaffenden beginnt nicht an der Universität, sondern schon lange vor dem ersten Semester. Das Studium der Künste endet nicht mit dem Examen, sondern eigentlich nie.
Aber viele Künstler*innen erleben ihre Studienzeit als besonders beglückend und wollen sie in ihr berufliches Leben hineinwirken lassen; mit der Uni und ihren Kommiliton*innen in Verbindung bleiben. Und das wünscht sich auch die Universität! Deshalb möchte ich Sie herzlich einladen, dem Alumni-Netzwerk der Universität Mozarteum Salzburg beizutreten.
Neben den vielen Veranstaltungen am Haus stellen die Alumni für uns ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Mozarteum und der Außenwelt dar. So wie der Abschluss an einer namhaften Kunstuniversität die eigenen Karrierechancen erhöht, übernehmen umgekehrt die Absolvent*innen die Rolle von Botschafter*innen des Mozarteums, die das Bild der Universität in der Öffentlichkeit prägen.
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Das Rektorat der Universität Mozarteum
Die langfristige Verbindung der Universität Mozarteum mit ihren Absolvent*innen ist uns ein besonderes Anliegen. Ziel ist es einerseits, die Vernetzung der Absolvent*innen untereinander zu fördern und andererseits die Bindung an das Mozarteum aufrecht zu erhalten. Wir möchten unsere Absolvent*innen einladen, sich aktiv in die weitere Entwicklung der Universität einzubringen und vom Alumni-Netzwerk zu profitieren.
Dann ist das Alumni-Netzwerk der Universität Mozarteum das Richtige für Sie!
- Sie möchten den Kontakt zu Ihren Studienkolleg*innen aufrecht erhalten?
- Sie möchten Ihren Studienkolleg*innen Ihre neuen beruflichen Koordinaten mitteilen?
- Sie möchten weiterhin Informationen über die Universität Mozarteum erhalten?
- Sie möchten von den Weiterbildungsmöglichkeiten unseres Career Center zu ermäßigten Preisen profitieren? Oder aktiv am Programm des Career Centers mitwirken?
- Sie möchten eine persönliche kostenlose E-Mailadresse der Universität Mozarteum erhalten?
- Sie möchten ein künstlerisch-wissenschaftliches oder wissenschaftliches Forschungsprojekt einreichen?
- Sie möchten weiterhin Veranstaltungen zu ermäßigten Preisen besuchen?
- Sie möchten uns Ihre Erfahrungen mitteilen und nachkommende Künstlergenerationen damit unterstützen?
- Sie möchten Ihre Ideen einbringen?
- Sie möchten Mentor*in für Studierende werden?
- Sie möchten uns helfen, ein erfolgreiches Netzwerk aufzubauen und ein Teil davon sein?
Dann ist das Alumni-Netzwerk der Universität Mozarteum das Richtige für Sie!
- ANMELDUNG
Bitte senden Sie den Anmeldeabschnitt des Infofolders per Post an Iris Wagner, Mirabellplatz 1, 5020 Salzburg oder senden Sie die erforderlichen Daten per E-Mail an alumni@moz.ac.at - ALUMNI COMMUNITIES / SCHWARZES BRETT / MOZ_ONLINE
Mit Ihrem Pin Code können Sie MOZ_ONLINE nutzen, Prüfungsergebnisse ausdrucken, Informationen über Sie für andere Alumni bereitstellen, ehemalige Kolleg*innen suchen und kontaktieren...
Mentoring – eine Begleitung vom Studium in den Beruf

Das Mentoring-Programm „für den Berufseinstieg“ richtet sich sowohl an Studierende in der Abschlussphase ihres Studiums als auch an Absolvent*innen der Universität Mozarteum.
Studierende in der Abschlussphase ihres Studiums erhalten praktische Unterstützung von Absolvent*innen mit mehrjähriger Berufserfahrung bei der Planung und Gestaltung ihres Berufseinstiegs. Es handelt sich um ein institutionalisiertes Mentoring-Programm mit strukturiertem Rahmen.
An Studierende, Mentees: Sie möchten am Beginn Ihrer Karriere vom Wissen und der Erfahrung anderer Absolvent*innen profitieren und wertvolle branchenrelevante Informationen erhalten? Themen wie Berufseinstieg, Selbstorganisation, Auslandsaufenthalte, Informationen zu beruflicher Praxis, Stressbewältigung etc. interessieren Sie?
An Absolvent*innen, Mentor*innen: Sie haben nach dem Studium an der Universität Mozarteum mehrjährige Berufserfahrung gesammelt und möchten diese Erfahrungen ehrenamtlich weitergeben, junge Künstler*innen fördern und ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten?
Die Ziele des Programmes sind:
u:book Aktion für Alumni
Die Universität Wien bietet mit u:book einen besonderen Service für alle österreichischen Bildungseinrichtungen und deren Angehörige. Im Rahmen der Aktion können Sie als Ehemalige der Universität aus verschiedenen Modellen an Laptops, Convertibles und Tablets wählen und diese zu günstigen Preisen erwerben.
Die Aktion findet zwei Mal pro Jahr jeweils zu Semesterbeginn während eines drei- bis vier-wöchigen Verkaufsfensters statt. Das Verkaufsfenster für das Sommersemester 2021 ist vom 22.02. bis 21.03. geöffnet.
So melden Sie sich für die u:book Aktion an:
SMartAt Mobility wendet sich an Künstler*innen und Kreative und bietet Informationen zu Arbeitsrecht, Rechtsformen, Sozialversicherung, Steuern, Urheberrecht und Versicherung. Darüber hinaus bietet SMartAT Mobility Informationen über die Kulturlandschaft in Österreich sowie eine Förderdatenbank.
Almanach der Universität Mozarteum
Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne ein Exemplar Ihres Jahrgangs zu.
Mail an: alumni@moz.ac.at

Das Mentoring-Programm „für den Berufseinstieg“ richtet sich sowohl an Studierende in der Abschlussphase ihres Studiums als auch an Absolvent*innen der Universität Mozarteum.
Studierende in der Abschlussphase ihres Studiums erhalten praktische Unterstützung von Absolvent*innen mit mehrjähriger Berufserfahrung bei der Planung und Gestaltung ihres Berufseinstiegs. Es handelt sich um ein institutionalisiertes Mentoring-Programm mit strukturiertem Rahmen.
An Studierende, Mentees: Sie möchten am Beginn Ihrer Karriere vom Wissen und der Erfahrung anderer Absolvent*innen profitieren und wertvolle branchenrelevante Informationen erhalten? Themen wie Berufseinstieg, Selbstorganisation, Auslandsaufenthalte, Informationen zu beruflicher Praxis, Stressbewältigung etc. interessieren Sie?
An Absolvent*innen, Mentor*innen: Sie haben nach dem Studium an der Universität Mozarteum mehrjährige Berufserfahrung gesammelt und möchten diese Erfahrungen ehrenamtlich weitergeben, junge Künstler*innen fördern und ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten?
Die Ziele des Programmes sind:
- Unterstützung auf dem Weg ins Berufsleben
- Förderung der professionellen Entwicklung von Studierenden
- Realistische Einblicke in relevante Berufsfelder
- Die Weitergabe von beruflichem Wissen und Erfahrungen
- Berufsorientierung, Formulierung von Zielen
- Bildung und Erweiterung von Netzwerken

Die Universität Wien bietet mit u:book einen besonderen Service für alle österreichischen Bildungseinrichtungen und deren Angehörige. Im Rahmen der Aktion können Sie als Ehemalige der Universität aus verschiedenen Modellen an Laptops, Convertibles und Tablets wählen und diese zu günstigen Preisen erwerben.
Die Aktion findet zwei Mal pro Jahr jeweils zu Semesterbeginn während eines drei- bis vier-wöchigen Verkaufsfensters statt. Das Verkaufsfenster für das Sommersemester 2021 ist vom 22.02. bis 21.03. geöffnet.
So melden Sie sich für die u:book Aktion an:
- Suchen Sie sich Ihr gewünschtes Gerät bei u:book aus.
- Fordern Sie Ihre Bestätigung unter alumni@moz.ac.at an.
- Registrieren Sie sich auf https://ubook.at/ für OpenIdP. (Unterpunkt: Angehörige anderer Einrichtungen)
- Schalten Sie Ihren OpenIdP-Benutzer für u:book frei - hierfür laden Sie die Bestätigung als Nachweis hoch.
- Nach der Freischaltung können Sie Ihr gewünschtes Gerät mit den Zugangsdaten von OpenIdP bei u:book bestellen.


Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne ein Exemplar Ihres Jahrgangs zu.
Mail an: alumni@moz.ac.at
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30. Juni 2022: Alumni- & Emeriti-Treffen mit Ausstellung und Monteverdi
Einweiteres Stück Normalität kehrt zurück und so lädt die Universität Mozarteum zum nächsten Alumni- und Emeriti-Treffen am 30. Juni 2022 ein. Wir treffen uns inmitten der Ausstellung "Achtung International - Salzburg und 100 Jahre Internationale Gesellschaft für Neue Musik" im Foyer der Universität Mozarteum, Mirabellplatz 1 zu einem Umtrunk. Matthew Werley wird uns kurz durch die Ausstellung führen. Im Anschluss laden wir zu Claudio Monteverdis "L’incoronazione di Poppea", die um 19 Uhr beginnt.
Für die Planung des Treffens und die Reservierung der Karten ersuchen wir um Anmeldung bis Donnerstag, 23. Juni unter alumni@moz.ac.at
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11. und 12. Juni 2022: Alumni-Treffen der Schulmusiker*innen in Innsbruck
Ende der 1970-Jahre hat eine Gruppe von sogenannten "Schulmusiker*innen" der Fächer A1, A2 und IGP die Universität Mozarteum (damals noch Hochschule) als Absolvent*innen verlassen und sind dennoch stets in Verbindung geblieben - untereinander aber auch mit ihrer Alma Mater. Nach der allgemeinen "Zwangspause" der letzten beiden Jahre, fanden dieses Jahr wieder dreizehn Alumni und Alumnae aus unterschiedlichen Regionen und Berufsfeldern in Innsbruck zusammen. Mögen noch viele Treffen folgen!
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11. Mai 2019: Alumni- und Emeriti-Treffen mit Hoffmanns Erzählungen
"Die Universität Mozarteum lädt zum nächsten Alumni- und Emeriti-Treffen am Samstag, 11. Mai 2019. Treffpunkt ist um 16 Uhr im Foyer der Universität Mozarteum am Mirabellplatz 1. Nach einem Umtrunk sind alle Alumni und Emeriti zu Les Contes d´Hofmann, Opéra fantastique von Jacques Offenbach herzlich eingeladen. Beginn der Oper ist 17 Uhr im Großen Studio.
Für die Planung und Reservierung Ihrer Karten – gerne auch mit Begleitung – ersuchen wir um Anmeldung bis Mittwoch, 8. Mai 2019, unter der Email-Adresse: iris.wagner@moz.ac.at -
25. Juni 2018: Alumni- & Emeriti-Treffen mit Benjamin Britten
Mit Benjamin Britten entführten wir unsere Alumni und Emeriti ins Elfenreich. Die Opern-Aufführung „A Midsummer Night´s Dream” (siehe Bild) war der Höhepunkt des sommerlichen Alumni- und Emeriti-Treffens an der Universität Mozarteum, das von Rektorin Prof. Elisabeth Gutjahr eröffnet wurde und zu dem wir 50 Gäste begrüßen durften. Mögen noch viele Treffen folgen!
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30. September 2017: Alumni-Treffen der Schulmusiker in Wien
Vierzig Jahre sind vergangen, seit eine Gruppe von Schulmusikern der Fächer A1, A2 und IGP die Universität Mozarteum nach ihrem Abschluss verlassen hat. Der Gruppe gehören Personen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern an: ORF-Redakteure, Universitätsprofessoren, Komponisten, Psychologen, Romanisten, Musiklehrer und viele mehr. Regelmäßige Treffen gehörten in den vergangenen Jahren zum Pflichtprogramm. So fanden am 30. September wieder zwanzig „Schulmusiker“ aus Salzburg, Oberösterreich, Tirol, München und Luxemburg in Wien im Café Prückel zusammen und besuchten in der Folge die Ausstellung des exil.arte Zentrums „Wenn ich komponiere, bin ich wieder in Wien“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Der Tag klang mit einem gemütlichen Heurigenbesuch aus. Wir freuen uns auf viele weitere Treffen!
Reihe 1 v.l.: Lilli Schumacher, Oskar Aichinger, Christine Pertlwieser, Renate Burtscher, Ilse Hartl, Brigitta Neidl, Thomas Krisch; Reihe 2 v.l.: Edeltraud Burtscher (geb. Fritsch), Christine Lechner, Josef Holzmann, Angelika Aigner-Rauth, Gertrud Kotschy, Gabi Kranawitter, Franz Zaunschirm, Angela Schindler; Reihe 3 v.l.: Jean Schumacher, Egon Achatz, Marion Enzelsberger, Christa Haidl, Wolfgang Mayrhofer -
15. Juni 2016: Alumni- & Emeriti Treffen
Das 6. Alumni- & Emeriti-Treffen wird im Rahmen der Ausstellungseröffnung „100 Jahre Internationale Sommerakademie“ und der Premiere von Francis Poulencs Oper „Dialogues des Carmélites“ am 15. Juni stattfinden. Wir laden alle unsere Alumni und Emeriti sehr herzlich dazu ein! Wir treffen uns um 17 Uhr im Foyer der Universität Mozarteum, Mirabellplatz 1 zu einem Umtrunk. Um 18 Uhr wird die Ausstellung der Sommerakademie feierlich eröffnet und um 19 Uhr beginnt die Oper im Gr. Studio, für die wir Karten vorbereitet haben.
Für die Planung und Reservierung ersuchen wir um Anmeldung bis Freitag, 10. Juni 2016 unter der Email-Adresse iris.wagner@moz.ac.at
Wir freuen uns auf ein Treffen mit Ihnen!
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15. April 2016: Drittes Bildhauerei-Alumini-Treffen
Seit Beginn der Ausbildung für Kunsterziehung 1976 hatte sich der 2014 verstorbene Mozarteum-Professor Ruedi Arnold in „seiner Klasse“ stets besonders um ein gutes Klassenklima und eine positive Gruppendynamik bemüht. Die vielen intensiven und prägenden Erlebnisse – insbesondere bei Exkursionen mit Zelten zu Biennale oder Documenta – boten bereits bei zwei Bildhauerei-Alumni-Treffen den Generationen verbindenden Gesprächsstoff. Anlässlich des 40-Jahre-Jubiläums des Departments für Bildende Künste, Kunst- und Werkpädagogik wurde am 15. April im Rahmen des „Rundgangs 2016“ ein drittes Treffen von Absolventen der Klasse für Bildhauerei am Mozarteum organisiert. Unter den etwa zwanzig Teilnehmern waren ebenso ehemalige Studierende aus der „Gründerzeit“ wie jüngste Absolventinnen und Absolventen vertreten.
Neben dem Besuch der hausinternen Ausstellungen war ein Höhepunkt die Möglichkeit, erstmals die Video-Interviews mit emeritierten Professorinnen und Professoren zur Geschichte des Departments zu sehen, welche Bernhard Gwiggner gemeinsam mit Sigrid Langrehr (Kamera, Schnitt) von 2011 bis 2013 geführt hat. Die Wandlungen der Ausbildungsformen, der Erziehungsphilosophien, der Künste sowie der Wandel der Zeiten waren nicht nur in den Interviews nachvollziehbar, sondern an diesem Tag leibhaftig spürbar durch und diskutierbar mit den teilnehmenden Alumni. Weitere Bildhauerei-Alumni-Treffen werden folgen. Ad multos annos! -
22. August 2015: Alumni- & Emeriti-Treffen
Erstmals fand das Alumni- und Emeriti-Treffen der Universität Mozarteum im Rahmen des Preisträgerkonzertes der Internationalen Sommerakademie Mozarteum statt. Schauplatz war der Großen Saal in der Schwarzstraße 28, am 22. August um 19:30 Uhr. Die besten Studierenden aller Meisterklassen der Internationalen Sommerakademie Mozarteum 2015 sangen und spielten aus ihrem Solo- und Kammermusikrepertoire. Die Preisträger wurden von einer unabhängigen Jury gemeinsam mit der Leitung der Sommerakademie ausgewählt. Im Anschluss an das Konzert trafen wir uns zum gemeinsamen Empfang im Wiener Saal (siehe Fotos). Vielen Dank für Ihr Kommen!
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28. Juni 2014: Alumni- & Emeriti-Treffen
Erstmals findet das Alumni- und Emeriti-Treffen der Universität Mozarteum im Rahmen einer Theaterproduktion des Thomas Bernhard Institutes statt. Wir laden unsere Alumni und Emeriti sehr herzlich zum bereits 4. Alumni- und Emeriti-Treffen mit einem Besuch der Theaterproduktion "Camelot" am Samstag, 28. Juni 2014 ein. Wir treffen uns um 19:30 Uhr im Restaurant "Hibiskus" am Mirabellplatz 1 in Salzburg. Nach einem kleinen Umtrunk und Grußworten unseres Rektors Reinhart von Gutzeit besuchen wir gemeinsam das Theaterstück "Camelot" im Theater im Kunst Quartier in der Paris-Lodron-Str. 2a. Der Beginn der Aufführung ist um 20:30 Uhr. Für die Planung und Reservierung der Karten ersuchen wir um Anmeldung bis Mittwoch, 25. Juni 2014 unter der Email-Adresse iris.wagner@moz.ac.at. Wir freuen uns auf ein Treffen mit Ihnen!
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2. Mai 2013: Alumni- & Emeriti-Treffen
Im Rahmen der Opernaufführung "Le nozze di Figaro" laden wir unsere Emeriti & Alumni sehr herzlich zu einem Treffen um 19 Uhr im Restaurant Hibiskus, das sich im Hauptgebäude der Universität Mozarteum, Mirabellplatz 1, befindet mit anschließendem Opernbesuch ein. Zwischen 19 und 20 Uhr findet ein kleiner Umtrunk statt, die Oper beginnt um 20 Uhr. Für die Planung und Reservierung der Karten ersuchen wir um Anmeldung unter der E-Mailadresse iris.wagner@moz.ac.at. Wir freuen uns auf ein Treffen mit Ihnen!
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23. Januar 2013: ÖH-Kunstpreis und Alumnipreis
v.l.: Malerei, dreiteiliger Akt; Pick ME, Eine Vermittlung von Zimmerpflanzen; Doris Day, Hartschaumplatten und Birkenholz
Am 23. Januar 2013 wurde im Rahmen des 1. ÖH Kunstpreises auch der Alumni-Preis der Universität Mozarteum vergeben. Rektor Reinhart von Gutzeit überreichte den Preis an das Künstlerkollektiv Alpine Gothicmit Christina Breitfuss, Erik Hable und Wolfgang Wirth. Die Siegerarbeit Doris Day ist 2011 als Teil der Serie 10.000 Edelweiss entstanden.
Der ÖH-Kunstpreis für Studierende ging an Sarah Haitzmann mit einem dreiteiligen Akt und der ÖH-Förderpreis wurde Katharina Kapsamer mit dem Werk Pick ME! Eine Vermittlung von Zimmerpflanzen zugesprochen. Die Arbeiten sind vom 24. Januar bis 28. Februar 2013 in der Galerie DAS ZIMMER, Mirabellplatz 1 in Salzbrug zu sehen.
Für die Preise bewarben sich 38 Künstler, davon 22 Absolventen der Universität Mozarteum Salzburg. Neben den Werken der Preisträger werden Arbeiten von Anna Bauer, Rike Bothe, Maria Daxer-Lehner, Iris Greiffenhagen, Tanja Hittenberger, Vanessa Hopfner, Charlotte Rührlinger, Hannah Vulcana Kriechbaum, Angela Lackner, Doris Moser, Brigitte Naprudnik, Hanna Weichselbaumer, Elisabeth Wieder und Amira Willen gezeigt. Die Jury setzte sich aus Veronika Hitzl, Galerie Eboran Salzburg; Heidrun Weiler, Galerie DAS ZIMMER; Dr. Martin Hochleitner, Direktor Salzburg Museum; Dir. Stella Rollig, Künstlerische Direktorin LENTOS Kunstmuseum Linz; MMag. Annelies Senfter, Galerie Altnöder Salzburg; Dr. Veit Ziegelmaier, Kurator und Sammlungsleiter Museum der Moderne sowie Rupertinum Salzburg, zusammen.
v.l.: Rektor Reinhart von Gutzeit, Christina Breitfuss, Wolfgang Wirth, Sarah Haitzmann, Katharina Kapsamer, Milan Stojkovic, Heidrun Weiler, Kulturreferentin der ÖH Galerie DAS ZIMMER und Initiatorin des Projektes -
6. Januar 2013: Alumni-Treffen und Neujahrskonzert
Am 6. Januar 2013 trafen sich Mitglieder des Alumni-Netzwerks beim Neujahrskonzert der Bläserphilharmonie Mozarteum Salzburg im Gr. Festspielhaus.
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21. Juni 2012: Emeriti- & Alumni-Treffen
Im Rahmen der Opernaufführung "Aci, Galatea e Polifemo" laden wir unsere Emeriti & Alumni sehr herzlich zu einem Treffen im Restaurant Hibiskus, das sich im Hauptgebäude der Universität Mozarteum, Mirabellplatz 1, befindet mit anschließendem Opernbesuch ein. Treffpunkt ist um 19 Uhr. Wir freuen uns, ehemalige Kollegen, Absolventen und Vertreter sowie Lehrende der Universität Mozarteum zusammenzuführen und so den Kontakt zu ihrer Alma Mater erneut aufleben zu lassen. Zwischen 19 und 20 Uhr findet ein kleiner Umtrunk statt, die Oper beginnt um 20 Uhr. Für die Planung und Reservierung der Karten ersuchen wir um Anmeldung unter der E-Mailadresse iris.wagner@moz.ac.at. Wir freuen uns auf ein Treffen mit Ihnen!
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25. September 2009: Alumni-Treffen der "Kirchenmusiker"
Nächstes geplantes Treffen 2013 in Landshut - Details werden noch bekannt gegeben